Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
quer über der gelb gepunkteten Linie. Ein einzelner Scheinwerfer strahlte noch, der andere war ein klaffendes, schwarzes Loch.
    Ich hatte keine Ahnung, weshalb der Besitzer den Wagen nicht an den Randstreifen gefahren hatte. Andererseits hatte ich schon immer den Verdacht gehabt, dass die Mehrheit der Bevölkerung zu dumm war, um zu leben.
    Ich parkte meinen Streifenwagen am Straßenrand und richtete die Scheinwerfer auf das Auto. Ich ließ das Blaulicht an, stellte jedoch die Sirene ab. Die eintretende Stille war ebenso ohrenbetäubend wie zuvor der schrille Signalton.
    Das Klacken meiner Stiefel auf dem Asphalt gab ein einsames, geisterhaftes Geräusch ab. Hätten meine Scheinwerfer nicht den schemenhaften Umriss einer Gestalt auf dem Fahrersitz angestrahlt, hätte ich angesichts der tiefen, vollkommenen nächtlichen Stille geglaubt, allein zu sein.
    „Hallo?“, rief ich.
    Keine Antwort. Nicht der Hauch einer Bewegung.
    Als ich um die Vorderseite des Wagens herumging, bemerkte ich die Teile des Kühlergrills und den einen Scheinwerfer, die auf der Straße lagen. Für ein Auto, das 40000 Dollar kostete, zerfiel es ziemlich schnell in seine Einzelteile.
    Das war es, was ich an meinem speziell für die Polizei umgerüsteten Ford Crown Victoria so schätzte: Das Ding war gebaut wie ein Panzer, und es fuhr sich auch wie einer. Andere Städte hatten längst auf Geländewagen umgesattelt, doch Miniwa hielt sich an das Altbewährte.
    Klar, ein Vierradantrieb war nett, aber Sandsäcke im Kofferraum und Ketten auf den Reifen erfüllten den gleichen Zweck. Abgesehen davon hatte mein Crown Victoria einen Supermotor. Ich konnte mit diesem Gefährt fast jeden einholen, und es geriet auch in engen Kurven nicht aus der Spur.
    „Miniwa Police Department“, rief ich, während ich den Kotflügel des Geländewagens umrundete.
    Mein Blick wanderte über die Blutstropfen, die im silbernen Mondscheinschwarzglänzten.IhreSpurverlorsichaufderan­deren Straßenseite. Ich nahm mir eine Minute Zeit, um den Straßengraben nach irgendeinem Hinweis auf ein verwundetes Tier oder menschliches Wesen abzusuchen, aber da war nichts.
    Ich ging zu dem Auto zurück, riss die Tür auf und blinzelte kurz, als ich feststellte, dass hinter dem Steuer eine Frau saß. Meiner Erfahrung nach fuhren Männer solche Auto s – oder Fuß­ball-Mütter. Ich sah keine Fußbälle, keine Kinder, keinen Ehering. Hmm .
    „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
    Sie hatte eine Beule an der Stirn, und ihre Augen waren glasig. Sie war sehr jung und sehr blon d – der Typ Märchenprinzessi n – und wirkte zu zierlich, um einen Wagen dieser Größe zu fahren, abe r – ich zuckte im Geist mit den Achsel n – dies war ein freies Land.
    Der Airbag hatte sich nicht aufgeblasen, was bedeutete, dass das Auto entweder eine Mistkarre oder die Frau nicht besonders schnell unterwegs gewesen war, als es zum Zusammenstoß mi t … was auch immer sie angefahren hatte, gekommen war.
    Da sie nicht von der Windschutzscheibe zerfetzt auf der Straße lag, tippte ich auf Letzteres. Die Beule deutete darauf hin, dass sie nicht angeschnallt gewesen war. Sie sollte sich was schämen. Es war ein Verkehrsdelikt in diesem Staat, im vorliegenden Fall jedoch schwer zu beweisen.
    „Ma’am“, versuchte ich es wieder, nachdem sie mich immer noch wortlos anstarrte. „Geht es Ihnen gut? Wie heißen Sie?“
    Sie hob die Hand an den Kopf. Von ihrem Arm tropfte Blut. Ich runzelte die Stirn. Es gab keine Scherben, außer an der Vorderseite des Wagens, wo das meiste jedoch Plastik zu sein schien. Woran hatte sie sich geschnitten?
    Ich löste die Taschenlampe von meinem Gürtel und richtete sie auf ihren Arm. Etwas hatte ein Stück Haut zwischen ihrem Daumen und dem Handgelenk herausgerissen.
    „Womit sind Sie kollidiert, Ma’am?“
    „Karen Larson.“ Ihre Augen waren aufgerissen, die Pupillen geweitet; sie stand unter Schock.
    Richtige Antwort, falsche Frage. Das ferne Heulen einer Sire­ne zerschnitt die kühle Nachtluft, und ich seufzte erleichtert. Hilfe war auf dem Weg.
    Da das nächste Krankenhaus vierzig Minuten entfernt lag, musste Miniwa sich außer im Fall lebensbedrohlicher Krisen mit einer kleinen allgemeinmedizinischen Klinik behelfen. Aber auch diese Klinik war eine gut zwanzigminütige Fahrt entfernt, über dunkle, verlassene Straßen bis zum anderen Ende der Stadt. Brad konnte Miss Larson hinbringen, während ich hier den Rest erledigte.
    Aber das Wichtigste zuerst. Ich musste ihr

Weitere Kostenlose Bücher