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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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letzten Bombenabwürfe der USA im Irak interessieren, während er das Mädchen keines Blickes würdigte.
    Nach einer Weile sagte Jerry: »Sie ist so verdammt still. Sie gibt ja keinen einzigen Ton von sich.«
    Lennart faltete umständlich die Zeitung zusammen und legte seine Hände darauf. »Jerry. Was willst du?«
    Jerry stand mit dem Mädchen in den Armen auf. »Nichts Besonderes. Wie lange wollt ihr denn noch so weitermachen?« Er hielt Lennart das Mädchen hin, aber als dieser die Hände nach ihr ausstreckte, zog er sie weg und gab sie stattdessen Laila.
    Es juckte in Lennarts Fingern, aber er riss sich zusammen. »Wie meinst du das?«
    »Sie so versteckt zu halten. Irgendwer wird es herausfinden. Irgendjemand wird irgendetwas sagen.«
    Lennart gelang es, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen, als er fragte: »Ich möchte nur eines wissen. Wie hast du herausgefunden, dass wir sie haben?« Er schielte zu Laila hinüber, die ihre Lippen zusammenpresste.
    Jerry zuckte mit den Schultern. »Ich kam zufällig am Kellerfenster vorbei und habe hineingeschaut. Und da lag sie. Übrigens – mir ist da was eingefallen.«
    Lennart hörte nicht weiter zu. Irgendetwas stimmte hier nicht. Warum sollte Jerry »zufällig am Kellerfenster vorbeikommen« und hineingucken? Und konnte man das Bett durch das Fenster überhaupt richtig sehen?
    Jerrys Hand wedelte vor seinen Augen herum. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Nein.«
    »Ein Computer. Ich möchte einen Computer.«
    »Warum?«
    »Du beschwerst dich doch dauernd darüber, dass ich michfür nichts interessiere«, sagte Jerry. »Jetzt interessiere ich mich für etwas. Computer. Ich möchte einen Computer. Einen Macintosh.«
    Es war und blieb eine Geiselnahme, obwohl Jerry das Kind mittlerweile wieder hergegeben hatte.
    »Wie viel«, fragte Lennart. »Wie viel kostet so ein Ding?«
    »Es handelt sich um einen Classic«, sagte Jerry. »Ein Macintosh Classic. Zehn Riesen ungefähr.«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    Jerry prustete und klopfte Lennart auf die Schulter. »Weißt du, was ich manchmal ganz schön an dir finde, Papa? Du kommst direkt zur Sache. Kein großes Palaver.« Jerry massierte sich den Nacken und dachte nach. Schließlich sagte er: »Ein Jahr. Oder ein halbes Jahr. Ungefähr. Irgendwo dazwischen.«
    »Und dann?«
    »Dann werden wir sehen.«
    Lennart verbarg sein Gesicht in den Händen und stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte. Zu der Zeit, als Jerry am schlimmsten war, hatte er sich manchmal gewünscht, dass sein Sohn tot wäre. Jetzt wünschte er es sich wieder. Aber was halfen seine Wünsche? Neben sich hörte er Lailas Stimme.
    »Es ist doch gut, wenn Jerry ein Hobby hat. Trotz allem.«
    Lennart presste die Fingernägel in seine Kopfhaut und sagte: »Sag nichts. Sag nichts.« Dann hob er den Kopf und wandte sich Jerry zu. »Möchtest du ihn auch gleich nach Hause geliefert bekommen?«
    »Ja, das wäre nett. Super. Danke.«
    Lennarts Kehle war vor Wut so zusammengeschnürt, dass er nur noch flüstern konnte: »Keine Ursache.«
    Als Jerry Anstalten machte zu gehen, stand Laila auf und reichte Lennart das Kind, ohne ihn dabei anzusehen. Sie ging zu Jerry, senkte den Kopf und sagte leise: »Jerry, kann ich nicht mit dir kommen?«
    Jerry zog die Augenbrauen zusammen und schaute von Laila zu Lennart hinüber. Dann begann er die Lage einzuschätzenund sagte: »Es ist mir scheißegal, was ihr hier eigentlich treibt. Aber wir sagen mal so«, er wandte sich an Lennart, »wenn du Mama auch nur anfasst … dann kannst du die Kleine hier vergessen. Verstanden?«
    Lennarts Hals schnürte sich zusammen, aber auch alle Muskeln waren gespannt wie Drahtseile und vibrierten. Jerry machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich habe gefragt, ob du das verstanden hast. Du lässt Mama in Ruhe. Nur ein blauer Fleck, und das Kind ist weg. Okay?«
    Lennart gelang es, seinen Kopf zu einem steifen Nicken zu bewegen. Das Kind bewegte sich unruhig in seinen Armen. Jerry streichelte die Wange des Mädchens und sagte: »Tuttuttut.«
    Dann ging er. Laila blieb da.
    12
    Jerry war nach Jerry Lee Lewis getauft worden.
    Ein paar Jahre lang sah es tatsächlich so aus, als würde auch er Musik machen wollen, ohne die tragischen Konsequenzen wie bei Jerry Lee Lewis, wie alle hofften. Als er fünf war, begann er unter Lennarts Aufsicht auf einer kleinen Gitarre zu üben. Als er sieben war, konnte er schon flüssig zwischen den Grundakkorden wechseln und einfachere Rhythmen spielen.
    Lennart

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