Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
spürte, durchfuhr sie ein freudiges Gefühl.
Ellies Blick war fest. Ruhig. »Darauf kommen wir später«, sagte sie. »Im Augenblick versuche ich die Zukunft meines Sohnes zu schützen. Tom Seniors letzter Wille ist genau. Wenn Tom junior stirbt, gehört die Ranch dir und Jesse, zu gleichmäßigen Anteilen. Ihr werdet beide immer noch auf dem Land leben müssen. Wenn einer von euch sich entscheidet, die Bestimmungen des Testaments nicht zu erfüllen, dann wird, wie ich gesagt habe, der Besitz verloren gehen. Und wenn das geschieht, wird Tommy natürlich nichts haben, wenn er erwachsen ist.«
Megan fühlte sich durch und durch kalt, und sie hatte ein übles Gefühl im Magen, als müsste sie sich übergeben. Sie war froh, dass sie nichts von dem Kuchen gegessen hatte, denn dann hätte sie sich vielleicht blamiert und wäre mit einer Hand vor dem Mund aus dem Zimmer gelaufen.
»Dieser gemeine alte Hurensohn«, murmelte Webb. »Gott im Himmel! Der Mann ist tot und begraben, und er versucht immer noch, unser aller Leben zu bestimmen.«
»Meine Familie ist nicht wohlhabend, Webb«, sagte Ellie. »Ein Anteil dieser Ranch ist alles, was Tommy jemals besitzen wird.«
Webb seufzte. »Er sieht wie ein kräftiger kleiner Kerl aus. Ich kann mir vorstellen, dass du ihn unterschätzt, Ellie.« Er drückte kurz noch einmal Megans Schulter, beruhigte sie nur leicht, und wandte sich dann ab und ging zu seinem Schreibtisch. Sie hörte ihn den Stuhl zurückschieben und sich setzen und wusste, das er das Testament seines Vaters diesmal genau las, Wort für Wort.
»Ich hole den Kaffee«, sagte Megan und stürzte aus dem Wohnzimmer, weil sie die Spannung nicht mehr ertragen konnte, nicht einfach herumsitzen konnte, während alles, das sie liebte, im Ungewissen lag.
»Ich möchte keinen, danke!«, rief Ellie ihr nach, und Megan ahnte bereits, dass Webb ebenfalls ablehnen würde, doch sie widmete sich der Aufgabe trotzdem, damit sie sich beschäftigen konnte, denn das brauchte sie bitter nötig. Minuten später, als sie in der Küchentür stand und beobachtete, wie Tommy und Augustus unermüdlich über den Hof tollten, hörte Megan Webb und Ellie schnell und ernst miteinander reden. Die Worte konnte sie nicht verstehen, aber der Tonfall verriet viel. Ellie sprach hell und ängstlich, Webb tief und heiser. Verzweiflung erfüllte Megan, als stünde sie bis zum Hals in brackigem Wasser.
Schließlich tauchte Ellie auf, die Augen mit Anzeichen auf weitere graziös geweinte Tränen, das Kinn hoch erhoben. Sie nickte Megan zu, so herzlich wie sie konnte, und ging an ihr vorbei auf den Hof. »Komm, Tommy«, rief sie. »Wir verpassen sonst die Kutsche nach Virginia City!«
Tommy winkte Megan und Webb zu, der schweigend hinter ihr stand, aber sein aufrichtigster Abschiedsgruß galt Augustus. Ellie stieg graziös in den Buggy, nahm die Zügel auf, wartete auf ihren Sohn und fuhr dann mit ihm davon.
»Du willst fort«, sagte Megan, ohne sich zu ihrem Mann umzudrehen.
»Ich muss es«, erwiderte er und ging davon.
Megan stand lange auf der Türschwelle, die Arme um sich geschlungen, und kämpfte gegen Tränen an. Zum Teufel mit Webb Stratton, wenn das alles war, was ihre Ehe ihm bedeutete. Sie würde einfach prima ohne ihn zurechtkommen.
Als sie nach oben ging, ohne zu Abend zu essen, saß Webb an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer, trug seine Lesebrille und befasste sich mit Akten und Papieren. Er schaute kurz auf, als Megan auf dem Trennabsatz verharrte, und ihre Blicke trafen sich, doch keiner von beiden sagte etwas.
Es war spät, als er ins Bett kam, doch Megan hatte nicht geschlafen. Sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt einschlafen konnte.
»Warum?«, fragte sie. Trotz der vagen Frage wusste er genau, was sie meinte.
Er seufzte. »Wegen des Jungen.«
Ihr Herz wurde schwer, und sie glaubte, es würde brechen. »Ja«, sagte sie leise. »Wegen des Jungen.«
Webb sprach sanft, es war nur ein heiseres Flüstern. »Er ist mein Neffe, Megan«, sagte er. »Nicht mein Sohn. Aber welche Differenzen ich auch immer mit dem Vater des Jungen hatte, ich kann mich nicht einfach abwenden und ihn alles verlieren lassen. Außerdem fühle ich mich auch Jesse gegenüber verantwortlich.«
Erwartete er von ihr Verständnis? Sie konnte keines aufbringen, nicht, was ihre Trennung anbetraf. Sie schwieg.
Webb wusste natürlich, dass sie weinte. Er drehte sich zu ihr und zog sie an seine Brust. »Ich werde die Herde verkaufen«, sagte er, »und du
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