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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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schienen eine Menge verbrannter menschlicher Leichen an abgeschiedenen Orten aufzutauchen.
    Zufall? Gewiss nicht.
    Sullivan hatte mir von einem verschwundenen Leichnam erzählt, der anschließend auf dem St. Louis Cemetery Number One entdeckt worden war. Er glaubte an einen Zusammenhang mit Voodoo.
    Verdammt, Maggie fehlte mir.
    Da ich nicht mehr in der Stimmung war für eine lange, gemütliche Kaffeepause, machte ich mich wieder auf den Weg. In der Royal Street bog ich vor einem Hinweisschild mit der Aufschrift CASSANDRA’S in ein schmales Seitengässchen ab.
    Diesmal war die Priesterin zu Hause.

 
    26
    Ich wurde von einer zierlichen, dunkelhaarigen jungen Frau mit einer auffallenden weißen Strähne an der Schläfe empfangen. Sie trug weite, helle verwaschene Jeans und ein rotes T-Shirt, das zu dem Nagellack auf ihren bloßen Zehennägeln passte. Ich vermutete, dass sie eine Studentin an der Tulane war, die als Aushilfskraft hier arbeitete.
    „Guten Tag“, begrüßte sie mich. Durch den Perlenvorhang im offenen Durchgang hinter ihrem Rücken erklang ein missmutiges Jammern.
    Ihr Lächeln drückte pure Glückseligkeit aus, noch bevor der Mann mit dem Baby in den Armen durch den Vorhang trat. Ich konnte nicht anders, als ihn anzustieren. Er war der exotischste Typ, den ich je gesehen hatte.
    Sein Haar war braun gewesen, bevor die Sohne hundert Schattierungen von Gold hineingebleicht hatte. In die langen, widerspenstigen Strähnen waren ein paar Federn und mehrere Perlen geflochten, die klickten, als das Baby an ihnen zog. Er lachte, und um seine rauchgrauen Augen bildeten sich winzige Fältchen.
    Der Ring in seinem linken Ohr ließ an einen Piraten denken, das Gleiche galt für den goldenen Reif um seinen Bizeps. Ich wusste nicht, was ich von ihm halten sollte.
    Das Baby war anbetungswürdig mit seinen dunklen Locken und den hellen Augen, die dieselbe Farbe hatten wie die seines Vaters.
    „Ma!“, krähte es und streckte die Ärmchen nach der jungen Frau aus.
    „Bitte entschuldigen Sie“, sagte diese an mich gewandt. „Mein Typ wird verlangt.“
    Ich blinzelte. „Sie sind Cassandra?“
    „Ma!“, wiederholte das Baby.
    „Ja. Cassandra Murphy.“ Lächelnd schaute sie dem Piraten in die Augen. „Seit Kurzem.“
    „Sie wollten doch erst nach dem Mardi Gras wieder hier sein.“
    „Hätte ja auch fast geklappt.“ Mit der Geschicklichkeit eines Profis setzte sie das Baby auf ihre Hüfte, dann legte sie den Kopf schräg. „Kennen wir uns?“
    „Nein, Entschuldigung. Mein Name ist Anne Lockheart. Maggie hat mir von Ihnen erzählt.“
    „Ah, Maggie.“ Ihr Lächeln wurde breiter. „Tolles Mädchen. Ich hab sie schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wie geht es ihr?“
    Obwohl ich mich um eine ausdruckslose Miene bemühte, wusste sie sofort Bescheid. Keine Ahnung, wie, aber sie wusste es. Ihr Lächeln erstarb; sie drückte das Baby zu fest an sich, und es wimmerte.
    „Devon, nimm ihn bitte.“ Sie gab das Kind seinem Vater, der mich abschätzend musterte.
    Entgegen seiner relaxten Erscheinung war sein Blick durchdringend. Sein schlanker Körper und die gut definierten Muskeln ließen mich erahnen, dass er mehr tat, als hinter der Verkaufstheke eines Souvenirladens zu arbeiten, falls er nicht gerade das Baby hütete.
    „Dann komm mal her zu mir, Quinn, kleiner Mann“, sagte er mit einem irischen Akzent, der ziemlich echt klang. „Dein Papa wird dir ein kleines Mittagessen zaubern.“
    „Slange!“, verkündete Quinn.
    Ich schrak zusammen. „Hat er gerade ‚Schlange‘ gesagt?“
    Cassandras Mundwinkel hoben sich, auch wenn ihr Gesicht angespannt und ihre Augen wachsam blieben. „Lazarus.“ Sie zeigte auf einen Maschendrahtverschlag in der Ecke.
    Ich kniff die Augen zusammen. „Ist das etwa eine Python?“
    „Gut geraten. Mein met tet ist der loa Dambala, der durch die Schlange symbolisiert wird.“ Auf mein verwirrtes Stirnrunzeln hin erläuterte sie: „Ein met tet ist vergleichbar mit einem Schutzengel. Schlangen und ich, wir haben eine Verbundenheit.“
    „So wie bei den Familiargeistern des Voodoo?“
    „Richtig.“ Sie breitete die Hände aus. „Quinn ist fasziniert von Lazarus.“
    „Ich schätze, das würde jedem kleinen Jungen so gehen.“
    „Begriffe wie ‚Mama‘ oder ‚Papa‘ scheinen ihm einfach nicht von den Lippen zu wollen, aber ‚Schlange‘ kriegt er hin.“
    Das Kind und sein Vater verschwanden durch den Perlenvorhang. Kurz darauf war das Klappern von Töpfen und

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