Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
erschienen. Köche kümmerten sich um große Kessel, und Wäscherinnen nahmen große Berge schmutziger Kleidung in Angriff, während andere bei den Pferden oder den Wagen arbeiteten. Eine Anzahl Frauen schienen Ehefrauen zu sein. Zumindest saßen sie über Strickarbeiten oder besserten Kleider oder Hemden aus oder rührten in kleinen Kochtöpfen. Waffenschmiede hatten sich fast überall aufgestellt, wo Egwene hinsah. Ihre Hämmer ließen Stahl auf den Ambossen klingen, Pfeilmacher fügten Pfeilbündeln zu ihren Füßen weitere Pfeile hinzu, und Hufschmiede überprüften die Pferde. Wagen aller Arten und Größen standen überall herum, Hunderte, vielleicht Tausende. Das Heer schien jedermann aufzulesen, der ihnen unterwegs begegnete. Die meisten der Kuriere waren bereits draußen, um Verpflegung zu besorgen, aber einige hochrädrige Karren und schwerfällige Wagen rollten auf der Suche nach Bauernhöfen und Dörfern auch jetzt noch aus dem Lager. Hier und da jubelten ihnen Soldaten zu, wenn sie vorüberzogen. »Lord Bryne!« und »Der Bulle! Der Bulle!« Das war sein Siegel. Nichts über die Aes Sedai oder den Amyrlin-Sitz.
    Egwene drehte sich im Sattel, um sich zu vergewissern, daß Myrelle noch immer dichtauf folgte. Das tat sie, ließ ihr Pferd selbständig folgen, mit entrückter, etwas überdrüssiger Miene. Siuan hatte eine Position in der Nachhut eingenommen. Aber vielleicht hatte sie auch einfach nur Angst, ihr Pferd vorwärts zu drängen.
    Gewiß war es lammfromm, aber Siuan würde wahrscheinlich sogar ein Pony wie ein Schlachtroß behandeln.
    Egwene war über ihr eigenes Pferd ein wenig verärgert. Sein Name war Daishar, was in der Alten Sprache Ruhm bedeutete. Sie hätte viel lieber Bela geritten, eine zottige kleine Stute, die nicht wesentlich schlanker als Siuans Pferd war und die sie geritten hatte, als sie die Zwei Flüsse verlassen hatte. Sie dachte manchmal, sie müßte wie eine Puppe wirken, die auf einem Wallach saß, der für ein Schlachtroß gehalten werden könnte, aber die Amyrlin mußte ein angemessenes Pferd reiten, keine zottigen Zugpferde. Obwohl sie selbst diese Regel geschaffen hatte, fühlte sie sich eingeschränkt wie eine Novizin.
    Sie wandte sich im Sattel um. »Erwartet Ihr voraus irgendwelchen Widerstand, Lord Bryne?«
    Er sah sie von der Seite an. Sie hatte dieselbe Frage schon einmal gestellt, bevor sie Salidar verlassen hatten, und zwei weitere Male, während sie Altara durchquerten. Nicht häufig genug, um Mißtrauen zu erregen, dachte sie.
    »Murandy ist wie Altara, Mutter. Nachbarn sind zu sehr damit beschäftigt, gegeneinander zu intrigieren oder sich direkt zu bekämpfen, um sich für etwas anderes als einen bevorstehenden Krieg zu verbünden, und selbst dann wahrscheinlich nur halbherzig.« Sein Tonfall klang sehr trocken. Er war Befehlshaber der Königlichen Garde von Andor gewesen und hatte entlang den Grenzen jahrelang Scharmützel gegen die Murandianer bestritten. »Ich fürchte, in Andor wird es anders sein. Darauf freue ich mich nicht.« Er änderte die Richtung und ritt einen leichten Hang hinauf, um drei Wagen auszuweichen, die vor ihnen über die Felsen rumpelten.
    Egwene behielt nur mühsam einen unbeteiligten Gesichtsausdruck bei. Andor. Zuvor hatte er es gerade abgestritten. Sie waren am Fuß der Cumbar-Berge, ein Stück südlich Lugards, der Hauptstadt von Murandy. Selbst wenn sie zügig vorankamen, lag die Grenze zu Andor noch mindestens zehn Tage voraus.
    »Und wenn wir Tar Valon erreichen, Lord Bryne -wie wollt Ihr die Stadt dann einnehmen?«
    »Das hat mich noch niemand gefragt, Mutter.« Zuvor hatte sie nur geglaubt, seine Stimme klinge trocken - jetzt klang sie wirklich trocken. »Wenn wir Tar Valon, wenn das Licht es will, erreichen, werde ich zwei bis drei Mal mehr Männer zur Verfügung haben als jetzt.« Egwene zuckte bei dem Gedanken daran zusammen, so viele Soldaten bezahlen zu müssen. Er schien es nicht zu bemerken. »Zunächst werde ich die Stadt belagern. Der schwerste Teil wird sein, Schiffe zu bekommen und sie zu versenken, um den Nordhafen und den Südhafen zu blockieren. Die Häfen sind ebensolche Schlüsselpositionen wie die Stadtbrücken, Mutter. Tar Valon ist größer als Cairhien und Caemlyn zusammen. Wenn erst keine Lebensmittel mehr hineingelangen...« Er zuckte die Achseln. »Der größte Teil der Soldaten wartet ab, wenn sie nicht voranmarschieren.«
    »Und wenn Ihr nicht so viele Soldaten zur Verfügung habt?« Sie hatte niemals

Weitere Kostenlose Bücher