Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
zu lassen, dauerte seine Zeit.
    Romanda senkte den Blick zuerst, obwohl sie sich damit nicht geschlagen gab. Sie wandte sich Egwene so abrupt zu, daß Lelaine jetzt an ihr vorbei blickte, was töricht aussah. »Delana macht wieder Schwierigkeiten.« Ihre schrille Stimme klang beinahe freundlich, aber doch mit einem scharfen Unterton, der das Fehlen jeglicher respektvollen Anrede noch unterstrich. Romandas Haar war vollkommen grau, im Nacken zu einem ordentlichen Knoten zusammengenommen, aber das Alter hatte sie sicherlich nicht weicher gemacht. Takima mit ihrem langen schwarzen Haar und dem matten Elfenbeinteint war fast neun Jahre lang eine Sitzende der Braunen Ajah gewesen, im Saal genauso energisch wie im Klassenzimmer, und doch stand sie bescheiden einen Schritt hinter Romanda, die Hände an der Taille gefaltet. Romanda führte ihre Splittergruppe mit genauso fester Hand wie Sorilea die ihre. Für sie war Stärke überaus wichtig, und Lelaine schien ihr darin nicht viel nachzustehen.
    »Sie beabsichtigt, dem Saal einen Antrag vorzulegen«, schaltete sich Lelaine verbittert ein und mied es jetzt völlig, Romanda anzusehen. Mit ihr übereinzustimmen gefiel ihr sicherlich genauso wenig, wie erst das zweite Wort zu haben. Als Romanda merkte, daß sie einen Vorteil errungen hatte, lächelte sie kaum merklich.
    »Worüber?« fragte Egwene, auf Zeitgewinn bedacht. Sie ahnte es bereits. Es fiel ihr schwer, nicht zu seufzen. Es fiel ihr sehr schwer, sich nicht die Schläfen zu reiben.
    »Natürlich über die Schwarze Ajah, Mutter«, erwiderte Varilin und hob den Kopf, als überrasche sie die Frage. Nun, vielleicht war dem so. Delana wurde bei dem Thema wütend. »Sie will, daß der Saal Elaida öffentlich zur Schwarzen erklärt.« Sie hielt jäh inne, als Lelaine eine Hand hob. Lelaine gewährte ihren Gefolgsleuten mehr Spielraum als Romanda, oder vielleicht hatte sie diese einfach nicht so fest im Griff, aber es genügte.
    »Ihr müßt mit ihr sprechen, Mutter.« Lelaine lächelte herzlich, wenn sie den Titel benutzte. Siuan zufolge waren sie einst Freunde gewesen - Lelaine hatte sie einigermaßen wohlwollend wieder aufgenommen -, und doch hielt Egwene dieses Lächeln für sorgfältig eingeübt.
    »Um ihr was zu sagen?« Es drängte sie, sich die Schläfen zu reiben. Diese beiden sorgten dafür, daß der Saal nur erließ, was sie wollte und sicherlich wenig, was Egwene vorschlug, mit dem Ergebnis, daß überhaupt kaum etwas erlassen wurde, und sie wollten jetzt, daß sie sich für eine Sitzende einsetzte? Gewiß unterstützte Delana ihre Vorschläge - wenn sie ihr paßten. Delana war eine wetterwendische Person, drehte sich manchmal noch mit dem letzten Windzug, und wenn sie sich in letzter Zeit häufig in Egwenes Richtung drehte, dann bedeutete das nicht allzu viel. Die Schwarze Ajah schien ihr einziger Fixpunkt. Was hielt Siuan auf?
    »Sagt Ihr, sie muß damit aufhören, Mutter.« Lelaines Lächeln und Tonfall erweckten den Anschein, als berate sie eine Tochter. »Dieser Unsinn - schlimmer als Unsinn - bringt alle auf. Einige der Schwestern beginnen es schon zu glauben, Mutter. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich diese Vorstellung auch unter den Dienern und Soldaten verbreitet.« Sie warf Bryne einen überaus zweifelnden Blick zu. Bryne versuchte anscheinend, mit Myrelle zu reden, welche die von einem Schutz umgebene Gruppe beobachtete und die Zügel ihres Pferdes immer wieder unruhig durch die behandschuhten Hände gleiten ließ.
    »Es ist kaum töricht, das Offensichtliche zu glauben«, blaffte Romanda. »Mutter...« Aus ihrem Munde klang dies entschieden zu sehr wie ›Mädchen‹. »Delana muß aufgehalten werden, weil sie nichts Gutes, sondern erheblichen Schaden bewirkt. Vielleicht ist Elaida eine Schwarze - obwohl ich es stark bezweifle, welche Gerüchte aus zweiter Hand auch immer diese Halima mitbrachte; Elaida ist schrecklich verbohrt, aber ich kann nicht glauben, daß sie schlecht ist -, aber selbst wenn sie es ist und es herausposaunt wird, werden Außenstehende jeder Aes Sedai mit Mißtrauen begegnen und die Schwarzen in noch entlegenere Verstecke treiben. Es gibt Methoden, sie hervorzulocken, wenn wir sie nicht wieder verjagen.«
    Lelaine rümpfte heftig die Nase. »Selbst wenn dieser Unsinn zuträfe, würde sich keine Schwester mit Selbstachtung Euren Methoden unterordnen, Romanda. Euer Vorschlag wird in Frage gestellt werden.« Egwene blinzelte verwirrt. Weder Siuan noch Leane hatten ihr auch nur

Weitere Kostenlose Bücher