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Wolfspfade 6

Wolfspfade 6

Titel: Wolfspfade 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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nur meine Katze anzuvertrauen – wenn ich denn eine Katze gehabt hätte. Aber warum zur Hölle vertraute ich ihm dann meinen Körper, mein Herz, mein Leben an?
    Ich hatte keine Ahnung; jedenfalls sollte ich damit aufhören.
    Zurück im Schlafzimmer schaltete ich das Deckenlicht ein, zog mich an und ärgerte mich über mich selbst, als ich realisierte, dass ich instinktiv den Fußboden, das Kissen, den Badezimmerspiegel nach einer Nachricht absuchte.
    „Jämmerlich“, schalt ich mich selbst, dann stieß ich eine Verwünschung aus, als ich versuchte, eine Bluse zuzuknöpfen, die keine Knöpfe mehr hatte.
    Was zuvor erotisch gewesen war, machte mich jetzt nur sauer. Ich mopste ein offenbar nagelneues hellblaues T-Shirt von Rodolfos Klamottenstapel, dann verließ ich das Haus.
    Die Nacht war hereingebrochen; ein Halbmond schwebte am Himmel. Das Viertel, in dem Rodolfos Wohnung lag, war zu dieser abendlichen Stunde weder gut beleuchtet noch belebt. Ich hätte gern ein Taxi zurück zum Rising Moon genommen, aber es gab keins.
    Im Laufschritt eilte ich den hellen Lichtern der Bourbon Street entgegen. Wahrscheinlich litt ich an Wahnvorstellungen, trotzdem hätte ich schwören können, dass mich jemand verfolgte.
    Wann immer ich mich bewegte, bewegte sich auch dieser Jemand. Ich hörte nur das Trappeln von anderen Füßen, das sich unter meine eigenen Schritte mischte. Sobald ich stehen blieb, blieben auch sie stehen. Sobald ich mich umdrehte, war da niemand.
    „Sullivan?“, flüsterte ich, dann biss ich mir auf die Lippe. Wollte ich ihm wirklich noch mal begegnen, allein hier draußen im Dunkeln?
    Dumme Frage.
    Das unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden, hielt an, und als ich mich endlich der Bourbon Street näherte, tat ich das rennend. Ich jagte um eine Ecke und wäre beinahe gegen eine Menschenwand geprallt. Die Straße war von Bordsteinkante zu Bordsteinkante mit Feiernden verstopft.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung tauchte ich in die Masse aus Körpern ein. Falls mich wirklich jemand – oder etwas – verfolgte, dann viel Glück dabei, mich jetzt noch zu erwischen.
    Die berittenen Polizisten, die sowohl in den Seitenstraßen patrouillierten als auch inmitten des Gedränges, gaben mir ein Gefühl von Sicherheit. Von ihrer Warte aus würden sie einen Wolf lange vor mir erspähen und einen tollwütigen Typen mit irren Augen sogar noch schneller.
    Ich schüttelte den Kopf und lachte über mich selbst. Wenn ich so weitermachte, würde am Ende ich die Irre sein.
    Dann teilte sich die Menschenwand für einen kurzen Moment, und ich sah …
    Katie .
    Ihren Namen rufend, drängte ich nun Leute aus dem Weg oder schubste sie zur Seite, ohne mich darum zu kümmern, dass Drinks verschüttet oder sogar nach mir geworfen wurden. Die Menge schloss sich wieder und blockierte mir die Sicht; als sie das nächste Mal auseinanderdriftete, war Katie verschwunden.
    Reglos blieb ich stehen und starrte zu der Stelle, wo sie eben noch gewesen war. Ich schloss die Augen und versuchte, mir ihr Gesicht ins Gedächtnis zu rufen, dann das Gesicht, das ich gerade gesehen hatte. Irgendetwas war anders, aber ich kam nicht drauf, was.
    War das wirklich Katie gewesen? Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher.
    Nach ihrem Verschwinden hatte es hundert Momente gegeben, in denen ich geglaubt hatte, sie zu sehen – an Orten, wo sie unmöglich sein konnte. Man hatte mir gesagt, dass dieses Phänomen häufig auftritt, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Das Gehirn spielt einem Streiche; das Herz sucht nach einem Weg, mit der Situation fertig zu werden.
    „Miss?“
    Ich riss die Augen auf. Ein Pferd starrte mir entgegen.
    Ich taumelte mehrere Schritte nach hinten, blieb mit dem Absatz in einer Ritze hängen und wäre um ein Haar hingefallen. Irgendwer fing mich auf und beförderte mich mit einem gut gemeinten Schubs in die entgegengesetzte Richtung.
    Das Pferd tat mit schlaffen Lippen seine Meinung über meine Tollpatschigkeit kund und besprühte mich dabei mit seinem Sabber. Er passte hervorragend zu der Mischung aus Alkohol, Orangensaft und Limonade auf Rodolfos blauem T-Shirt.
    „Alles okay?“
    Der berittene Polizist guckte zu mir herunter. Ich schätze, ich muss einen leicht idiotischen Eindruck erweckt haben, wie ich da mit geschlossenen Augen auf der Bourbon Street stand.
    „Ja, danke. Haben Sie vielleicht eine blonde Frau gesehen?“ Ich streckte einen Finger aus. „In dieser Richtung?“
    Er verdrehte die Augen. „Ich habe

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