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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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traute ich diesen Händen auf dieser Waffe in meinem Rücken nicht. Unfälle passierten, aber ich hatte nicht vor zuzulassen, dass sie mir passierten. Zumindest nicht hier und nicht jetzt.
    Wir erreichten das Auto, und ich glitt auf den Fahrersitz. Jessie erhob keine Einwände. Aber als ich den Motor startete, griff sie plötzlich rüber und schaltete ihn wieder aus.
    Ihr Gesicht war so ernst, wie ich es noch nie gesehen hatte. Gespenstisch weiß unter dem trocknenden Blut, die Augen riesig, die Pupillen erweitert.
    „Falls ich je gebissen werden sollte“, sagte sie, „dann erschieß mich.“
    „Jessi e – “
    Sie packte mich am Hals und drückte mir die Luftröhre gerade so weit zu, dass ich den Mund hielt. Ich legte die Finger um ihre Handgelenke. Ich versuchte, ihre Umklammerung zu lösen, aber sie war kräftig und wirkte ein kleines bisschen wahnsinnig.
    „Ich will nicht eins von diesen Monstern werden. Und Wil l … “ Fluchend ließ sie mich los.
    Ich fand es ziemlich edelmütig von mir, sie nicht grün und blau zu schlagen. Stattdessen massierte ich mir die Kehle und ließ sie ausreden.
    „Will würde sagen, dass es keine Rolle spielt. Dass er mich liebt, ganz egal, was ich bin.“
    „Das würde er.“
    „Ich weiß. Ich habe ihn auch geliebt, obwohl ich ihn für einen von ihnen hielt.“
    Ich verstand das nicht. Aber jetzt war nicht die Zeit, das Thema zu vertiefen.
    „Ich hätte ihn erschießen sollen, aber ich konnte nicht.“
    „Gut, dass du es nicht hast, nachdem er dann ja doch keiner war.“
    „Jetzt halt einfach mal die Klappe“, sagte sie, aber da war nicht viel Nachdruck in ihren Worten. „Ich weiß, dass er es nie tun würde. Und vermutlich könnte ich mich auch nicht selbst töten. Ich würde ihn nicht verlassen wollen.“
    „Du würdest lieber ein Fell bekommen, den Mond anheulen und rohe Menschen essen, als ihn zu verlassen?“
    Sie sah mir direkt in die Augen. „Ja.“
    „Gut. Wenn du gebissen wirst, puste ich dir den Kopf weg.“ Ich streckte ihr die Hand entgegen.
    „Mit Silber.“
    Ich zuckte die Achseln. „Das versteht sich von selbst.“
    Sie legte ihre Handfläche gegen meine. „Ich werde für dich dasselbe tun.“
    Ich schätze, das machte uns zu lebenslangen Freundinnen.

21
    Wir schwiegen während der ganzen Heimfahrt. Ich weiß nicht, worüber sie nachdachte, aber mein Kopf war voll mit dem, was passieren würde, falls einer von uns ein Fell wachsen sollte.
    Wäre ich fähig, sie zu erschießen, so wie sie es von mir verlangt hatte? Ja.
    Wäre sie fähig, mich zu erschießen? Es war nicht wirklich wichtig, weil ich nämlich fähig wäre, mich selbst zu erschießen.
    Jessie schloss ihre Wohnungstür auf, dann steuerte sie sofort auf den Anrufbeantworter in der Küche zu.
    „Sie haben keine neuen Nachrichten.“
    Ihr enttäuschter Seufzer berührte etwas zu nah an meinem Herzen. Ich hatte selbst mal geliebt. Er war mir auf grausame Weise genommen worden. Ich wusste, wie sie sich fühlte.
    Will war noch immer nicht zurück; er hatte nicht angerufen, und sie war noch nervöser als zuvor.
    Ich sah auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Nicht gut. Ich fing langsam selbst an, mir Sorgen zu machen.
    „Geh duschen“, ordnete ich an.
    „Leck mich am Arsch.“
    Sie ist zurüühück , spottete ich innerlich. Ich hatte darauf gewartet, dass Jessie aus ihrer Apathie auftauchen würde. Es passte, dass sie es mit einem Fluch tat.
    „Ich verzichte“, gab ich zurück. „Aber trotzdem danke.“
    „Ich will jetzt nicht duschen“, beharrte sie störrisch. „Ich bin immer noch im Dienst.“
    „Und ich wette, dass die Menschen, die zu beschützen du geschworen hast, von deinem neuen Look begeistert sein werden. Blut und Werwolf-Gehirn sind wirklich der letzte Schrei.“
    „Musst du immer recht haben?“ Jessie stapfte in Richtung Badezimmer davon.
    „Das war eine rhetorische Frage, oder?“
    Sie knallte mir die Tür vor der Nase zu.
    Ich öffnete den Kühlschrank und nahm eine Coladose heraus. Anschließend setzte ich mich aufs Sofa und überlegte, welche neuen Erkenntnisse wir hatten.
    Nicht viele.
    Wir wussten noch immer nicht, wo ihr Versteck war, und ich hatte keine Ahnung, was sie damit bezweckten, menschliche Knochen in dem Bergwerk zu verstecken.
    Hector war hier. Da war ich mir ganz sicher. Aber was plante er? Und welche Rolle spielte der braune Wolf? Was war mit der Kraftverzehrer-Legende, von der Will erzählt hatte? Es sah ganz so aus, als ob wir bis zur Hüfte in etwas

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