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Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Wolfsliebe - Tochter der Wildnis

Titel: Wolfsliebe - Tochter der Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Braun
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Trauer aus ihr hätten herausbrechen können.
    Unbarmherzig zog ein Schneesturm auf, und Tikias Bemühungen, sich in der Dunkelheit durch den Schnee zu kämpfen, wurden immer beschwerlicher.
    Mehrere Male brach sie vor Erschöpfung fast zusammen, rappelte sich jedoch immer wieder auf und kämpfte sich weiter in Richtung Stadt.

KAPITEL 3
Ein unerwünschter Gast
    Die Nacht brach an, und mit ihr kam die große Kälte Sibiriens, die sich wie ein eisiger Mantel um Tikia legte und sie zwang, Rast zu machen und nach einer Unterkunft zu suchen. In der Ferne erblickte sie schemenhaft einen kleinen Felsvorsprung und beschloss erschöpft, sich in seinem Schutz ein Nachtlager zu errichten.
    Hastig suchte sie Blätter, Zweige, Moos und Flechten zusammen, die ihr als weiche Unterlage, Decke und Feuermaterial dienen sollten. Vor langer Zeit hatte sie sich einmal mit ihrem Großvater verlaufen, und sie waren gezwungen gewesen, die Nacht im Freien zu verbringen. Ihr Großvater hatte diese Gelegenheit damals genutzt, um Tikia zu lehren, wie man eine Nacht in den Bergen Sibiriens überleben konnte.
    In ihren Gedanken sah sie ihn nun vor sich, quicklebendig und trotz seines hohen Alters kraftstrotzend, wie er ihr noch einmal alles aufs Genaueste erklärte, und sie hielt sich, auf größte Sorgfalt bedacht, an seine Anweisungen, bevor sie entkräftet auf ihr Lager sank und in einen tiefen, schmerzlindernden Schlaf fiel.
    Am nächsten Morgen erwachte Tikia mit einem leichten Unbehagen. Blinzelnd blickte sie gen Himmel, geradewegs in die pralle Sonne, die sich an diesem Tag, was nur sehr selten zu dieser Jahreszeit vorkam, von ihrer strahlendsten Seite zeigte.
    Tikia hatte eine ruhige, traumlose Nacht verbracht, trotzdem schien sie etwas zu stören, über dessen Ursache sie sich noch nicht im Klaren war. Auf ihrem Bauch lastete ein ungewöhnlicher Druck.
    Sie hatte zwar nun schon seit dem frühen Vortag nichts mehr gegessen, doch sie war sich sicher, dass dieses Gefühl nicht von ihrem Hunger herrührte.
    Ihre Müdigkeit, Erschöpfung und vor allem die Trauer über den Verlust waren jedoch größer als ihr Verlangen, der Ursache ihres Unwohlseins nachzugehen und weckten in ihr den Wunsch, sich noch einmal umzudrehen und mit dem Rücken zur Sonne friedlich in den Schlaf zurückzusinken.
    Nach mehreren gescheiterten Versuchen sich umzudrehen, wandte sich ihre Aufmerksamkeit nun schlussendlich doch dem belastenden Gefühl zu. Schlaftrunken versuchte sie sich aufzusetzen, blinzelnd schaute sie halb aufgerichtet auf ihren Bauch und erschrak, als sie geradewegs in die schläfrigen grünen Knopfaugen eines jungen Wolfes blickte. Zu Tode erschrocken richtete sie sich ruckartig ganz auf, und der kleine Wolf purzelte unsanft von ihrem Bauch.
    Mit aufgerissenen Augen starrte Tikia auf das kleine Fellbündel hinab, das sich ungerührt wieder aufrappelte und nun herzhaft gähnte.
    Anscheinend hatte es nicht die Spur von Scheu und schien sich in Tikias Gegenwart wohlzufühlen, denn im Nu hatte es sich wieder in ihren Schoß gekuschelt.
    »Ein Wolf …« , dachte sie mit einem beklemmenden Gefühl. Wie versteinert starrte sie den Kleinen an. »Wölfe sind gefährlich und blutrünstig! Wölfe haben deine Eltern umgebracht … Für sie kam jede Hilfe zu spät … Großmutter ist … Ich konnte sie nicht schützen … Ich werde sterben … Für mich kommt jede Hilfe zu spät!« , hörte sie den Großvater in ihren Erinnerungen sprechen.
    »Wölfe!« , dachte sie hasserfüllt. »Die Wölfe haben mir alles genommen! Sie sind schuld, dass ich nun einsam bin und meine Heimat verlassen muss! Sie sind schuld!«
    Sie sprang so abrupt auf, dass das kleine Tier von ihrem Schoß fiel und einige Sekunden wie betäubt auf dem kalten Boden liegen blieb, bevor es sich wieder aufrappelte und Tikia fragend, fast vorwurfsvoll anblickte.
    »Geh! Verschwinde! Hau ab! Oder ich töte dich! Geh!«, schrie sie zornig und verpasste dem kleinen Wolf einen kräftigen Tritt, der ihn schmerzerfüllt aufjaulen ließ, sammelte dann in Windeseile ihre Habseligkeiten zusammen und machte sich auf die Weiterreise.
    Der kleine Wolf jedoch hatte sich schnell von dem Tritt erholt und blieb, von Tikia unbemerkt, dicht auf ihren Fersen.

KAPITEL 4
Die Wolfslegende
    Nach vielen Stunden mühsamen Wanderns sank Tikia schließlich erschöpft und hungrig auf die Knie. Ein heiseres Husten kam aus ihrer Kehle und löste wiederum starke Halsschmerzen aus.
    Als sich der Krampf endlich gelöst hatte,

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