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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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weiterer Kreis, der für Carridin arbeitete, wurde von einem knorrigen, einäugigen Bettler angeführt, der keine Zähne und die Angewohnheit hatte, nur einmal im Jahr zu baden. Wären die Umstände andere gewesen, hätte Carridin selbst das Knie vor Old Cully gebeugt, der einzige Name, den der übelriechende Schurke zuließ. Mili Skane kroch gewiß vor Old Cully, und jeder andere Gefährte ihres Kreises ebenfalls, ob adlig oder nicht. Es ärgerte Carridin, daß ›Lady Shiaine‹ blitzartig auf die Knie fiel, wenn der alte Bettler mit den strähnigen Haaren den Raum betrat, aber vor ihm mit gekreuzten Beinen dasaß, lächelte und ungeduldig mit dem Fuß wippte. Sie hatte Befehl erhalten, ihm bedingungslos zu gehorchen, von jemandem, vor dem sogar Old Cully kriechen würde, und er brauchte verzweifelt einen Erfolg. Nialls Pläne durften ruhig zu Staub zerfallen, aber nicht dies.
    »Man kann vieles entschuldigen.« Carridin steckte die Schreibfeder in ihren Elfenbeinständer und schob sein Haar zurück. »Bei jenen, welche die ihnen gestellten Aufgaben erfüllen.« Er war ein großer Mann und ragte drohend auf; zugleich war er sich sehr wohl des Umstands bewußt, daß die goldgerahmten Spiegel an den Wänden eine kraftvolle Gestalt, einen gefährlichen Mann zeigten. »Selbst Gewänder und Tand und Spiele, was alles mit Geld bezahlt wurde, das für Informationen verwendet werden sollte.« Der wippende Fuß verharrte einen Moment und begann dann erneut, aber ihr Lächeln wirkte jetzt gezwungen, ihr Gesicht blaß. Ihr Kreis gehorchte ihr im Augenblick, aber sie würden sie kopfüber hängen und lebendig häuten, wenn er das Wort aussprach. »Ihr habt nicht sehr viel erreicht, nicht wahr? Tatsächlich scheint Ihr überhaupt nichts erreicht zu haben.«
    »Es gibt Probleme, wie Ihr sehr wohl wißt«, hauchte sie. Es gelang ihr jedoch, seinen Blick offen zu erwidern.
    »Ausflüchte. Erzählt mir von überwundenen Problemen, nicht von solchen, über die Ihr stolpert und fallt. Ihr könnt tief fallen, wenn Ihr hierin versagt.« Er wandte ihr den Rücken zu und schritt zum nächstgelegenen Fenster. Er konnte ebenfalls tief fallen, und er wollte es nicht riskieren, daß sie dies in seinen Augen erkannte. Sonnenlicht fiel durch reichverzierte Steingitter. Der Raum mit der hohen Decke, dem grünweiß gefliesten Boden und den hellblauen Wänden blieb hinter den dicken Mauern des Palasts vergleichsweise kühl, aber die draußen herrschende Hitze sickerte durch die Fenster dennoch herein. Er konnte den Weinbrand auf der anderen Seite des Raumes fast spüren. Er konnte kaum erwarten, daß sie ging.
    »Mein Lord Carridin, wie kann ich jemanden zu offene Fragen über Gegenstände der Macht stellen lassen? Das würde Fragen bewirken, und es sind Aes Sedai in der Stadt, wie Ihr Euch vielleicht erinnert.«
    Carridin spähte auf die Straße hinab und rümpfte bei dem heraufdringenden Geruch die Nase. Dort unten waren alle Arten von Menschen zusammengedrängt. Ein Arafelle mit zu zwei langen Zöpfen geflochtenem Haar und einem gebogenen Schwert auf dem Rücken warf einem einarmigen Bettler eine Münze zu, der das Geschenk stirnrunzelnd betrachtete, bevor er es unter seine Lumpen steckte und seine kläglichen Rufe an die Vorbeigehenden wieder aufnahm. Ein Bursche in einem zerrissenen hellroten Umhang und heller gelber Hose kam aus einem Laden gelaufen und preßte einen Stoffballen an seine Brust, verfolgt von einer schreienden hellhaarigen Frau, die ihre Röcke bis über die Knie gerafft hatte und schneller lief als der stämmige Wächter, der sich, seinen Knüppel schwingend, schwerfällig hinter ihr herschleppte. Der Kutscher einer rot lackierten Kutsche mit den Goldmünzen und der geöffneten Hand eines Geldverleihers auf der Tür drohte dem Wagenlenker eines Planwagens mit der Peitsche, dessen Pferdegespann dem Gespann der Kutsche ins Gehege geraten war, während beide über die Straße hinweg fluchten. Verdreckte Straßenjungen kauerten hinter einem klapprigen Karren, während sie sich winzige, verschrumpelte Früchte schnappten, die vom Land hierhergebracht worden waren. Eine verschleierte Tarabonerin, das dunkle Haar zu dünnen Zöpfen geflochten, bahnte sich ihren Weg durch die Menge und zog in ihrem staubigen roten Gewand, das sich schamlos an ihren Körper anschmiegte, die Augen aller Männer auf sich.
    »Mein Lord, ich brauche Zeit. Ich brauche sie! Ich kann nicht das Unmögliche tun, und gewiß nicht innerhalb weniger

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