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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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anrufen.“
    „Wen?“
    „Das darf ich Ihnen nicht sagen.“
    Ich kniff die Augen zusammen. „Sind Sie eine Geheimagentin oder so was in der Art?“
    „So was in der Art. Sonst noch irgendwelche Fragen?“
    „Etwa eine Million. Nur bezweifle ich, dass Sie sie beantworten würden.“
    „Stellen Sie mich auf die Probe.“
    „Sie bezeichneten die Lykanthropie als ein Virus.“ Cassandra nickte. „Gibt es ein Heilmittel?“
    „Für manche schon.“
    „Langsam gehen Sie mir auf die Nerven.“
    „Ich habe diese Wirkung auf viele Menschen.“ Sie beugte sich vor. „Wie schon gesagt, ich werde jemanden anrufen. Möglicherweise können wir Sullivan helfen, aber zuerst müssen wir ihn einfangen.“
    „Ihn einfangen? Und dazu müssen wir uns in die Nähe seiner scharfen, spitzen Zähne wagen?“
    „Mmhmm.“
    „Wir können nicht einfach ein bisschen Medizin unter sein Chappi mischen?“
    „Nein.“
    „Mist.“
    „Willkommen in meiner Welt“, spottete Cassandra. Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter. „Sie sagten, Sullivan sei zu Ihnen gekommen, nachdem er verletzt wurde. Läuft da irgendwas zwischen euch beiden, das ich wissen sollte? Schlafen Sie mit ihm?“
    „Nein!“
    Cassandra hob eine Braue.
    „Das tue ich nicht. Habe ich nicht. Haben wir nicht.“
    „Aber …“
    Ich zog eine Schulter hoch und ließ sie wieder sinken. „Ich mochte ihn. Wir haben – besser gesagt hatten – viel gemeinsam. Er ist ein netter Kerl. Zumindest war er das, bevor ihm ein Schwanz wuchs.“
    „Mochte er Sie auch?“
    Ich dachte an die Gelegenheiten zurück, als Sullivan mich berührt hatte, wir uns geküsst hatten. „Ja, er mochte mich.“
    „Was vermutlich der Grund ist, aus dem er zu Ihnen kam. Das Virus mag die Menschlichkeit einer Person zerstören und ihre Seele abtöten, trotzdem bleibt immer ein kleiner Rest ihres früheren Ichs erhalten. Sullivan wollte Sie haben. Jetzt, da er keine Skrupel mehr kennt, ist er entschlossen, Sie zu bekommen.“
    Ich schaute sie ratlos an. „Mich bekommen?“
    „Sexuell.“
    Meine Augen weiteten sich. „Aber er ist ein Wolf.“
    „Nicht ständig, außerdem stehen Werwölfe auf perversen Kram.“
    „Na toll.“
    „Sie sollten besser nicht allein unterwegs sein. Und schon gar nicht nach Einbruch der Dunkelheit.“
    „Heute ist der Fette Dienstag. Das Rising Moon wird heute so proppenvoll sein, dass sich vermutlich kein Wolf mehr reinquetschen kann. Ich werde also definitiv nicht allein sein.“
    „Halten Sie trotzdem immer etwas Scharfes, Silbernes griffbereit.“
    „So wie das hier?“ Ich wickelte den Brieföffner aus.
    Cassandras strahlend blaue Augen trafen meine. „Ich mag Frauen, die vorausdenken.“

 
    27
    Cassandra versprach, sich bei mir zu melden, sobald sie wegen Sullivans Ergreifung und möglicher Heilung mit ihren mysteriösen Kontakten Rücksprache gehalten hatte. Ich gab ihr mein Wort, sie sofort anzurufen, falls der Detective in irgendeiner Gestalt bei mir auftauchen sollte.
    Auf den Straßen war schon jetzt, während ich der Royal Street in Richtung Frenchmen folgte, die Hölle los. King zufolge startete der beste Mardi Gras früh und endete spät. Es würde auf den Straßen getanzt werden, es würde überall Essen, Musik, öffentliche Trinkgelage und Exhibitionismus geben, bis man meinen könnte, die ganze Stadt habe sich dieser Tage dem Sittenverfall ergeben.
    Touristen wie Einheimische waren mit zahllosen Perlenschnüren in den traditionellen Farben Grün, Lila und Gold geschmückt. Viele waren kostümiert. Ich begegnete einer Nonne, einem Schulmädchen mit extrem behaarten Beinen, mehreren Kleopatras und zwei Charlie Chaplins. Viele Leute trugen Masken – einige davon lustig, andere dämonisch und fast alle mit Perlen, Glitter und Federn in jeder erdenklichen Farbe dekoriert.
    King hatte früh aufgemacht. Obwohl noch nicht mal die Sonne untergegangen war, spielte schon eine einheimische Band.
    Sein grimmiger Blick veranlasste mich, nach oben zu hasten; unterwegs zerbrach ich mir den Kopf, wie ich den Brieföffner so verstecken sollte, dass ich im Notfall schnell an ihn herankam, er mich aber trotzdem nicht die ganze Nacht behinderte.
    Ich konnte das Ding entweder unter einer weiten Baumwollhose mit Klebeband an meiner Wade befestigen oder es in einer Gürteltasche an meiner Taille tragen. Am Ende entschied ich mich für Letzteres, denn es würde wahrscheinlich leichter sein, den Reißverschluss zu öffnen und das Messer herauszuziehen, als mein

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