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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Braun
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nahm sie etwas Schnee in den Mund, in der Hoffnung, ihrem Hals auf diese Weise eine kleine Linderung zu verschaffen. Sie stand auf und schleppte sich weiter bis zu einer kleinen Höhle, in der sie die Nacht verbringen wollte.
    Nachdem sie sich ein kleines Lager errichtet und das Feuer entfacht hatte, legte sie sich erschöpft nieder und dachte an ihre Eltern und Großeltern.
    »Großvater … Ich schaff das nicht alleine … Ich habe Hunger … und Angst … Es ist noch ein so weiter Weg … und ich bin so einsam … Großvater … Großvater!«
    Bitterlich weinend rollte sie sich auf ihrem Lager zusammen, als sie plötzlich ein immer drängenderes Wimmern zu ihren Füßen wahrnahm.
    Schluchzend blickte sie hinab und entdeckte den kleinen Wolf, den sie verscheucht hatte.
    Ihre Trauer, ihr Hunger und ihre Erschöpfung waren miteinem Mal vergessen, und sie sprang wütend auf; sie verspürte nur noch einen brennenden Hass gegen dieses Tier und seine Artgenossen. Zornentbrannt holte sie zum Schlag aus, um den jungen Wolf ein für alle Mal zu vertreiben.
    Ängstlich duckte der Wolf sich, und an seiner Schläfe entdeckte Tikia einen tiefen Kratzer.
    Sie hielt inne und verspürte so etwas wie Mitleid, als sie den kleinen Wolf geduckt auf dem Boden kauern sah.
    Vorsichtig betrachtete sie ihn etwas genauer. Er war grau-weiß und schien fast noch ein Welpe zu sein. Unwillkürlich musste Tikia lächeln, als der junge Wolf vorsichtig zu ihr hochlugte.
    »Du bist auch allein, nicht wahr?« Sacht ging sie in die Knie und streckte ihre Hand zitternd nach dem Tier aus.
    Die Wunde war nicht besonders tief, und als Tikia sie sich genauer ansah, ertappte sie sich bei dem Gedanken, den Wolf gesund pflegen zu wollen. Sanft strich sie über sein flauschiges Fell. »Warum bist du mir nachgelaufen? Warum bist du nicht bei deiner Familie?«, fragte sie ihn, als er sich an sie schmiegte.
    Wie zur Antwort hob er seinen Kopf, und Tikia erkannte zu ihrer Überraschung, dass er einen kleinen Hasen in seinem Maul trug. Die Wunde an der Schläfe rührte wohl vom Hasen her, der sich im Todeskampf mit all seiner Kraft gegen den Wolf gewehrt haben musste. Verwundert sah Tikia vom Hasen zum Wolf, der seine Beute nun fallen ließ und sie auffordernd in Tikias Richtung stupste.
    »Du bist wirklich ein seltsamer Wolf! Erst verbringst du die Nacht seelenruhig auf meinem Bauch, dann schleichst du mir stundenlang hinterher, und jetzt teilst du auch nochdeine Beute mit mir?« Ungläubig starrte sie den jungen Streuner an.
    Vorsichtig legte er sich auf den Boden und verbarg seine Schnauze unter seinen zottigen Pfoten. Tikia musste lachen. Aus einem unerfindlichen Grund hegte sie plötzlich tiefe Sympathie für diesen kleinen seltsamen Kerl.
    Lachend packte sie den Hasen an den Ohren, und unter den aufmerksamen Augen ihres neuen Freundes trug sie ihn zum Feuer. Mit ihrem kleinen Jagdmesser schnitt sie den Hasen bäuchlings auf und häutete ihn.
    Die Innereien warf sie dem Wolf zu, der sie gierig verschlang. Tikia hatte den gehäuteten Hasen auf ein langes Stück Holz gespießt und hielt ihn über die Glut.
    Der junge Wolf, der anscheinend nicht recht verstand, was Tikia machte, umkreiste heulend das Feuer, wobei er Tikia immer wieder fragende Blicke zuwarf.
    »Keine Sorge, kleiner Wolf, ich röste den Hasen nur, ich bin nicht wie du, ich esse keine rohen Tiere!«, erklärte Tikia.
    Winselnd legte das Tier sich neben sie und beobachtete neugierig jeden ihrer Handgriffe.
    Nachdem sie aufgegessen und sich hingelegt hatten, betrachtete Tikia ihn noch lange, wie er zufrieden neben ihr döste.
    »Du bist wirklich seltsam, kleiner Wolf …«, flüsterte Tikia leise und kraulte den Wolf sanft am Kopf. »Großvater hat immer gesagt, dass alle Wölfe blutrünstig und gefährlich sind, aber du bist richtig nett …«
    Wie zur Bestätigung jaulte der junge Wolf einmal kurz auf und leckte Tikia übers Gesicht. Die Erinnerungen an das, was Wölfe ihr angetan hatten, kamen immer wieder hoch, dochin Tikia hatte sich ein anderes Gefühl festgesetzt, das beruhigende Gefühl, nicht mehr alleine zu sein …
    »Warum bist du allein, kleiner Wolf? Wo ist deine Familie?«, fragte sie ihn schläfrig. »Meine ist tot … Sie wurde von Wölfen ermordet … Mein Vater, meine Mutter, meine Großmutter … und Großvater …«
    Vor ihrem inneren Auge zogen die letzten Bilder von ihrem Großvater vorbei, und mit ihnen kam das beklemmende Gefühl der Einsamkeit zurück. Schluchzend verbarg

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