Wollust - Roman
sagte er: »So wird es sein Anwalt darstellen.«
»Erinnerst du dich noch an den Hauptverdächtigen, Burt Barney?«
»Der Obdachlose, der die Leiche entdeckt hat?«
»Ja. Die aus Oxnard haben ihn stundenlang verhört und immer und immer wieder gefragt, was er mit der Kette gemacht hätte. Er ist niemals eingeknickt, Loo. Er beschwor, Roxanne
nicht getötet zu haben, und dass da keine Halskette war, als er die Leiche fand.«
»Ein Anwalt könnte behaupten, dass Tinsley die Kette an sich nahm, bevor Barney sie fand.«
»Das ist ganz schön weit hergeholt.« Wanda breitete demonstrativ ihre Arme aus.
»Wir benötigen ein ›ohne begründete Zweifel‹, und genau da liegt mein Problem. Tinsley wirkte wie ein möglicher Serienmörder, als wir dachten, er hätte etwas mit Adrianna Blancs Tod zu tun. Aber wir wissen jetzt, was Adrianna und Crystal zugestoßen ist, und Tinsley hatte damit nichts zu tun. Das war Garth Hammerling.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Ein erwiesener Serienmörder.«
Wanda schüttelte den Kopf. »Wie vielen Serienmördern bist du im Laufe deines Beruflebens begegnet?«
»Während der dreißig Jahre im Polizeidienst, inklusive der Zeit in Florida, hatte ich es mit drei Serienmördern zu tun, wobei ein Fall strittig war, weil die Anklage gegen ihn auf lediglich einen Mord lautete. Es wurde nur vermutet, dass er vielleicht noch andere begangen hatte. Klar, die laufen da draußen herum, aber nicht so häufig, wie es in den Medien dargestellt wird. Einen Serienmörder vor sich zu haben, der als Zeuge in einem Mordfall auftritt, den ein anderer Serienmörder begangen hat, wäre total verrückt. Und genau deshalb müssen wir bedächtig vorgehen … damit wir keinen Fehler machen.«
»Wie gehen wir also bei Tinsley vor?«
»Falls wir Roxannes DNA von der Halskette bekommen, können wir Tinsley wegen Hehlerei verhaften – genau das wird er garantiert geltend machen. Er sah Roxannes Leiche auf dem freien Grundstück und traf eine schlechte Entscheidung. Es wäre toll, wenn wir einen Zeugen finden könnten, der gesehen hat, wie Chuck und Roxanne gemeinsam das Lokal verließen. Gibt es in den Akten einen aussichtsreichen Kandidaten?«
»Ich muss die Seiten noch mal lesen.«
»Vielleicht hast du Lust, Tinsleys Kumpel im gleichen Zug erneut zu befragen. Vielleicht hat er sich jemandem offenbart, obwohl ich da so meine Zweifel habe, falls er wirklich ein Serienmörder sein sollte.«
»Ich gehe die Akte noch mal genau durch.«
»Wie steht es bei Lee Wang und dem Revier in Oceanside?«
»Er ist dran. Wir haben den Ring aus Tinsleys Tüte ins Labor geschickt. Mit etwas Glück erhalten wir vielleicht eine DNA-Übereinstimmung mit Erin Greenfield.«
»War Tinsley in Oceanside, als Greenfield ermordet wurde?«
»Das weiß ich nicht, aber ich rufe Lee an und gleiche meine Notizen mit seinen ab.«
»Ein Schmuckstück ist von untergeordneter Bedeutung«, überlegte Decker, »aber zwei Stücke mit DNA-Spuren, die zu zwei ermordeten Frauen passen, kann man nicht wegdiskutieren. Im Moment können wir nur die Daumen drücken und all unser Vertrauen in die Wissenschaften legen.«
Nach drei Wochen Krankenhausaufenthalt hatte sich Jacqueline Mars, die sechzehnjährige Ausreißerin, die Garth und Mandy entführt, gewürgt und in einen Müllsack eingewickelt hatten, hinreichend erholt, um entlassen zu werden. Leider war ihre Erinnerung an das, was in der fraglichen Zeit passiert war, noch verschwommener als die von Mandy Kowalski. Im Moment könnte sie sich auf nichts aus diesen schicksalshaften Tagen besinnen, die sie im Rausch verbracht hatte.
Mandy Kowalski wurde wegen vorsätzlichen Mordes an Adrianna Blanc verhaftet und wegen versuchten Mordes im Fall Jacqueline Mars. Sie entging einer Mordanklage im Fall Crystal Larabee. Sie gilt in allen Punkten der Anklage als unschuldig, bis ihre Schuld nachgewiesen ist.
Nachdem die Neuigkeit über Garth Hammerling und Mandy
Kowalkis durch Medikamente verursachten Mordrausch ans Licht gekommen war, begann das St.-Tim-Krankenhaus alle gewöhnlichen Todesfälle während ihrer Dienstzeiten zu untersuchen. Mandy wurde reingewaschen, aber es gab da einige verdächtige Tote während der Jahre, in denen Hammerling dort angestellt war. Selbst einen Monat nach den grausigen Entdeckungen in Hammerlings Haus in Vegas waren die Fälle, die Garth betreut hatte, immer noch Teil einer Überprüfung.
Decker erhielt schließlich eine Kopie des toxikologischen Berichts über
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