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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ziemlich Ernstem steckten.
    Ein Klopfen an der Fensterscheibe schreckte mich so auf, dass ich beinahe in die Luft gesprungen wäre. Mit gezückter Pistole wirbelte ich herum und fand mich Gesicht an Schnabel mit einer Krähe auf dem Fenstersims wieder.
    Das Vieh legte den Kopf schrä g – erst auf die eine Seite, dann auf die andere, so als versuchte es herauszufinden, was ich war.
    „Hau ab.“ Ich legte die Waffe neben meine Cola und machte mit der Hand eine Schießbewegung, aber ohne Erfolg.
    Krah , erwiderte der Vogel, dann streckte er die Flügel aus und schlug wieder gegen das Glas.
    Ich war so sehr auf die verdammte Krähe konzentriert, dass ich das Kratzen an der Tür erst bemerkte, als es zu spät war. Das Schloss schnappte auf.
    Man hat mir eine Falle gestellt , dachte ich.
    Krähen und Wölfe arbeiten in der Natur zusammen. Vielleicht arbeiteten sie auch auf übernatürliche Weise zusammen. Hatte der lästige Vogel meine Aufmerksamkeit lange genug von der Tür ferngehalten, dass sich einer der bösen Buben Zutritt verschaffen konnte?
    Ich sprintete durch das Zimmer, presste den Rücken gegen die Wand und wartete darauf, dass sich der Eindringling zeigte.
    Er tat es, und ich griff an. Mit einer schnellen, professionellen Bewegung warf er mich hart auf den Rücken, dann stemmte er ein Knie auf meinen Oberkörper.
    „Oh, hallo, Leigh.“
    Cadotte war zurück.
    Er stand auf, dann streckte er mir die Hand entgegen, um mich hochzuziehen. Ich bekam keine Luft.
    „Geht es Ihnen gut?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    Die Badezimmertür ging auf. „Leigh?“
    Cadottes Gesicht schien von innen heraus zu erstrahlen. Er ließ mich einfach auf dem Boden liegen und lief zu Jessie.
    „Will“, flüsterte sie; dann verpasste sie ihm einen Magenschwinger.
    „Au.“ Er massierte sich den Bauch. „Wofür zur Hölle war das denn?“
    Sie zog das Handy von seinem Gürtel und wedelte ihm damit vor der Nase herum. „Schalt es hin und wieder mal ein, du Blindgänger. Du hast mich zu Tode erschreckt.“
    Jessie warf ihm das Handy zu. Er fing es aus der Luft, während sie an ihm vorbei- und ins Wohnzimmer stolzierte. Sie musterte mich, wie ich da auf dem Boden lag, und fragte grinsend: „Hat er dich über die Schulter geworfen?“
    Ich nickte.
    „Er denkt, er ist Jackie Chan.“
    Jetzt gerade dachte ich das irgendwie auch.
    Jessie drehte sich zu Will um. „Wo ist meine Pistole?“
    „In meinem Kofferraum.“
    „Da wird sie dir eine Riesenhilfe sein.“
    „Mit einer geladenen Schusswaffe angehalten zu werden, wäre nicht gesund für mich, Jess.“
    Ich schaffte es, aus eigener Kraft aufzustehen, dann ließ ich mich auf einen Stuhl fallen. „Warum nicht?“
    Will deutete mit dem Finger auf sein Gesicht. „Indianer. Waffe. Zu viele Cowboys.“
    „Ich kapier es immer noch nicht.“
    Jessie seufzte ungeduldig. „Die Bürgerrechtsbewegung ist noch nicht bis hier gekommen. Es gibt immer noch eine Menge Vorurteile gegen Indianer.“
    „Eine geladene Waffe in einem Auto ist illegal.“
    „Das stimmt. Aber es hätte weitaus schlimmere Folgen als nur eine Verhaftung, wenn man Will mit einer erwischen würde.“ Sie sah ihn an. „Entschuldige. Ich habe nicht weiter gedacht, als dass du vor den Werwölfen sicher bist.“
    Er zuckte die Achseln. „Mir geht’s gut. Aber warum bist du zu Hause, mitten in deiner Schicht, und das nur mit einem Handtuch bekleidet?“
    Jessie warf mir aus zusammengekniffenen Augen einen Blick zu, den ich als ein Halt-die-Klappe verstand. Also tat ich es.
    „Kümmere dich nicht um mich“, sagte sie. „Aber wo bist du gewesen?“
    „In Madison.“
    „Du hättest vor acht Stunden zurück sein sollen.“
    Er wirkte verlegen. „Es kam was dazwischen.“
    Keiner der beiden schenkte mir auch nur die geringste Aufmerksamkeit.
    „Was war es diesmal?“, fragte Jessie.
    Ich konnte es kaum erwarten, zu erfahren, was sein Laster wa r – Alkohol, Drogen, Spielsucht? In Anbetracht von Jessies jähzorniger Ader bezweifelte ich, dass es Frauen waren.
    „Das Buch war uralt, Jess. Praktisch auf Papyrus geschrieben. Du hättest es sehen müssen.“ Sein Gesicht wurde verträumt. „Wirklich bemerkenswert.“
    Sie rollte die Augen, schüttelte den Kopf, dann sah sie mit einem Schulterzucken zu mir. Ich versuchte, nicht zu lachen.
    Cadottes Laster waren Bücher.
    „Ja, schon gut. Aber was stand drin?“
    „Ach so.“ Er zog seine Brille aus der Hemdtasche und aus seiner Hose ein Papierbündel. „Ich musste

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