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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zurück, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er wirkte nicht besorgt, nur ... nachdenklich. Schließlich nickte er. »Ich werde ... jemanden ... schicken, der sich um diese Aes Sedai kümmert.« Er lachte kurz scharf auf. »Ich wünschte fast, ich könnte ihre Gesichter sehen. Sehr gut. Dir bleibt noch ein wenig Zeit. Dann bekommt vielleicht jemand anderer eine Chance.« Er hob mit einem Finger eine Strähne von Shiaines Haar an. Sie bewegte sich noch immer nicht. Ihre Augen starrten regungslos ins Leere. »Dieses Kind würde die Gelegenheit gewiß nur zu gern ergreifen.«
    Carridin kämpfte gegen plötzliche Angst an. Die Auserwählten warfen genauso schnell nieder, wie sie erhoben, und auch genauso häufig. Versagen blieb niemals unbestraft. »Großer Meister, die Gunst, um die ich Euch bat... Wenn ich wissen dürfte... Habt Ihr... Werdet Ihr...?«
    »Du bist kein Glückspilz, Carridin«, sagte Sammael mit neuerlichem Lächeln. »Du solltest besser hoffen, meine Befehle bald ausführen zu können. Anscheinend stellt zumindest jemand sicher, daß einige von Ishamaels Befehlen noch ausgeführt werden.« Er lächelte, aber er schien nicht im mindesten belustigt. Oder vielleicht machte das nur die Narbe. »Du hast ihm gegenüber versagt und deshalb deine ganze Familie verloren. Nur meine Hand schützt dich jetzt noch. Ich sah vor länger Zeit einmal drei Myrddraals einen Mann dazu bringen, ihnen nach und nach seine Frau und seine Töchter zu übergeben, und sie dann zu bitten, ihm das rechte Bein abzuhacken, dann das linke, dann seine Arme und ihm die Augen auszubrennen.« Der vollkommen beiläufig gehaltene Tonfall machte den Vortrag noch schlimmer, als alles Schreien oder Höhnen es gekonnt hätte. »Es war für sie ein Spiel, verstehst du? Sie wollten sehen, wie weit sie ihn bringen konnten, worum er sie schließlich bitten würde. Sie bewahrten sich seine Zunge natürlich bis zum Schluß auf, aber bis dahin war nicht mehr viel von ihm übriggeblieben. Er war recht mächtig, gutaussehend und berühmt gewesen. Beneidet. Aber niemand würde jemals beneiden, was sie schließlich den Trollocs vorwarfen. Du würdest nicht glauben, welche Töne dieser Überrest von sich gab. Finde, was ich haben will, Carridin. Es wird dir nicht gefallen, wenn ich meine Hand zurückziehe.«
    Plötzlich erschien in der Luft vor dem Auserwählten eine senkrechte Linie. Sie schien sich irgendwie zu drehen und erweiterte sich dabei zu einem Viereck ... eine Öffnung. Carridin starrte sie fassungslos an. Er blickte durch einen Spalt in der Luft auf etwas voller grauer Säulen und dichtem Nebel. Sammael trat hindurch, und die Öffnung schloß sich ruckartig, wurde zu einem glänzenden Lichtstab, der verschwand und nur eine purpurfarbene Nachempfindung zurückließ, die in CarridLns Augen glühte.
    Er richtete sich schwankend auf. Ein Versagen wurde stets bestraft, aber niemand überlebte es, dem Befehl eines der Auserwählten den Gehorsam zu verweigern.
    Plötzlich bewegte sich Shiaine und vollendete die Bewegung, aus dem Sessel aufzustehen. Sie wollte etwas sagen, brach aber dann wieder ab und blickte zum Fenster, wo Carridin zuvor gestanden hatte. Ihr Blick suchte ihn hektisch, fand ihn, und sie zuckte zusammen. So wie ihre Augen hervortraten, hätte er selbst einer der Auserwählten sein können.
    Niemand überlebte es, dem Befehl der Auserwählten den Gehorsam zu verweigern. Er preßte die Hände gegen seine Schläfen. Sein Kopf schien platzen zu wollen. »Ein Mann ist in der Stadt, Mat Cauthon. Ihr werdet...« Sie zuckte abermals leicht zusammen, und er runzelte die Stirn. »Ihr kennt ihn?«
    »Ich habe den Namen gehört«, sagte sie vorsichtig. Und ärgerlich, hätte er behauptet. »Nur wenige, die mit al'Thor verbunden sind, bleiben lange unbekannt.« Als er näher herantrat, kreuzte sie schützend die Arme vor sich und blieb nur zögerlich am Fleck stehen. »Was macht ein schäbiger Bauernjunge in Ebou Dar? Wie ist er...«
    »Belästigt mich nicht mit törichten Fragen, Shiaine.« Er hatte noch niemals solche Kopfschmerzen gehabt. Noch nie. Es fühlte sich an, als würde ihm zwischen den Augen ein Dolch in den Schädel getrieben. Niemand überlebte... »Ihr werdet Euren Kreis anweisen, Cauthon sofort ausfindig zu machen. Sie alle.« Old Cully kam heute nacht durch die Rückfront der Ställe herein. Sie brauchte nicht zu wissen, daß auch noch andere da sein würden. »Nichts anderes darf dazwischen kommen.«
    »Aber ich

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