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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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erbärmlich, wie viel mir das bedeutet, aber es ist einfach etwas, das nur mir gehört, ein Teil von mir, der sich nicht dem Stillen widmet oder der Wäsche oder ständig Sportsender einschaltet, um zu gucken, wie es bei Dave läuft. Es ist der eine kleine Überrest von mir, der nicht von jemand anderem vereinnahmt wird. Wenn ich diese Zeit für mich habe, genieße ich die Zeit mit Jonah umso mehr. Aber ich merke immer mehr, dass eine Stunde hier und da, wenn er gerade schläft, mehr als frustrierend ist. Reinzukommen und dann wieder rausgerissen zu werden, wenn ich gerade in etwas vertieft bin, ist schlimmer, als überhaupt nicht angefangen zu haben. Ich brauche einen regelmäßigen Babysitter. Das wird einen großen Unterschied machen.
    Elizabeth und Dave gefiel keines der Kindermädchen, die sich bei ihnen vorstellten. Kein Funke, kein Glitzern in den Augen bei auch nur einer von ihnen, das darauf hindeutete, dass sie Babys tatsächlich mochten. Nur nüchterne Kompetenz. Elizabeth ließ sich entmutigen, vermutete aber, dass Dave erleichtert war. Wie viel musst du denn eigentlich arbeiten?, fragte er. Wir brauchen es ja nicht wirklich dringend. »Es« im Sinne von Geld . Sie entschied, um Jonahs Schlafzeiten herum Zeit für ihre Arbeit abzuknapsen und dazu Nächte und Wochenenden, um ihren Vertrag zu erfüllen.
    Kate legte das Tagebuch nieder und sah auf das Fensterbrett, wo das Foto von der lächelnden Elizabeth gerahmt von der Dunkelheit stand. Es war schmerzhaft, sich ihre Freundin mit dieser Eindringlichkeit vorzustellen, die Kate nie erlebt hatte. Trauer überwältigte sie, als gäbe es zusätzlich zu der Frau, die sie gekannt hatte, noch eine zweite Freundin, die sie verloren hatte.
    Neben ihr auf der Chaiselongue klingelte ihr Handy. Als Anrufer erschien auf dem Display »Unbekannt«. Kate atmete tief ein und wischte sich über die Augen.
    »Hallo?«
    »Hallo Schatz, wie gut, endlich habe ich eine Verbindung. Das Netz hier ist wirklich furchtbar.«
    »Chris.« Sie hauchte seinen Namen wie eine Feststellung. »Wo bist du?«
    »Jakarta. Ich bin gerade am Flughafen angekommen und habe nur ganz kurz vernünftigen Empfang.«
    »Kommst du gerade in Jakarta an, oder fliegst du schon wieder ab?« Flieg ab. Lass ihn fliege ab sagen.
    »Komme gerade an. Wahrscheinlich nur eine Übernachtung hier und dann noch ein Abstecher nach Bali. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Hotels sie hier anbieten. Die sind verrückt, all dieser wahnsinnige Luxus, der vor die Hunde geht. Manche sind nicht mehr zu retten, aber ich glaube, wir können zumindest mit einem etwas anfangen. Vor allem, wenn wir dadurch das in Angkor Wat bekommen. Das ist ein Juwel.«
    Kate bemühte sich, sich in indonesische Immobilien hineinzudenken. »Dann klappt es also? Ihr kauft sie?«
    »Sieht ganz so aus, wenn der Preis stimmt. Damit würden wir wirklich einen Coup landen, Kate. Ich weiß, dass es ärgerlich ist, dass ich so lange nicht mit auf der Insel bin, aber das ist eine einmalige Gelegenheit.« Das Wort Coup klingelte ihr in den Ohren.
    »Wie geht’s den Kindern?«
    »Gut. Super. Wir haben das übliche Programm. Aber sie vermissen dich.«
    »Gut. Hey, ich verstehe nicht mehr, was …« Es knisterte und blieb stumm.
    »Chris, bist du noch da? Wie ist es … Wie ist die Lage bei dir? Ist es sicher?« Stille. »Chris?«
    Ihre Stimmen überlappten, und seine verschwand. Leises Hintergrundrauschen kam und ging, das Geräusch von Verbindungen, die hergestellt und wieder unterbrochen wurden.
    »Chris?«
    »Ich bin noch dran. Ich habe nur gefragt, wie es mit den Tagebüchern läuft. Irgendwelche Offenbarungen?«
    »Nicht wirklich.«
    Sie sagte es zum Teil, weil die aufrüttelnde Mischung aus Empathie, Verärgerung und Verlust das Letzte war, worüber sie in einem internationalen Telefongespräch mit schlechter Verbindung reden wollte. Doch das war nicht der einzige Grund. Als sie und Chris das letzte Mal über die Tagebücher gesprochen hatten, an diesem Nachmittag am Strand, hatte sie ihm gesagt, dass sie unvoreingenommen bleiben wollte, ob Elizabeth eine Affäre gehabt hatte oder nicht. Doch schon als sie das sagte, wusste sie, dass es nicht ganz stimmte. Sie las nun, als folge sie Brotkrumen, und hielt Ausschau nach Erkenntnissen darüber, weshalb zwei Menschen sich auseinanderlebten und dann unmerklich auseinanderbrachen, womöglich ohne es zu bemerken.
    »Kate? Ich hör dich kaum«, sagte Chris. »Ich glaube, ich … Ich ruf dich aus

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