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Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss

Titel: Wolfskuss - Handeland, L: Wolfskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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fragen.
    Ich hatte die Lichtung verlassen, noch einmal nach einem Hinweis auf die Blutspur gesucht, und als ich mich dann umgesehen hatte, war er ebenso plötzlich verschwunden gewesen, wie er zuvor aufgetaucht war. Die Logik sagte mir, dass er nach drinnen gegangen sein musst e – so unhöflich das auch war, ohne sich zu verabschiede n – , trotzdem hörte ich weder ein Knarzen der Verandadielen noch ein Klicken der Tür.
    Ich lief weiter, doch als schließlich die Sonne aufging und ich noch immer nichts hatte, kehrte ich zum Unfallort zurück. Jemand hatte Miss Larsons übergroßen Wagen ab­ge­schleppt, jedoch das Glas, Plastik und Blut zurückgelassen. Toll.
    Ich funkte Zee an.
    „Verdammt, Mädchen. Wo hast du gesteckt? Ich hätte demnächst die Kavallerie ausgeschickt.“
    „Mir geht’s gut. Hat Brad dir nicht gesagt, wo ich bin?“
    „Draußen in den Wäldern. Allein und mitten in der Nacht. Hast du sie noch alle?“
    „Ich habe eine Schusswaffe.“
    „Eines Tages, Jessie, wird jemand deinen Weg kreuzen, der schlauer und gemeiner ist als du.“
    „Eines Tages“, stimmte ich ihr zu.
    „Ich nehme an, du hast nicht gefunden, wonach du gesucht hast?“
    Das Gesicht des Fremde n – und alles ander e – blitzte in meinem Kopf auf. Ich hatte etwas Besseres gefunden, aber das würde ich Zee nicht sagen. Sie würde nämlich jeden informieren, der es hören wollte. Sie war nur alt; sie war nicht tot. Sie würde mehr Einzelheiten über den Mann wissen wollen, als ich ihr guten Gewissens verraten konnte.
    „Der Wolf ist weg“, erwiderte ich. „Warum wurde der Unfallort nicht so gesichert, wie ich es angeordnet hatte?“
    „Hier war ziemlich viel los. Häusliche Gewalt, eine Kneipenschlägerei.“
    „Das Übliche also.“
    „Verdammt richtig. Ich habe niemanden mehr zur Verfügung, der in der Lage wäre, mehr zu sichern als seinen eigenen Arsch. Aber welchen Unterschied macht das schon? Es geht nicht um den Tatort eines Schwerverbrechens. Es war schlicht und einfach ein Unfall.“
    Ich hatte schon früh gelernt, dass nichts schlicht oder einfach war. Ich ließ den Blick über das Glas und die Bremsspuren wandern. Nicht einmal das hier war einfach.
    „Hast du mit Brad über das Opfer gesprochen?“, fragte ich.
    „Ja. Er ist bei ihr geblieben, bis sie gegangen ist, abe r … “
    „Gegangen?“
    „Du brauchst nicht zu schreien.“
    „Wie konnte sie gehen? Sie wurde von einem wilden Tier gebissen. Sie braucht Tollwutspritzen.“
    „Nur wenn sie zustimmt. Und das hat sie nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Die Klinik hat das Serum nicht vorrätig. Sie können es aus Clearwater bekommen, aber das hätte mehrere Stunden gedauert. Sie hat abgelehnt.“
    „Das ergibt keinen Sinn.“
    „Seit wann ergibt irgendetwas einen Sinn?“
    Eins zu null für Zee. Ich versuchte, Brad anzufunken, bekam jedoch keine Antwort. Ich klingelte sein Handy an, aber er ging nicht ran. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass vor zehn Minuten Schichtwechsel gewesen war. Brad war wirklich pünktlich. Meine Meinung dazu hätte Zee alle Ehre gemacht.
    Die Sonne stand am Himmel; ich war müde. In der dritten Schicht zu arbeiten, machte mich zu einer Art Vampi r – ich war unfähig zu schlafen, wenn alle anderen es taten, und unfähig, wach zu bleiben, wenn die Welt sich regte.
    Trotz meiner Erschöpfung und der Tatsache, dass Überstunden tabu waren, nahm ich mir vor, mir Brad später vorzuknöpfen und herauszufinden, was er von Miss Larson erfahren hatte. Jetzt würde ich erst mal zur Klinik fahren und mit dem Arzt sprechen. Mal sehen, ob ich Miss Larson finden und ein paar Takte mit ihr reden konnt e – vorausgesetzt sie hatte noch keinen Schaum vor dem Mund.
    Aber als Allererste s … Ich sah von meinem Streifenwagen zu dem Blut und dem Plastik auf der Straße. Als Allererstes musste ich dieses Chaos beseitigen.
    Ich skizzierte den Unfallort, vermaß die Bremsspuren, dann fegte ich die Überreste des Unfalls in einen Klarsichtbeutel und trug meine Beute zum Straßenrand. Ich hielt die Tüte hoch und schüttelte sie. Etwas erregte meine Aufmerksamkeit.
    Ich fasste hinein und zog ein dünnes Rohlederband hervor. Ich hatte so etwas schon als Halsschmuck gesehen, für gewöhnlich bei Männern, manchmal auch bei weiblichen Teenagern. Falls an diesem hier ein Schmuckstück oder ein Amulett befestigt gewesen war, konnte es jetzt überall

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