Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über der Wüste

Wolken über der Wüste

Titel: Wolken über der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Palmer
Vom Netzwerk:
tun können. Wir werden für diesen Angriff dann das Nachbarland verantwortlich machen, mit dem Ihr Heimatland momentan keine guten Beziehungen unterhält, und die USA bitten einzugreifen. So werden unsere feindlichen Nachbarn nicht erfahren, wie schwach wir wirklich sind. Kurt hat einen Freund im Senat, und ich glaube, Ihre Regierung wird sehr schnell bereit sein, gegen unseren gemeinsamen Feind vorzugehen.“
    Brianne stand auf. „Das können Sie nicht tun!“ griff sie ihn an. „Sie könnten damit einen Weltkrieg auslösen.“
    Er zuckte wieder mit den Schultern und zog an seiner Zigarre. „Lieber das als dass unsere Ölfelder von unseren Feinden erobert werden, bevor wir sie zum Segen unseres Volkes ausbeuten konnten. Glauben Sie mir, es war verdammt schwierig, den Scheich davon zu überzeugen, dass das Öl dazu genutzt werden muss, unsere Wirtschaft zu konsolidieren. Er ist der Meinung, dass man auf keinen Fall vom Westen abhängig sein darf, auch wenn nur so unser Volk gerettet werden kann. Ich habe lange mit ihm argumentieren müssen, bis er begriff, dass das Wohlergehen unseres Volkes die Einschaltung des Westens rechtfertigt.“
    „Das Wohlergehen Ihres Volkes …?“
    Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Sie haben eine interessante Vorstellung von mir. Sie betrachten mich als Monster, was? Ein böser perverser Mann, der nur darauf aus ist, Frauen zu vernichten und immer mehr Geld anzuhäufen.“
    Sie machte eine hilflose Geste.
    „Der Ort, in dem meine Großmutter lebt und in dem ich geboren bin, ist geprägt von Armut, Hunger, Krankheit und Analphabetismus. Um uns herum in den Öl produzierenden Ländern herrscht Wohlstand, und wir klopfen hilflos an ihre Tür und werden brutal abgewiesen.“
    Sprachlos starrte sie ihn an. Dann schlug sie vor: „Aber es gibt doch die internationalen Hilfsorganisationen …“
    Er lächelte ironisch. „Sie sind wirklich naiv. Und zu vertrauensselig. Sie leben im dekadenten Westen. Bei Ihnen gibt es genug zu essen und zu trinken, gibt es Kleidung und Autos und Flugzeuge. Sie haben ja keine Ahnung, wie der Rest der Welt leben muss, Miss Martin.“ Er zog wieder heftig an seiner Zigarre. „Ein Monat in meinem Land wird Ihnen die Augen öffnen. Anders als in den großen Städten unserer reichen Nachbarländer müssen meine Landsleute hier in Qawi in Lehmhütten wohnen. Das Wassser müssen sie aus fast versandeten Brunnen holen, und jedes kleine Tier, dessen sie habhaft werden können, müssen sie töten, um überhaupt etwas im Topf über dem offenen Feuer zu haben. Sie müssen ihre eigene Wolle spinnen und weben, um etwas zum Anziehen zu haben, und müssen zusehen, wie ihre Kinder verhungern oder an Krankheiten sterben, die mit der entsprechenden Medizin durchaus zu heilen wären. Es gibt hier keine Europäer und keine modernen Städte.“ Er nickte, als er ihre Bestürzung bemerkte. „Sie scheinen verwundert zu sein.“
    „Das klingt entsetzlich.“
    „Es ist entsetzlich“, meinte er trocken, „entsetzlich und hoffnungslos und sinnlos. Ohne Geld kann man den Menschen keine Ausbildung geben. Und ohne Ausbildung wird man die Armut nie überwinden können.“
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Was er ihr da erzählte, war absolut neu für sie, und dass er es ihr erzählte, passte so gar nicht zu dem Bild des perversen selbstsüchtigen reichen Mannes, das sie bisher von ihm hatte.
    „Und nun müssen wir uns überlegen, was wir mit Ihnen tun, während Kurt für mich im Senat tätig wird.“
    Sie sah sich hastig um. „Soll ich etwa hier bleiben? Und warum, wenn Sie mich nicht für … nun … andere Zwecke haben wollen?“
    Er seufzte. „Ich habe Sie hierher bringen lassen, um absolut sicher zu sein, dass Kurt sein Versprechen auch einhält. Das tut er nur, da bin ich ziemlich sicher, wenn er davon ausgehen kann, dass ich Sie heirate und damit unsere Familien zusammenbringe“, sagte er und sah sie aufrichtig an. „Er war sofort mit meinem Plan einverstanden, weil er sich große Vorteile für sich selbst ausrechnet. Aber ich habe gehört, dass seine Frau versucht, ihn davon abzubringen. Da soll es hässliche Auseinandersetzungen gegeben haben, und ich verachte Männer, die ihre Frauen schlagen, aus welchen Gründen auch immer.“ Als er Briannes erschreckten Blick bemerkte, lächelte er beruhigend. „Es geht ihr gut, ich habe mich vergewissert.“
    Brianne atmete erleichtert auf. Dann war Eve sicher, wenigstens im Augenblick. „Sie

Weitere Kostenlose Bücher