Wollust - Roman
will, und alles ist in bester Ordnung.«
»Außer wenn nicht.« Decker hielt die Fotos hoch. »Was genau wollen Sie von mir, Doktor?«
»Ich habe zugestimmt, mich mit ihm zu treffen, Lieutenant. Ich habe nicht zugestimmt, zu ihm zurückzukehren. Jedenfalls nicht sofort. Ich frage mich, wie er diese Neuigkeit aufnehmen wird. Da ich ihm nicht entkommen kann, will ich, dass er sich mit einer vorübergehenden Trennung einverstanden erklärt. Keine eheliche Trennung – das wäre schwierig –, er soll nur zustimmen, mir ein bisschen mehr Zeit für mich selbst zu lassen.«
»Wie viel mehr Zeit?«
»Vielleicht so dreißig Jahre.« Terry lächelte. »Eigentlich will ich nach Los Angeles ziehen, bis Gabe die Highschool abgeschlossen hat. Ich habe in Beverly Hills ein Haus gefunden, das ich mieten kann. Ich muss Chris nicht nur dazu bringen, die Trennung zu akzeptieren, sondern er soll auch für alles bezahlen.«
»Wie wollen Sie das erreichen?«
»Sie werden’s sehen.« Sie lächelte wieder. »Er hat mich abgerichtet, aber ich ihn auch.«
»Und trotzdem haben Sie das Gefühl, Schutz zu brauchen.«
»Im Umgang mit einem wilden Tier kann alles Mögliche passieren. Da ist es gut, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.«
»Es gibt da eine Menge jüngerer, kräftigerer Männer als mich, Typen, die Sie wahrscheinlich besser beschützen könnten.«
»Also bitte! Chris würde jeden von denen fertigmachen. In Ihrer Gegenwart ist er… ein bisschen vorsichtiger. Er respektiert Sie.«
»Er hat auf mich geschossen.«
»Hätte er Sie töten wollen, dann wäre ihm das gelungen.«
»Ich weiß«, antwortete Decker. »Er wollte mir zeigen, wer der Boss ist.« Er atmete hörbar aus. »Viel wichtiger aber ist, dass Chris gerne auf Leute schießt. Wenn er mich erledigt, bereitet er sich ein zweifaches Vergnügen.«
Terry sah ihn an. »Er hat damit angegeben, Sie hätten ihn um einen Gefallen gebeten. Stimmt das?«
Decker grinste. »Ich bitte ihn ab und zu um Informationen. Ich benutze jede Quelle, die mir bei der Lösung eines Falls weiterhilft.« Er betrachtete ihr Gesicht – ihren milchfarbenen Teint, die goldbraunen Augen und das lange, kastanienfarbene Haar. Der einzige Hinweis darauf, dass ihr Leben einem Dampfkochtopf glich, waren ein paar durchschimmernde
graue Strähnen. Sie trug ein locker sitzendes knöchellanges Kleid – irgendwas aus Seide mit einem geometrischen Muster in Orange, Grün und Gelb. Ihre nackten Füße schauten unter dem Saum hervor. »Wann wird er in der Stadt ankommen?«
»Ich habe ihm gesagt, er soll mittags um zwölf hier im Hotel sein. Ich dachte mir, das wäre eine gute Zeit für Sie.«
»Wo wird sich Ihr Sohn während des Treffens aufhalten?«
»Er ist auf dem Universitätsgelände der UCLA in einem Übungsraum. Gabe hat ein Handy. Wenn er mich braucht, meldet er sich. Er ist sehr selbstständig. Das muss er auch sein.« Sie sah versonnen ins Leere. »Er ist ein guter Junge… das genaue Gegenteil seines Vaters. Angesichts seiner Erziehung müsste er bis jetzt mindestens ein paar Mal auf Entziehungskur gewesen sein. Stattdessen ist er überreif, was mir Sorgen macht. In seinem Innersten sind so viele Dinge verborgen, die ungesagt geblieben sind. Er hat wirklich etwas Besseres verdient.« Sie hielt sich die Hände vor den Mund und blinzelte Tränen weg. »Vielen, vielen Dank, dass Sie mir helfen.«
»Stellen Sie erst mal sicher, dass ich von Nutzen bin, bevor Sie mir danken.« Decker blickte auf seine Uhr. In einer halben Stunde wurde er zu Hause erwartet. »Also gut, Terry, ich werde am Sonntag da sein. Aber Sie müssen nach meinen Regeln spielen. Ich denke mir einen Plan aus, wie dieses Treffen ablaufen soll. Vor allem müssen Sie im Schlafzimmer warten, bis ich ihn durchsucht habe. Dann können Sie herauskommen.«
»Kein Problem.«
»Und Sie müssen Gabe sagen, er soll sich nicht im Hotel blicken lassen, bevor Sie Entwarnung gegeben haben. Ich möchte nicht, dass er mitten in eine schwierige Situation hereinplatzt.«
»Klingt vernünftig.«
Einen Moment lang blieb es still in der Suite. Dann stand Terry auf. »Noch mal vielen Dank, Lieutenant. Ich hoffe, die Bezahlung geht so in Ordnung?«
»Sie ist mehr als in Ordnung, sogar sehr großzügig.«
»Wenn eins zu Chris passt, dann sind es große Gesten. Würde ich Ihnen weniger anbieten, wäre er beleidigt.«
»Wenn du wirklich nicht willst, dass ich es mache, dann lass ich es bleiben«, sagte Decker.
»Natürlich will ich nicht,
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