Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
Vom Netzwerk:
ist wie bei Jerry? Fünf oder sechs Mal pro Nacht aufstehen und zu ihm laufen, weil er wachliegt und schreit?«
    Lennart war nicht derjenige gewesen, der aufgestanden und hinübergelaufen war, aber den Hinweis ersparte sich Laila. Stattdessen sagte sie: »Ich würde mir nur wünschen, dass wir sie irgendwie einmal untersuchen lassen könnten.«
    Sie sah, wie sich Lennarts Kaumuskeln anspannten. Er kam an seine Grenzen. Lennart schlang seine Hände fest ineinander, als wollte er sich selbst daran hindern, etwas mit ihnen zu tun, und sagte:
    »Laila. Zum letzten Mal. Wenn nur ein einziger Mensch erfährt, dass wir sie haben, dann werden sie kommen und sie uns wegnehmen. Hör auf, daran zu denken, es gibt keine Möglichkeit. Und außerdem … wenn es wirklich so ist, wie du glaubst, also dass irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Was, glaubst du, werden sie dann tun? Ihr Pillen geben? Sie in ein Pflegeheim stecken? Was willst du eigentlich?«
    Die letzte Frage war rhetorisch und eigentlich eine Feststellung: Wie kann man nur so verdammt bescheuert sein . Lennarts Hände öffneten und schlossen sich und Laila sagte nichts mehr.
    Außerdem hatte Lennart tatsächlich einen wunden Punkt getroffen. Was wollte sie eigentlich? Wollte sie, dass das Mädchen in Behandlung kam? Dass sie Medizin bekam? Nein.Wenn sie darüber nachdachte, wollte sie eigentlich nur, dass jemand, der Ahnung davon hatte, sich das Mädchen anschaute und sagte, dass alles okay sei. Oder dass es nicht okay sei, sondern dieses bestimmte Problem gebe, an dem man nichts ändern könne. Einfach nur, damit sie es wusste.
    Zwei Wochen später fuhr Lennart in die Stadt, um bei der letzten Abmischung des Albums dabei zu sein. Der Schnee war geschmolzen, aber die Temperatur war wieder unter null gesunken, sodass der Garten teilweise von Eis bedeckt war und Laila dort keine Spuren hinterlassen würde.
    Und das Mädchen musste endlich wieder an die frische Luft.
    Es waren festliche Momente, wenn Laila das Mädchen für einen Ausflug anzog. Während sie mit Pullover, Hose, Overall und Mütze hantierte, spürte sie eine Nähe zu dem Kind, die sie sonst nicht empfand. Wenn sie die winzigen Strümpfe zwischen ihren Fingern aufrollte und über die ebenso winzigen Füße des Kindes streifte, konnte sie sich sogar bei dem Gedanken ertappen: Ich liebe dich, Kleine .
    Das Mädchen war ihr auch früher nicht egal gewesen, aber sie hatte Lailas Gefühle einfach nie erwidert. Bestenfalls untersuchte das Kind Lailas Gesicht mit den Fingern, was sie in der Art tat, wie sie alles andere auch tat: methodisch und beinahe wissenschaftlich. Als ob sie zu begreifen versuchte, wie dieses Ding funktionierte.
    Vielleicht lag es auch daran, dass das Ankleiden ein Gefühl der Gegenseitigkeit erzeugte. Wenn Laila die schmalen Arme und Beine des Kindes in den Overall bugsierte und ihr die Handschuhe überstreifte, behandelte sie das Mädchen wie einen Gegenstand. Der sorgsame Umgang mit etwas, das geschützt werden musste.
    Sie trug das Mädchen zur Tür und stellte es auf den Treppenabsatz. Das Eis knirschte unter ihren Füßen, als Laila das Mädchen an den Händen festhielt und es die Treppenstufen halb hinaufgehen, halb hinaufschweben ließ.
    Der Garten war von Eis und gefrorenen Schneeklumpen bedeckt. Laila steuerte das Mädchen zur kahlen Fliederlaube hinüber.
    »Hast du gesehen, Kleine? Das ist Eis.«
    Sie waren nicht dazu gekommen, dem Mädchen einen Namen zu geben. Sie hatten darüber diskutiert, aber da sie ja nicht getauft werden sollte und niemand ihnen einen Namen abverlangte, waren sie zu keinem Entschluss gelangt. Laila hatte gehört, dass auch Lennart das Wort »Kleine« verwendete, wenn er mit dem Mädchen sprach, und dabei war es geblieben.
    Sie saßen eine Weile auf der Bank unter der Laube. Laila gab dem Mädchen Zweige und trockenes Laub, damit es sie untersuchen konnte. Dann gingen sie eine Runde. Die wackeligen Beine des Mädchens taten sich schwer mit dem Untergrund, und die Kälte ließ Lailas Knie steif werden, sodass sie zentimeterweise voranwackelten.
    Sie waren vielleicht noch zwanzig Meter vom Haus entfernt, als Laila das Motorengeräusch hörte. Sie hatte es oft genug gehört, um es sofort wiederzuerkennen. Jerrys Motorrad.
    Laila hievte das Mädchen auf ihre Arme und wackelte auf die Kellertreppe zu. Nach zehn Metern fuhr der Schmerz ihr ins Knie. Sie rutschte auf einem Eisfleck aus und fiel mit dem Kopf voran nach vorn. Während des Falls gelang es ihr, sich zu

Weitere Kostenlose Bücher