Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
nicht mehr im Blockhaus gewesen; er war auch nicht hier, aber sein Wagen stand immer noch da unten.
Ein paar Gebäude weiter entdeckte ich eine Gestalt. Hoch aufgeschossen und hage r – das musste er sein. Bestimmt war er nach draußen gegangen, um einen besseren Handy-Empfang zu haben. Wenn ich Nic befreien wollte, sollte ich es schnell tun.
In einer Schublade neben der Spüle fand ich ein Messer, mit dem ich mir anschließend an Nics Fesseln zu schaffen machte. Die Klinge war stumpf; dies könnte also mehr Zeit kosten, als ich hatte. Wenn ich ihn ablenkte, könnte ich das Klebeband mit bloßen Händen durchreißen.
„Wie hat er dich dazu überredet, in die Abstellkammer zu gehen und dich dort von ihm verschnüren zu lassen?“, fragte ich.
„Sehr witzig. Er hat behauptet, mit mir sprechen zu wollen, dann hat er mir eine übergebraten.“
Während Nic redete, durchtrennte ich das Band mit einem einzigen Ruck, dann hielt ich inne und sah ihm in die Augen. Zwei Kopfverletzungen in einem solch kurzen Zeitraum konnten nicht gut sein. Und wenn man dazu addierte, wie ich ihn bei unserem ersten Wiedersehen gegen die Wand geschmettert hatt e …
„Ist dir schlecht? Oder vielleicht schwindlig?“
„Bring das hier einfach zu Ende. Ich will gar nicht wissen, was er als Nächstes für mich in petto hat.“
Ich wollte widersprechen, ihm sagen, dass Edward ihm nichts antun würde, aber das war nicht die Wahrheit. Edward war zu allem fähig.
„Mandenauer ist völlig durchgeknallt“, murmelte er.
„Nicht durchgeknallter als sonst.“ Ich sah hoch und bemerkte Nics ungläubige Miene. „Ich hatte dich gewarnt. Er ist niemand, mit dem man sich anlegen sollte.“
Ich zog, und die Fesseln um Nics Füße zerrissen mit einem scharfen Schnalzen. Noch bevor ich aufstehen konnte, packte er mich an den Schultern und schüttelte mich kurz und heftig. „Wir müssen hier sofort weg.“
Ich lachte.
„Ich sage das nicht im Spaß, Elise. Er ist wahnsinnig. Was ist mit all diesen Waffen und der Munition? Und dann die anderen Agente n – kommen sie dir nicht auch etwas schräg vor? Ich habe das Gefühl, als wäre ich in eine nie ausgestrahlte Folge von Buff y – Im Bann der Dämonen geraten.“
Er hatte ja keine Ahnung, wie nahe er damit der Wahrheit kam.
„Worauf haben sie geschossen, als wir ankamen?“
Die Lügen fielen mir so verdammt leicht, dass ich noch nicht mal nachdenken musste, bevor ich sie aussprach.
„Erinnerst du dich noch an diesen neuen Tollwut-Erreger, von dem ich dir erzählt habe?“
„Mmhm.“
„Das Virus muss ausgemerzt werden, bevor es sich verbreiten kann.“
„Also waren da fünf bewaffnete Agenten im Wald und haben auf infizierte Wölfe geschossen?“
Ich schaute ihm direkt in die Augen. „Ja.“
Er bohrte die Finger in meine Schultern. „Ich glaube dir nicht.“
Ich küsste ihn. Vielleicht würde er das glauben, denn es war das einzig Aufrichtige, das ich ihm geben konnte. Aber nicht die Wahrheit über die Jägersucher , Edward, die anderen oder mich selbst. Doch ich konnte die Lippen auf seine legen, die Zunge in seinen Mund schlüpfen lassen, seufzen und stöhnen und es von ganzem Herzen so meinen.
Er zog mich enger an sich; ich ließ das Messer fallen. Am Ende saß ich auf seinem Schoß und hatte die Arme um seinen Hals geschlungen. Was machte es schon, dass wir auf dem Boden einer leeren Abstellkammer hockten, in einer Mietwohnung und in einer Stadt, von der ich bis gestern noch nicht mal gehört hatte? Wir waren wieder zusammen, und Nic ließ mich Dinge fühlen, die ich nicht mehr empfunden hatte, seit ich ihn das letzte Mal berühren durfte.
Ich schmeckte Klebeband auf seinen Lippen, Pfefferminz in seinem Mund. Meine Finger streichelten seinen Nacken, vermissten die frühere Länge seines Haars. Ich hatte es immer geliebt, in seinen seidigen Strähnen zu wühlen, doch er hatte sie abgeschnitten, sodass nur noch ein kurzer dunkler Schopf übrig war. Die Veränderung seines Haars rief mir meine eigene Veränderung ins Gedächtnis.
Schonungslos schob ich diesen Gedanken, meine Ängste, beiseite. Ich brauchte das hier, brauchte Nic, und gleichzeitig musste ich ihn dazu bringen aufzuhören, Fragen zu stellen, die uns beide das Leben kosten konnten.
Er versuchte, sich mir zu entziehen, aber ich knabberte an seiner Lippe und bewegte mich auf seinem Schoß, sodass mein Hinterteil über seine Erektion rutschte. Ich atmete sein Keuche n – vor Schmerz wie vor Lus t – ein, dann
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