Wolfsgesicht
ohne sich anzusehen.
Der Salatteller in Justus’ Hand sah bereits recht voll aus. Unbeeindruckt davon steckte der Erste Detektiv einen großen Suppenlöffel in die Schüssel mit dem Nudelsalat.
»Na, der Hunger ist dir ja noch nicht vergangen«, bemerkte Bob und nahm sich ein wenig Obstsalat. »Und dir, Peter?«
»Mir schon.« Unschlüssig stand der Zweite Detektiv neben seinen Freunden und sah ihnen beim Essen zu. Dass Wolfsgesicht heute Abend zuschlagen konnte, beunruhigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Auf was sie sich wohl gefasst machen mussten?
»Hoffentlich jagt der Mann nicht den ganzen Laden in die Luft«, sagte Bob halb im Spaß. »Die Gelegenheit ist selten günstig. Die komplette Polizei auf einem Haufen. Und auch noch wir …«
»Bob, hör doch auf«, bat Peter. »Ich finde, wir sollten Mrs Harding Bescheid sagen.«
»Spinnst du?«, fuhr ihn Justus an.
Vor Schreck trat Peter einen Schritt zurück und hatte plötzlich einen anderen Schuh unter seinem Fuß. Peter drehte sich um. »Oh, Entschuldigung, ah, Herr Bürgermeister!«
»Keine Ursache, junger Mann.« Der Bürgermeister von Rocky Beach lächelte und schritt mit seinem Teller in eine andere Richtung davon.
Justus und Bob feixten. »Du hast deine Krawatte bekleckert, Peter«, bemerkte der Erste Detektiv. »Seit wann bist du so schreckhaft?«
»Na, soll ich mich etwa beruhigt zurücklehnen?«, fragte Peter und rieb mit einer Serviette an seiner Krawatte herum. Der Fleck wurde dadurch noch größer. Die Stimmung war ihm verdorben. »Ich finde, wir sollten gehen.«
»Nein, wir bleiben und sehen uns um«, entschied Justus.
Bob bediente sich am Eis. »Umsehen – das tue ich schon die ganze Zeit«, sagte er. »Aber auf was sollen wir achten?« Er ließ den Blick schweifen. Die meisten der Gäste kannte er nicht. Ambler blickte gerade aus dem Tanzraum heraus und verschwand wieder. Mrs Harding war nicht zu sehen. Der Bürgermeister unterhielt sich jetzt mit Cotta. »Vielleicht hat es der Täter auf unser Stadtoberhaupt abgesehen«, meinte er kauend.
»Das wäre wohl eine Nummer zu dreist«, sagte Justus. »Aber ich muss zugeben, ich habe keine bessere Idee zu bieten.«
»Aber ich«, sagte Peter plötzlich. »Was ist, wenn der Nudelsalat vergiftet ist? Vom Salat war im Brief doch die Rede!«
Justus wurde blass. »Finde ich nicht sehr lustig«, sagte er.
»Würde aber passen«, meinte Peter, froh, dass er sich gegen das Essen entschieden hatte. »Spürst du schon was?«
»Nichts, rein gar nichts«, sagte Justus und versuchte den aufkommenden Druck in seinem Magen zu ignorieren. Das konnte natürlich auch von der Cola herrühren. Sie war sehr kalt gewesen. Trotzdem stellte Justus seinen Teller auf den Tisch. Er sah etwas bleich aus. Auch Bob rührte das Eis nicht mehr an.
»Eigentlich macht ein vergifteter Salat keinen Sinn«, meinte Justus, aber er sagte es nur, um sich zu beruhigen.
»Tun wir was«, schlug Bob vor. »Schnüffeln wir ein bisschen herum. Ich halte es hier nicht mehr aus.«
»Okay.« Justus war froh, sich abzulenken zu können. »Vielleicht ist es gar nicht so falsch, sich abseits des Festes umzusehen.«
Gerade als sie den Raum verlassen wollten, wurden sie aufgehalten. »Na, täusche ich mich oder sind das nicht meine drei Freunde?«
»Kommissar Reynolds!«, rief Justus überrascht aus. »Das ist ja super, Sie wiederzusehen! Wie geht’s im Pensionärsdasein?«
»Och, ich verbringe meine Zeit mit dem Aufschreiben von aufregenden Fällen, die ich erlebt habe.« Er lachte. »An einigen wart ihr ja beteiligt.«
Sie nickten stolz.
»Und, ihr drei, seid ihr mal wieder auf heißer Spur?«
»Wie man’s nimmt, Kommissar«, antwortete Justus vielsagend.
Reynolds zwinkerte ihnen zu. »Erzählt es mir, wenn ihr den Fall gelöst habt«, bat er. »Vielleicht schreibe ich die Geschichte dann für euch auf.«
»Gerne, Mr Reynolds.«
Der frühere Kommissar klopfte Justus auf die Schulter und verschwand lächelnd in der Kantine. Die drei grinsten sich an. Wenigstens eine angenehme Begegnung heute Abend. Dann besannen sie sich wieder auf ihre Aufgabe und begannen damit, den Gang zu untersuchen, den sie am Morgen mit Cotta entlanggelaufen waren.
Dumpf wummerte der Bass der Musikanlage durch die kahlen Mauern. »Hier ist keine Menschenseele«, sagte Peter. »Sie hängen alle auf dem Fest herum. Wenn wir nur einen Hinweis hätten …«
Die meisten Türen waren abgeschlossen. Peter und Bob probierten jede Klinke. Nur eine
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