Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
du.“
IchstarrteihmindieAugenundsahwiederLiebedarin.DasmachtemirschrecklicheAngst.WarsieechtodernureineweitereLüge?
All meine dummen Träume stiegen in mir hoch und erstickten mich. Ich hatte mir ein Leben mit diesem Mann ausgemalt. Eine Familie. Kinder.
Ich würgte. Er hatte letzte Nacht kein Kondom benutzt. Was bedeutete das?
Plötzlich rannte ich lo s – durch die Bäume denselben Weg zurück, den ich gekommen war. Fort von ihm und all den verwirrenden, herzzerreißenden Gefühlen, die er in mir weckte. Ich erreichte mein Auto. Das Ding war Schrott.
Ich konnte nirgendwo hingehen, außer in mein Zimmer. Also tat ich es.
Keine Nachrichten auf dem Handy, keine E-Mails, die beantwortet werden mussten. Ich tigerte in dem Apartment herum, auf der Suche nach etwas, das mich ablenken würde. Ich fand nichts.
Ich musste ununterbrochen an Damien denken. Den Werwolf.
Ich wartete auf den Hass und den Ekel, die mich sonst immer durchströmten, wenn ich an die Biester dachte. Sie kamen nicht. Stattdessen erinnerte ich mich daran, wie es war, ihn zu berühren, zu umarmen, zu küssen. Ich hatte ihn geliebt. Warum nur?
Verzweifelt kramte ich das Foto von Jimmy raus, dann die Bilder von meinen Eltern und Geschwistern. Ich streichelte ihre Gesichter mit den Fingerspitzen. Dann sagte ich laut ihre Namen.
„Emily, Greg, Carol und Dan Tyler. James Renquist.“
Tot wegen mir. Wegen der Monster .
Ich hatte geschworen, sie alle auszumerzen. Aber das hatte ich nicht getan. Noch nicht.
Ich zog einen Stuhl neben die Tür, setzte mich drauf, legte mir das Gewehr auf den Schoß und wartete. Sehr lange musste ich nicht warten.
Das Schloss klickte; die Tür schwang auf. Damiens Silhouette wurde sichtbar. Wenigstens hatte er seine Kleidung gefunden. Würde sein Körper mich sonst sogar jetzt abgelenkt haben? Ich wollte es nicht wissen.
„Verdammt sollst du sein“, sagte ich.
Er trat ein und schloss die Tür. „Zu spät.“
Seine Worte erinnerten mich daran, was Werwölfe waren. Sie waren verdammt, verflucht, von Dämonen besessen. Was stimmte also nicht mit ihm?
„Wer bist du?“, fragte ich. „ Was bist du?“
„Ich habe dir gesagt, wer ich bin. Du hast gesehen, zu was ich werden kann.“
„Du hast mich belogen.“
„Nicht wirklich. Du wusstest, dass ich Geheimnisse habe. Jetzt habe ich keine mehr.“
Ich schnaubte verächtlich. „Bist du Hector Menendez?“
Er zog die Brauen hoch. „Sehe ich für dich wie ein Hector aus?“
Falls er log, dann tat er das sehr gekonnt. Aber das hatte Hector auch.
„Du bist ein Gestaltwandler“, warf ich ihm vor.
„Ich habe nie etwas anderes behauptet. Aber wie sieht’s mit dir aus?“
„Was genau soll das heißen?“
„Das DNR ? Tollwut? Also bitte. Du bist ein Jägersucher .“
Tja, so viel zu unserer geheimen Monsterjäger-Organisation. Nicht, dass die Werwölfe nicht wüssten, dass jemand hinter ihnen her war; sie wussten nur nicht, wer. Wenn sie dann schließlich ein Gesicht sahen, trennten sie nur noch Sekunden von ihrem Tod. Natürlich gab es immer ein paar, die entkame n – und nach dem Debakel in Miniwa, wer konnte da schon sagen, wie viele von ihnen mehr über uns wussten, als uns lieb war?
„Weiß jeder hier, wer ich bin?“, fragte ich.
„Natürlich nicht. Sie hätten dich längst getötet. Ich habe ihnen gesagt, dass du exakt die bist, für die du dich ausgibst. Abgesehen davon, wer würde schon glauben, dass ein Jägersucher mit dem Feind schläft?“
„Ich nicht“, murmelte ich. „Wie lange weißt du es schon?“
„Seit dem ersten Tag. Jessie ist auch einer.“ Er legte den Kopf schräg. „Bei Cadotte bin ich mir nicht sicher. Er riecht nicht nach Schusswaffen und Tod. Aber er hat irgendetwas vor.“
„Warum hast du nicht versucht, mich zu töten, wenn du wusstest, dass ich hier bin, um dich zu töten?“
Er lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Hemd war mal wieder nicht zugeknöpft. Aus der Tasche ragte eine Zigarette. Ich schätze, er musste sich wegen Krebs keine Sorgen machen. Glückspilz.
„Ich habe mir gedacht“, fuhr er fort, „dass ich ein Auge auf dich haben kann, wenn du in der Nähe bist. Besser ein sichtbarer Feind als ein unsichtbarer.“
Feind? Aus unerfindlichen Gründen tat das weh, auch wenn es der Wahrheit entsprach.
„Abgesehen davon, warum sollte ich jemanden töten, der dasselbe tut wie ich?“
„Das da wäre?“
„ Sie töten.“
Seine Worte hatten die Wucht eines
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