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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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aus den Augenwinkeln. Er war durch einen Eid daran gebunden, das Heer zu bilden und anzuführen, bis Elaida gestürzt war, aber warum hatte er die Eide geleistet? Er hätte sicherlich einen weniger gewichtigen Eid leisten können, der auch zweifellos von den Schwestern anerkannt worden wäre, die all jene Soldaten nur als Narrenmaske benutzen wollten, um Elaida zu erschrecken. Ihn auf ihrer Seite zu wissen, war tröstlich. Selbst die anderen Aes Sedai schienen so zu empfinden. Wie ihr Vater war auch er ein Mensch, der einem in jeder Situation alle Furcht nahm. Ihn gegen sich zu haben, erkannte sie plötzlich, könnte genauso schlimm sein, wie den Saal gegen sich zu haben. Die einzige Anerkennung, die Siuan ihm jemals gezollt hatte, war ihre Bemerkung, daß er ungeheuerlich sei, obwohl sie diese Bemerkung dann sofort wieder abschwächte. Jeder Mann, den Siuan Sandte für ungeheuerlich erachtete, war bemerkenswert.
    Sie durchquerten einen schmalen Fluß, eher ein Flüßchen, das kaum die Pferdehufe benetzte. Eine angeschlagene Krähe, die sich an einem in zu flachem Wasser gestrandeten Fisch nährte, schlug hilflos mit ihren zerfetzten Flügeln und fraß dann weiter.
    Siuan beobachtete auch Bryne - ihre Stute lief viel leichter, wenn sie nicht an den Zügeln zerrte oder die Fersen im falschen Moment in ihre Flanken schlug. Egwene hatte sie nach Lord Brynes Beweggründen befragt, aber Siuans eigene verworrene Verbindung zu dem Mann erlaubte kaum mehr als Bissigkeit, wenn es um ihn ging. Entweder haßte sie Gareth Bryne abgrundtief, oder sie liebte ihn, und sich Siuan verliebt vorzustellen, war, als stelle man sich diese Krähe schwimmend vor.
    Auf dem Hügelkamm waren jetzt keine Soldaten der Bande mehr auszumachen, sondern nur noch abgestorbene Nadelbäume. Egwene hatte nicht bemerkt, daß die Männer verschwunden waren. Mat hatte einen Ruf als Soldat? Schwimmende Krähen kamen nicht nahe. Sie hatte geglaubt, er befehlige die Männer nur Rand zuliebe, und das war ausreichend schwer zu schlucken gewesen. Es ist gefährlich zu glauben, weil man zu wissen meint, erinnerte sie sich, während sie Bryne betrachtete.
    »...sollte ausgepeitscht werden!« Myrelles Stimme klang noch immer zornig. »Ich warne Euch. Wenn ich erfahre, daß Ihr Euch wieder mit diesem Drachenverschworenen getroffen habt...!«
    Die Drohung prallte anscheinend wirkungslos an Bryne ab. Er ritt unbeeindruckt weiter, murmelte nur gelegentlich: »Ja, Myrelle Sedai« oder »Nein, Myrelle Sedai«, ohne Anzeichen von Sorge zu zeigen und ohne seine aufmerksame Beobachtung der Umgebung zu unterbrechen. Er hatte die Soldaten zweifellos davonreiten sehen. Wie auch immer er seine Geduld aufbot - und Egwene wußte innerlich, daß Angst nichts damit zu tun hatte -, war sie nicht in der Stimmung, dem zuzuhören.
    »Seid still, Myrelle! Niemand wird Lord Bryne etwas anhaben.« Sie rieb sich die Schläfen und erwog, eine der Schwestern im Lager um Heilung zu bitten. Weder Siuan noch Myrelle besaßen ausreichende Fähigkeiten. Nicht daß das Heilen etwas nützen würde, wenn es nur am Schlafmangel und den Sorgen lag. Nicht daß sie Gerüchte hören wollte, die Anstrengung sei zuviel für sie. Außerdem gab es andere Möglichkeiten, mit Kopfschmerzen umzugehen, als das Heilen, wenn auch nicht hier.
    Myrelle preßte kurz die Lippen zusammen. Dann wandte sie den Kopf ruckartig und mit geröteten Wangen ab, und Bryne schien plötzlich in die Betrachtung eines Falken mit roten Schwingen vertieft, der zu ihrer Linken abdrehte. Auch ein tapferer Mann konnte Taktlosigkeit erkennen. Der Falke legte die Flügel an und schoß mit sich aufplusternden Federn auf eine unsichtbare Beute hinter einem Hain Lederblattbäume herab. Egwene fühlte sich auch so - als stoße sie in der Hoffnung, das Richtige erwählt zu haben, auf unsichtbare Ziele herab, und auch in der Hoffnung, daß es hier überhaupt ein Ziel gab.
    Sie atmete tief ein und wünschte, sie wäre ruhiger. »Richtig, Lord Bryne, es ist wohl das beste, wenn Ihr Talmanes nicht wieder trefft. Ihr wißt sicherlich inzwischen so viel über seine Absichten wie nötig.« Das Licht gebe, daß Talmanes nicht bereits zu viel verraten hatte. Schade, daß sie Siuan oder Leane nicht auftragen konnte, ihn zur Vorsicht zu ermahnen, wenn er diese Warnung überhaupt annähme, aber wenn man die Stimmung unter den Schwestern bedachte, könnte sie es genauso gut riskieren, Rand aufzusuchen.
    Bryne verbeugte sich im Sattel. »Wie Ihr befehlt,

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