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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ein Werwolf. Menschen sind für ihn Nahrung. Alle Menschen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sie aussuchen und herauspicken, als wären sie an einem Buffet. Du etwa?“
    „Ich weiß nicht. Du bist die Expertin.“
    Die war ich, und ich war völlig ratlos.
    „Das hier könnte ihr Lager sein. Wenn wir uns draußen positionieren und eine Weile warten, sollten wir eigentlich ein paar von ihnen erwischen.“
    „Werden sie uns nicht wittern?“
    „Vielleicht. Hängt davon ab, aus welcher Richtung sie kommen.“ Ich zuckte die Schultern. „Mir fällt nichts Besseres ein.“
    „Ein Versuch kann nichts schaden.“
    Ich stimmte ihr zu, und wir gingen zurück zum Eingang.
    „Ich hasse es, sie hier so zurückzulassen.“ Jessie drehte sich um und musterte die Knochenspur.
    „Sie werden es nicht wissen.“
    „Ich aber.“
    Ich verstand ihr ungutes Gefühl. Menschen begraben ihre Tote n – auf einem netten Friedhof. Oder sie verwahren ihre Überreste in einer hübschen Urne auf dem Kaminsims. Sie ließen ihre von Werwölfen abgenagten Knochen nicht in einem stillgelegten Bergwerk liegen. Und wir würden das auch nicht.
    „Sobald das hier vorbei ist, wird Edward ein Team herschicken“, versprach ich. „Man wird die Opfer identifizieren und ihre Angehörigen informieren, falls sie welche haben.“
    Und sie belügen , höhnte mein Verstand.
    „Falls sie irgendwelche Angehörigen hätten, bezweifle ich, dass sie hier drinnen wären. Es ist schon traurig, findest du nicht? Zu verschwinden, ohne dass irgendwer auch nur bemerkt, dass du weg bist.“
    Mir gefiel die Vorstellung eigentlich. Niemand, der einen betrauert. Niemand, der einen beweint. Niemand, der sich wünscht, ebenfalls gestorben zu sein.
    „Du weißt, dass wir sie hierlassen müssen, Jessie“, sagte ich leise. „Wenn wir sie rausholen, warnen wir damit die Werwölfe. Indem wir publik machen, dass es in Crow Valley einen Haufen menschlicher Knochen gibt, zerstören wir jede Möglichkeit herauszufinden, was hier geschieht, und es zu stoppen.“
    „Ich weiß. Aber das heißt nicht, dass es mir gefällt.“
    Sie stakste davon, und ich ließ sie gehen. Das hätte ich besser nicht getan.
    „Hmpf“, war alles, was sie von sich gab, als der Wolf durch den Eingang geschossen kam und ihr gegen den Brustkorb sprang.
    Das Biest schnappte sofort und ohne Vorwarnung nach ihrer Kehle. Ein hervorragender Beweis dafür, dass es sich um einen Werwolf handelte. Wölfe attackieren einfach keine Menschen. Es widerspricht ihrer Natur. Werwölfe hingegen sind von Haus aus unnatürlich.
    Knurrend und schnappend legte sich der Werwolf mit allem, was er hatte, ins Zeug, um Jessies Leben zu beenden. Er war wirklich angepisst. Ich nahm an, dass wir geheiligten Boden betreten hatten oder so was in der Art. Bei diesen Biestern konnte man nie wissen.
    Jessie war schnell, und sie hatte schon früher mit Werwölfen zu tun gehabt. Sie packte ihn am Hals und stemmte die schnappenden Kiefer von ihrem Fleisch weg.
    Ich schoss ihm in den Kopf. Flammen loderten auf und erhellten Jessies blasses, schockiertes, blutbespritztes Gesicht.
    Sie wuchtete den Wolf auf den Boden und rollte sich weg. Ich trat zwischen die beiden und sah nach draußen. Er war allein gewesen. Zumindest für den Moment.
    Ich hastete zurück, griff nach Jessies Ellbogen und zog sie hoch. „Lass uns abhauen.“
    Sie stand auf, holte ihr Gewehr, das in eine Ecke geflogen war, als er sie attackiert hatte, dann folgte sie mir aus dem Stollen.
    „Alles okay?“, fragte ich.
    Jessie nickte. Ich warf einen raschen Blick auf ihre Hände und sah, dass sie zwar rote Striemen an den Handflächen, aber keine Brandblasen von dem explodierenden Werwolf hatte.
    „Fahren wir zurück zu dir.“
    „Wir wollten jagen.“
    „Ich glaube, das haben wir schon.“
    „Abe r – “
    „Vergiss es, Jessie. Wir können zurückkommen, aber ich habe das Gefühl, dass sie es auf uns abgesehen haben.“
    Da der Angreifer ein Werwolf und kein Mensch gewesen war, glaubte ich nicht, dass das Bergwerk der Ort war, an dem sie sich verwandelten. Ich hatte nicht den leisesten Hinweis darauf entdeck t – keine Klamotten, keine Schuhe, keine Unterwäsche.
    Der Stollen war vielleicht nicht ihr Lager, aber irgendetwas war er trotzdem. Ich würde Edward danach fragen müssen.
    Jessie konnte laufen, sogar sprechen. Aber sie war blass, mit Gehirnmasse besudelt, und ihre Hände umklammerten das Gewehr zu fest. Ich ließ sie vorangehen. Im Moment

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