Wollust - Roman
geht’s.«
»Bringst du mich nach Hause?«
»Du meinst zurück zu den Deckers?«
»Mein Zuhause sind die Deckers.« Gabe grinste. »Aber du wirst immer mein einziger Daddy sein.«
»Klar, bis du herausgefunden hast, wer in deiner Mom abgespritzt hat in besagtem Sommer.«
Gabe ignorierte das und stand auf. »Weißt du was, ich nehm den Bus, falls es ungelegen kommt, mich ins Valley fahren zu müssen.«
»Nee, das geht klar. Außerdem möchte ich noch alles über deine Fortschritte mit deinem neuen Kumpel Nick hören.«
»Er ist mein Lehrer, Chris, nicht mein Kumpel. Er foltert mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Aber ich nehm mal an, dass das der Preis ist, um besser zu werden.«
»Das rate ich dir auch, besser zu werden, bei dem ganzen Geld, das du für den Unterricht ausgibst.« Donatti packte ihn im Nacken, und zwar nicht besonders sanft. »Hier geht’s lang.«
Eine Stretchlimo wartete auf sie, was keine Überraschung war. Sein Vater brauchte gewöhnlich viel Platz für seine langen Beine. Überraschend war der Hauch eines Mädchens auf der Rückbank. Sie sah aus wie vierzehn, obwohl er wusste, dass sie mindestens achtzehn war. Chris brachte sich nicht mehr mit minderjährigen Mädchen in die Bredouille. Sie war auf eine elfenhafte Weise niedlich – eine kleine Stupsnase, Sommersprossen und lockiges rötlich braunes Haar. Ihre braunen Augen sahen intelligent aus.
»Talia.« Chris deutete auf das Mädchen. Zu ihr sagte er: »Das ist mein Sohn.«
»Gabe Whitman.« Gabe bot ihr die Hand an.
»Wie nett, dich endlich kennenzulernen.« Sie schüttelte seine Hand. »Er redet die ganze Zeit über dich.«
»Nein, das tue ich nicht.« Chris sah verärgert aus und ignorierte sie ab dann die ganze Fahrt lang, hörte aber aufmerksam zu, als Gabe von seinen Unterrichtsstunden erzählte, seiner Musik, seinen Kompositionen, was er übte, was er von Nicholas Mark lernte, und schließlich von anstehenden Wettbewerben. Donatti rauchte und trank Kaffee, während er die ganze Zeit über Gabe fixierte. Bevor Gabe überhaupt einmal Luft geholt hatte, stand die Limousine vor dem Haus der Deckers.
Noch nie war die Zeit so schnell vergangen.
»Na ja, ich glaub, ich muss hier raus.«
»Ruf an, wenn du etwas brauchst.«
»Mach ich.« Er wandte sich an Talia. »War nett, dich kennenzulernen. Pass gut auf ihn auf.«
»Bla, bla.« Donatti gab ihm den leeren Kaffeebecher mit den Zigarettenstummeln. »Du weißt ja, ich kann Müll in meinem Sichtfeld nicht ertragen. Schmeiß das für mich weg.«
»Klar, Chris.« Er stieg aus dem Auto aus, und der Wagen fuhr los, bevor Gabe die Haustür erreicht hatte.
Chris, der ihm seinen Scheiß überließ. Wie metaphorisch.
Er starrte auf den Müll in seiner Hand.
Hoppla.
Er schloss die Tür auf und stürzte in sein Quartier – nicht wirklich sein Zimmer, aber nach sieben Monaten war er mehr als nur ein Gast. Er setzte sich aufs Bett und fuhr seinen Computer hoch.
Das Klopfen machte ihn wütend. Donatti hasste es, die Steuererklärung vorzubereiten, und er hasste es, gestört zu werden. »Was?«
»Kann ich reinkommen?«
Talias Stimme. »Nachdem du meine Konzentration zunichtegemacht hast, ist es auch schon egal.«
Sie öffnete die Tür. »Tut mir leid.«
»Nein, tut es nicht. Was willst du?«
Sie lächelte. »Ich bringe dir einen Kaffee.« Sie stellte ihn auf dem Schreibtisch aus Rosenholz ab. Chris’ Büro war mit Walnussholz getäfelt und hatte einen Kamin aus Stein. Es war voller teurer Kunst, und es roch nach Leder und Tabak. In den Regalen befanden sich die besten Scotchs und schönsten Kristallgläser. Das Zimmer wirkte, als gehöre es in ein englisches Schloss, und sah nicht aus wie das Büro eines Bordellbesitzers. In einer Ecke stand ein riesiger Weihnachtsbaum, den sie dekoriert hatte. Darunter lagen stapelweise Geschenke, überreicht von glücklichen Kunden. Talia hatte vor ihrer Zeit mit Chris noch nie einen Weihnachtsbaum geschmückt. Es war eine Aufgabe, die ihr viel Freude gemacht hatte.
Donatti musterte sie. Sie hielt ein hübsch eingepacktes Geschenk in der Hand. »Leg’s einfach unter den Baum.«
»Es kommt von Gabe.«
»Scheiße! Ich muss ihm noch etwas besorgen. Welches Datum ist heute?«
»Der Neunzehnte.«
»Gut, da haben wir noch Zeit. Geh du los und kauf ihm ein Motorrad.«
Talia starrte ihn an.
»Was?«, fragte Donatti.
»Chris, er hat keinen Führerschein. Er ist erst fünfzehn.«
»Er ist schon fünfzehn? Scheiße, ich habe seinen
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