Wolkentaenzerin
damit beschäftigt, ihre Weihnachtseinkäufe und die Anforderungen ihrer Freiberuflichkeit unter einen Hut zu bringen. Die Spielgruppe war zu einer geschlossenen Einheit geworden, eine einander wohlgesonnene Gemeinschaft, wenn auch nicht enger Freundinnen, dann doch sehr guter Bekannter.
Elizabeth fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren als Teil einer Gruppe. Die Frauen trafen sich jeden Mittwochmorgen und halfen einander aus, wenn es eng wurde, indem sie auf die Kinder der anderen aufpassten, wenn eine von ihnen aufwendigere Besorgungen zu erledigen oder einen Arzttermin hatte.
Einmal, als Elizabeth kurz vor einem Abgabetermin für einen Entwurf stand und keinen Babysitter bekam, bat sie Brittain, auf Jonah aufzupassen. Brittain zögerte, bevor sie ja sagte. »Ach so, weil du arbeitest«, bemerkte sie eher kühl. Ich weiß nicht, ob sie vergessen hat, dass ich arbeite, oder ob sie sich deswegen wie ein Kindermdchen fühlte, aber ich hätte es besser wissen müssen. Die paar Male, die ich meinen Job erwähnt habe, hat es die Unterhaltung immer zum Stillstand gebracht. Offenbar macht mich das zur Außenseiterin.
Am Monatsende tauschten sie in der Spielgruppe Geschenke aus und wichtelten mit günstigen Mitbringseln. Es sollte zum Spaß sein, doch Elizabeth bemerkte, dass die Frauen aus der Spielgruppe es ernst nahmen. Am Ende hatte Kate das kitschigste Geschenk von allen in der Hand, eine Cloisonné-Kette mit »I Love Mom« darauf, die Leslie gekauft hatte – obwohl sie Leslie wahrscheinlich gefiel, sie steht auf solchen Kram. Kate legte sie sich um und posierte wie eine Prinzessin, und man konnte förmlich sehen, wie es Leslie dämmerte, dass Kate sich über sie lustig machte. Und ich dachte schon: Oh Mann, jetzt geht’s los, diese klaffende Wunde wird man niemals wieder heilen können. Aber Kate hat es zum Glück rechtzeitig bemerkt und fand, dass wir alle so eine haben sollten, dann wären sie wie eine Art Freundschaftsarmband für unsere Spielgruppe. Ich mag Kate, aber sie bewegt sich immer ein bisschen zu nah am Abgrund. Sie ist erst seit ein paar Wochen hier, und ich wünschte, ich könnte ihr ein heimliches Zeichen geben. Vorsicht (Zupfen am Ohrläppchen), das läuft hier nicht.
Kates Wangen glühten. Elizabeth hatte recht; sie machte sich zu wenig Gedanken darüber, wie ihre Kommentare aufgenommen wurden. Sie dachte an den Brief, den sie vor Jahren von einer Zuschauerin erhalten hatte, die ihre vorlaute Art in der Fernsehshow kritisiert hatte. Nach all diesen Jahren war er noch bei ihr zu Hause hinten in der oberen Schublade verstaut. Setzen Sie ihr ein paar Kleinkinder vor die Füße, und dann schauen wir mal, ob sie es »hinbekommt«. Nicht alles ist so einfach, wie es aussieht . Tadelnd und unheilvoll, eine Stimme aus der Zukunft. Es gab unvorhergesehene Schwierigkeiten, und es war immer gefährlich, sich allzu sicher zu fühlen.
Jonahs erster Geburtstag kam und ging. Elizabeth besuchte morgens mit ihm das Aquarium, und Dave flog abends nach Hause, gerade rechtzeitig, um den Kuchen zu essen. Jonah schrie vor Freude und schmierte sich die Glasur ins Gesicht und in die Haare. Dann schlief er nach einem hicksenden Wutanfall von zu viel Zucker und zu viel Aufmerksamkeit ein.
21. März 1997
Kate hat auf Jonah aufgepasst, damit ich zum Zahnarzt gehen konnte. Chris ist in Europa wegen irgendeines Hotels, und Dave kommt erst am Montag wieder, da hat sie mich zum Abendessen eingeladen. Sie hat so knusprige hausgemachte kleine Pot-Pies gezaubert und uns Wein eingeschenkt, und wir hatten eine richtig zivilisierte Mahlzeit, während Jonah und James schrien und ihre Flaschen auf den Boden warfen.
Kate weiß zu jedem Thema etwas, sie ist eine Enzyklopädie des Zeitgeschehens. Als hielte sie einen Monolog, ganz aufgebracht darüber, wie es mit geklonten Tieren in der Lebensmittelversorgung weitergehen wird, während sie an der Arbeitsplatte steht und die kleinen Förmchen vorbereitet.
»James und Jonah trinken womöglich in fünf Jahren die Milch von geklonten Kühen« – ihr Haar schwingt unter ihrem Kinn vor und zurück, während sie den Teig ausrollt – »und diese ganze genetisch verdorbene Milch bringt sie dann schon mit acht oder so in die Pubertät.«
CNN lief im Hintergrund auf dem Fernseher in der Küche, und nichts davon war neu für sie, weder der Terrorismus in Tel Aviv noch die Entdeckung, dass ein Großteil der Kunstwerke in französischen Museen von den Nazis gestohlen worden war. Sie hatte ein
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