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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Vielleicht war es das, was der braune Wolf ihnen gesagt hatte.
    Nicht: Lasst sie in Ruhe . Sondern: Schafft eure Ärsche hier weg, bevor ihr euch zurückverwandelt .
    Vor Aufregung stockte mir der Atem. Was, wenn es mir gelingen würde, ihr Versteck zu finden und sie alle zu töten? Damit könnte ich mich selbst, meine Freunde, die ganze Welt retten. Nicht schlecht für eine einzige Nacht.
    Ich konnte sie vor mir hören. Sie bewegten sich schnell. Wenn sie mich abhängen wollten, dann konnten sie das. Zu Fuß wäre ich niemals in der Lage, sie einzuholen.
    Nach ein paar Minuten wurden das Hecheln, das Knurren und das Knacken von Gestrüpp leiser. Schließlich hörte ich nichts mehr außer dem Wind zwischen den Ästen und den Vögeln, die mit der Sonne erwachten.
    Dann plötzlich hörten sie auf zu zwitschern. Ein eiskalter Schauder rann mir über den Rücken, als ein karamellfarbener Wolf mit einem Satz aus den Bäumen links von mir geschossen kam. Mir blieb nur noch die Zeit, mein Gleichgewicht zu verlagern, als er mich traf und zu Boden stieß.
    Ich ließ das Gewehr los, um beide Arme benutzen zu können, aber das riesige Biest drückte meine Hände mit mehr Kunstfertigkeit als ein professioneller Ringer nach unten. Ich wappnete mich innerlich, damit rechnend, im nächsten Augenblick keine Kehle mehr zu haben. Nichts geschah.
    Langsam öffnete ich die Augen. Der Wolf lag mit heraushängender Zunge auf meiner Brust und grinste mich an wie ein großer, dummer Hund. Dann leckte er mich a b – ein langgezogenes Geschlabber von meinem Hals zu meiner Stirn. Sein Atem roch nach Blut. Und ich jetzt auch.
    Ein Heulen stieg zum untergehenden Mond auf. Der Wolf spannte sich an und richtete die Aufmerksamkeit auf die verklingende Melodie. Als er wieder zu mir sah, hatte sich sein Ausdruck verändert. Er knurrte, machte sich bereit zum Angriff. Das war’s .
    Er jaulte auf, als er von mir weggerissen wurde. Ich rappelte mich hoch, sobald ich frei war. Der braune Wolf tötete ihn mit einem einzigen brutalen Biss in die Kehle. Darin war er wirklich gut.
    Blut spritzte auf den Boden wie in einem außer Kontrolle geratenen Monty-Python-Sketch. Ich drehte mich um, suchte nach meiner Waffe, hechtete danach, als wäre es eine Boje inmitten eines riesigen Ozeans. Als ich mit dem Gewehr im Anschlag wieder herumwirbelte, war das einzige Tier auf der Lichtung ein totes.
    Eine Blutspur führte in den Wald.
    Ein paar hundert Meter weiter verlor sie sich, aber ich konnte ihn zwischen den Bäumen hindurchpreschen hören, in seiner Eile, sich in Sicherheit zu bringen. Die Uhr tickte gegen ihn.
    Ich stürzte auf ihn zu, bekam ihn ins Visier, während die Sonne rostrote Strähnen in seinem Fell entfachte. Er heulte wie vor Schmerz, dabei hatte ich noch nicht mal auf ihn geschossen.
    Ich hatte schon jede Menge Menschen dabei beobachtet, wie sie zu Wölfen wurden, aber noch nie eine Rückverwandlung gesehen. Es war kein schöner Anblick. Diese Zuckungen, das Gegrunze und Gegurgel, das Krachen von Knochen und Schnappen von Muskeln. Ich stand d a – fasziniert, verblüfft, entsetzt.
    Ich kannte diesen Hintern.

29
    Damien Fitzgerald richtete sich vom Vier- zum Zweibeiner auf. Vollständig nackt schimmerte er im frühmorgendlichen Sonnenschein. Ich war nicht interessiert.
    Meine Hände zitterten. Mein Herz raste. Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich hatte es wieder getan. Ein Monster gefickt.
    Was stimmte bloß nicht mit mir?
    „Leig h – “, begann er und machte einen Schritt auf mich zu.
    Ich feuerte direkt vor seine Füße, sodass die Erde aufspritzte. Er zögerte, aber nur einen Augenblick. Seine langen, nackten Beine durchmaßen den Abstand zwischen uns, bis er viel zu nahe stand.
    Warum erschoss ich ihn nicht? Er war der Feind. Er könnte sonst wer sein. Er könnte der eine sein. Ich spannte den Finger um den Abzug.
    Damien griff nach dem Lauf und drückte ihn sich gegen die Brust, genau an die Stelle, wo sein Herz sein würde, wenn er eines hätte.
    „Du denkst, das macht mir was aus? Erschieß mich. Du tust mir damit einen Gefallen.“
    Stirnrunzelnd dachte ich an das Verhalten des braunen Werwolfs in der ersten Nacht, als ich ihn gesehen hatte, zurück. Mir war es so vorgekommen, als ob er sogar wollte, dass ich ihn erschoss. Wahrscheinlich hatte ich recht gehabt.
    „Wenn du mich hasst, dann töte mich, Leigh. Das Einzige, was das Leben für mich je lebenswert gemacht hat, bist

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