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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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dem … Sag den Kindern …«
    Plötzlich war das Rauschen weg und mit ihm Chris.
    Kate sah auf das Telefon, und vor ihrem inneren Auge spielte sich eine Reihe von Szenarien ab, die zu einer plötzlichen Verbindungsunterbrechung führen konnten. Sie klappte es zu und legte es mit zitternden Händen neben sich.

Einundzwanzig
    Ein kompletter Abschnitt war herausgerissen worden. Kate zog die Bindung auseinander und sah, dass fünfzehn, wenn nicht sogar zwanzig Seiten fehlten. Der letzte Eintrag war auf April 1996 datiert. Danach ging es im November 1996 weiter. Was mochte in der Zwischenzeit passiert sein? Kate würde es nicht erfahren.
    Sie fuhr mit dem Daumen über die abgerissenen Ränder. Sie dachte daran zurück, wie verärgert Elizabeth darüber geschrieben hatte, als ihre Mutter eines ihrer ersten Tagebücher vernichtet hatte. Das war ihre Reaktion darauf gewesen, zensiert worden zu sein. Dieses Mal hatte sie das anscheinend selbst getan.
Montag, 18. November 1996
Ich habe die Kurve gekriegt. Ich stehe morgens nicht mehr auf und zähle die Stunden, bis ich ihn wieder ins Bett bringen kann. Eine Sache kann ich mir anrechnen: Ich habe Jonah die ganze Zeit über ein warmes Lächeln und ein sicheres Zuhause gegeben. Das halte ich mir zugute: Ich bin jetzt hier, weil ich meine Entscheidungen aus Optimismus getroffen habe. Bei jeder einzelnen habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und beschlossen, dass ich es schaffe. Genug davon. So redet eine Mutter nicht.
Bald ist Thanksgiving, und ich lade alle ein: Daves gesamte Familie, auch Zack und die Kinder, sogar meinen Vater, das dritte Mal, dass er mich von L. A. aus besuchen kommt. Dave hat die Tour-Saison so gut beendet wie noch nie, und er wird auch nächstes Jahr definitiv wieder auf Tour gehen …
    Der Eintrag ging noch weiter, eine Litanei von Feiertagsplänen und von Daves Fortschritt auf der Tour. Er las sich holprig, als zögerte jemand, sich etwas Neues anzueignen oder eine neue Perspektive zu erlangen. Während Kate die fachmännisch anmutenden Einträge überflog, wanderten ihre Gedanken zu den fehlenden Seiten. Sie vermutete postpartale Depression, fragte sich aber, ob nicht noch mehr dahintersteckte, ob der Mann, der Elizabeth nach Joshua Tree eingeladen hatte, hier aufgetaucht war.
    Allmählich kehrte Elizabeths alte Stimme zurück. Die Angespanntheit, die sie kritisch auf andere blicken ließ, richtete sich nun auf sie selbst. Sie engagierte sich mehr und mehr in der Spielgruppe und der Nachbarschaft.
Mittwoch, 11. Dezember 1996
Es ist eine Neue in der Spielgruppe, Kate. Sie ist gerade aus New York hergezogen. Wohnt nur ein paar Straßen weiter. Ich erinnere mich, sie beim Einzug gesehen zu haben, als sie sich draußen bei einem der Kabelmänner beschwerte. Das war zum Schreien. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, erklärte sie ihm in der Auffahrt mit einem Baby auf der Hüfte. »Wie wär’s, wenn wir einen Termin ausmachen, dass ich morgen Nachmittag zu Ihnen nach Hause komme. Dann können Sie vier Stunden lang herumsitzen und auf mich warten, obwohl Sie tausend andere Sachen zu tun haben, und dann komme ich zwei Stunden zu spät und sage: ›Huch, ich habe nicht die richtigen Teile dabei, da muss ich wohl morgen wiederkommen.‹ Was halten Sie davon?«
Ich ging gerade mit der Sportkarre vorbei und musste laut auflachen. Sie drehte sich zu mir: »Täusche ich mich etwa?« Es wird schön sein, ein bisschen frischen Wind im Viertel zu haben.
    Nach Southbrook zu ziehen hätte sich wie das Natürlichste von der Welt anfühlen sollen, als Kate beschlossen hatte, nicht wieder zu arbeiten. Wenn du mit dem Baby zu Hause bleibst, hatte sie sich zu überzeugen versucht, dann umgib dich wenigstens mit Menschen, die genauso leben und sich vor ihren Auffahrten miteinander unterhalten.
    Nur dass nie jemand in der Auffahrt stand. Sie fuhren in ihren großen Geländewagen von ihnen herunter, direkt aus ihren Garagen, und dann wieder hinein, so dass Kate in der ersten Woche nur die Stoßstangen der Autos ihrer Nachbarn, aber nie die Nachbarn sah. Sie erfand alle möglichen Gründe, um mehrmals am Tag draußen zu sein – dass es schon Winter in Connecticut war, spielte keine Rolle –, und packte den neugeborenen James in so viele Schichten ein, dass nur seine Äuglein aus dem Kinderwagen hervorlugten. Doch ganz gleich, wie oft sie spazieren ging, niemand hielt an, um mit ihr zu reden. Bis Elizabeth kam.
    Als Weihnachten sich näherte, war Elizabeth komplett

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