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Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder

Titel: Wolfskinder - Lindqvist, J: Wolfskinder - Lilla stjärna: Wolfskinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Stück hielten, er würde es ihnen zeigen. Dass er etwas konnte und dass er es gut konnte. Vielleicht würden sie ihn auch in Zukunft schlecht behandeln, aber er würde zumindest wissen, dass sie es wussten.
    Er setzte sich mit der Gitarre auf einen Stuhl neben dem Lehrerpult und schaute in die Klasse. Skeptische Mienen, höhnisches Lächeln. Er schlug den ersten Akkord an und traf den perfekten Ton, als er den Song anstimmte:
    »Ground Control to Major Tom …«
    Ein Knistern drang aus dem internen Lautsprechersystem der Schule. Jerry hörte auf zu spielen, als die Stimme erklang: »Ja, hallo. Hier spricht der Direktor. Ich wollte nur sagen, dass die Schüler, die Lust dazu haben, gerne in die Aula gehen und sich die Fernsehübertragung von Ingemar Stenmarks zweitem Lauf ansehen können, der in fünf Minuten beginnt. Danach machen wir für heute Schluss.«
    Unisono scharrten und polterten zweiundzwanzig Stühle über den Boden, als die Klasse wie ein Mann aufstand und zur Aula eilte, um Zeuge zu werden, wie dieser schwedische Held einen weiteren Triumph feierte. Es dauerte nicht länger als eine halbe Minute, bis sich außer Jerry und der Lehrerin niemand mehr im Klassenraum befand. Sie seufzte und sagte: »Tja, das war ja schade, Jerry. Aber es wird noch andere Gelegenheiten geben. Wir können es ja am nächsten Freitag wieder versuchen, oder?«
    Jerry nickte und blieb sitzen, während die Lehrerin davoneilte, um sich der Fangemeinde in der Aula anzuschließen. Er schrie nicht, er weinte nicht, er zündete die Schule nicht an. Er stand langsam auf, packte die Gitarre ein und gab auf.
    Wenn der Skiweltcup an einem anderen Tag stattgefunden hätte, wenn Stenmark fünf Minuten später gestartet wäre, wenn der Direktor schlechtere Laune gehabt hätte …
    Alles hätte anders kommen können.
    Jerry spielte weder am folgenden Freitag noch an irgendeinem anderen Freitag. Er konnte denselben Enthusiasmus nicht noch einmal aufbringen. Er wusste, dass ihm eine Chance aus den Händen geglitten war. Stenmark hatte im Übrigen gewonnen. Wie gewohnt.
    Die anschließenden Schuljahre verbrachte er in jenem Vorraum zur Hölle, der den nachrangigen Mobbingopfern vorbehalten war. Er war nicht Opfer genug, um sich weigern zu können, zur Schule zu gehen, er war aber auch nicht ausreichend geschützt, um sich ruhig zu fühlen, wenn er erst einmal dort war.
    Er hörte auf, Gitarre zu spielen, und verbrachte seine Zeit stattdessen mit Superheldencomics, Glamrock und dem Bau von Flugzeugmodellen. Lennart versuchte ihn zur Musik zurückzuzwingen, aber Jerry besaß zumindest in negativer Hinsicht eine große Willenskraft. Er weigerte sich. Die Gitarre hatte er unter sein Bett geschoben, und dort blieb sie liegen.
    Die Zeichen waren bereits im zweiten Halbjahr der neunten Klasse nicht mehr zu übersehen. Jerrys Körper veränderte sich. In nur wenigen Monaten wuchs er um fünf Zentimeter, und alles an ihm begann dicker zu werden. Als die Schule vorbei war, schien ein großer Druck von ihm genommen zu sein, und sein Körper dehnte sich in alle Richtungen aus.
    Er musste mehr essen, um mit seiner treibhausartigen Entwicklung Schritt halten zu können, und wurde zu einem häufigen Gast der Pizzeria am Stora Torget in Norrtälje. Dort lernte er Roy und Elvis kennen. Sie waren zwei Jahre älter als Jerry und waren unglaublicherweise ebenfalls nach Musiklegenden benannt worden. Vielleicht trug dies dazu bei, dass sie Jerry als Mitglied ihrer Gang akzeptierten. Elvis, Roy und Jerry. Das hatte einen großen Klang.
    Im Herbst begann Jerry auf dem technischen Gymnasium. Aus seiner alten Klasse war niemand dort gelandet, und er konnte von vorn anfangen. Er war ein ziemlich großer Kerl miteinem hinterhältigen Blick, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    Im Oktober wurde er von Roy und Elvis in deren spezielle Kunst eingeführt: Wochenendhauseinbrüche. Auf ihren Mofas fuhren sie zu abgelegenen Hütten mit schwachen Schlössern hinaus und räumten alles aus, was einen Wert besaß. Häufig waren es Gartenmaschinen und Haushaltsgeräte, die Roy für lächerliche Summen an einen Typen in Stockholm verkaufte.
    Manchmal fanden sie Alkohol, und Jerry hatte nichts dagegen, wenn sie nach einem gelungenen Coup noch ein bisschen feierten. Roy besaß selbst ein Wochenendhaus mit Fernseher und Stereoanlage, wo sie ungestört ihre Beute trinken und Filme wie The Driller Killer , Maniac und I spit on your grave sehen konnten. Am Anfang wurde Jerry immer ein

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