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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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paar beißende Kommentare für die Franzosen und den internationalen Kunstbetrieb, und ich schlürfte Pinot noir durch meine betäubten Lippen und versuchte, klug zu klingen. Sie beschwerte sich über Chris’ Reisen und erzählte von ein paar coolen Orten, an die sie ihn »damals« begleiten konnte. Ko Samui. Goa. Goa kenne ich nicht mal. Ich nickte dazu und war nicht sicher, ob ich über reisende Ehemänner mitjammern oder auch erzählen sollte, an was für coolen Orten wir gewesen sind. Ich habe ihr erzählt, dass Dave mich mit Flugtickets nach Hawaii zu einem seiner Turniere überraschte, bevor wir heirateten. »Wie nett«, sagte sie, und sah mich an, als hätte ich gesagt: »Gary, Indiana.«
In der Agentur herrscht gerade Leerlauf, und ich habe angefangen, die Wände in Jonahs Zimmer zu bemalen, Dschungelthema. Er schläft jetzt bei uns im Schlafzimmer, damit ich nachts daran arbeiten kann. Wenn ich ihn morgens mit reinnehme, um die neuen Tiere anzuschauen, zeigt er so energisch darauf – da!, da! –, dass seine Finger richtig gelenkig werden.
Zweite Runde in Bay Hill heute, und Dave hat es bis hinter Payne Stewart geschafft, so um die zwei Drittel des Wegs hoch in der Meute. Vor ein paar Minuten hat er angerufen: »Wenn es so weitergeht, dann können wir im Sommer die Küche renovieren.«
3. Juli 1997
Die Renovierung meiner Küche ist zum Thema Nr. 1 in der Spielgruppe geworden. Wir reden über Kühlschränke und Herde und Fliesenspiegel, und es ödet mich so an, ich könnte schreien. Sie wären schockiert, wenn sie wüssten, wie egal mir das ist. Das gilt auch für Dave, der dachte, es wäre das Geburtstagsgeschenk des Jahrhunderts, als er mir die Kataloge mit einer Schleife überreichte. Nicht dass mir die Küche egal wäre. Ich will nur, dass sie FERTIG ist, damit ich nicht mehr darüber reden muss. Komischerweise sind wir anscheinend im sozialen Status aufgestiegen, seitdem Dave mir die Renovierung »geschenkt« hat und wir uns erstklassige Herde und andere lächerliche Küchengeräte anschauen. Als er beim Golf nicht so weit oben in der Rangliste war, haben sie ihn wie einen Handwerker betrachtet im Vergleich zu ihren Konzern-Ehemännern, als könnte er zur Not mal eben ihre Toilette reparieren. Und dann neulich hat Brittain ihn als »Profisportler« bezeichnet. Ich habe mich fast an meinem Kaffee verschluckt.
Dann hat Leslie mit dem Feuer im Stadthaus in Stamford angefangen, wahrscheinlich das einzige Thema, das noch schlimmer ist als meine Küche. Jede, die gestern Abend nicht die Nachrichten gesehen hatte, musste sich nun anhören, wie die Mutter allein zu Hause war mit ihren Kindern, wie das Baby aus dem Fenster geworfen und nicht gefangen wurde, wie der arme Ehemann interviewt wurde, der bei der Arbeit gewesen war, alle grausamen Einzelheiten. Ich war ein einziges Wrack, als ich es gestern Abend gesehen habe – die Schwangerschaftshormone lassen mich total überreagieren. Dave ist zu mir ins Bett geklettert und hat das Hochzeitsvideo angeschaltet, das seine Kumpel vom Golf gemacht haben, um mich aufzumuntern. Bisher hat mich das immer traurig gemacht; gegen Ende des Abends arbeitete die Schwerkraft in dem engen Kleid gegen mich, und ich ging nicht mehr ganz als jungfräuliche Braut durch. Wer weiß, wann wir das Baby tatsächlich verloren haben? Auf unserer Hochzeitsreise? Vielleicht sogar an dem Abend. Doch als ich dieses Mal das Video sah, bedauerte ich mich stattdessen selbst, eine, die nicht ahnte, was auf sie zukam, die dachte, dass sie alles im Griff hatte. Die dachte, dass so etwas möglich war.
Dann gab Brittain uns noch den Rest. »Ja wirklich, so furchtbar. Die armen Leute. Sie haben die Mutter mit ihrem Zweijährigen im Schrank zusammengekauert gefunden.« Kate saß am Fenster und schien nicht zuzuhören, aber als ich einen Blick auf ihr Gesicht erhaschte, sah ich, dass sie weinte und es nicht zeigen wollte. Sie nahm James hoch und murmelte irgendetwas über Regans Katze und ihre blöde Allergie, entschuldigte sich, dass sie gehen musste, und dann war sie weg.
4. September 1997
Heute Nachmittag stand ein Mann mit schwarzem Anzug, weißem Hemd und blauer Krawatte an der Tür. Ich öffnete ihm, als er eine Dienstmarke zückte. Er sagte, er sei vom FBI und führe eine Sicherheitsüberprüfung einer meiner Nachbarn durch, der auf hoher Ebene für die Regierung arbeiten solle. Er befrage alle Nachbarn zum Hintergrund. Dürfe er wohl reinkommen und mir ein paar Fragen stellen?
Jonah war in

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