Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
einige neue Kleider zu machen, hatte jedoch einfach noch nicht die Zeit dazu gefunden.
Die andere Mrs. Stratton hielt an und lächelte, obwohl ein gewisser Argwohn in ihren Augen lauerte, als sei sie sich des Willkommens nicht sicher. »Ich nehme an, Sie sind Megan«, sagte sie.
Megan erwiderte das Lächeln kaum, und sie konnte nur spekulieren, dass es in ihren Augen zu sehen war. Sie empfand solch ein Durcheinander von Gefühlen, dass sie sie nicht auseinanderklauben konnte. Leider war christliche Nächstenliebe nicht darunter. Was auch immer Ellie Stratton wollte, sie war Webbs erste Liebe gewesen, und Megan fürchtete sich davor, beide zusammen zu sehen. »Hallo, Mrs. Stratton«, erwiderte sie.
Ellie zuckte leicht zusammen. Augustus war herangetrottet, um zu erschnüffeln, wer die Besucher waren, und der Junge betrachtete ihn mit Interesse. Mit Interesse und diesen blauvioletten Augen, die Megan sich so überzeugt vorgestellt hatte. »Nennen Sie mich nur Ellie«, sagte sie. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
Megan nickte und lächelte dann den Jungen an, der immer noch fasziniert Augustus anschaute. »Er ist nicht bissig«, sagte sie. »Du kannst ihn streicheln, wenn deine Mutter nichts dagegen hat.«
»Nur zu, Tommy«, sagte Ellie zu dem Jungen.
Tommy kletterte gewandt vom Wagen und streckte zögernd die Hand nach Augustus aus. Der Hund leckte ihm die Hand ab, und der kleine Junge lachte entzückt. Ellie stieg vom Wagen, viel graziöser als ihr Sohn, und trat Megan gegenüber.
»Sie sind genauso hübsch, wie Jesse gesagt hat«, erklärte Ellie. »Ist - ist Webb zufällig daheim?«
Megan wollte bereits verneinen, doch dann hörten sie das Nahen eines Reiters durch den Creek und blickten hinüber. Es war Webb.
Megan gaben allein bei seinem Anblick vor Erleichterung fast die Beine nach, und zugleich fürchtete sie sich vor dem Moment, wenn er Ellie, die Frau, die er sich einst gewünscht hatte, und den Jungen erkannte.
Ellie war auf dem Weg zu ihm, noch bevor er den Hof erreichte. Als er sich aus dem Sattel schwang und sie umarmte, legte sie die Arme um seinen Nacken.
Megan stand starr da und beobachtete. Wartete. Sie war sich des Jungen und Augustus nur vage bewusst, die jetzt im Kreis herumliefen und um die Wette bellten.
Ellie und Webb lösten sich voneinander, aber sie blickte strahlend zu ihm auf. Ihre Freude, ihn zu sehen, war für jeden ersichtlich, obwohl Webbs Gesichtsausdruck nicht leicht zu deuten war. Er ergriff sie am Ellenbogen und ging mit ihr zu Megan, das Pferd hinter sich herführend.
Megan besann sich auf ihre schauspielerischen Fähigkeiten, einfach zu lächeln.
»Ich nehme an, du hast die Frau meines Bruders kennen gelernt«, sagte Webb. War es eine Täuschung, oder hatte er >Frau meines Bruders< leicht betont?
»Und ich habe Megan kennen gelernt«, sagte Ellie, als sei es die natürlichste Sache der Welt, dass eine erste Liebe an einem heißen Nachmittag im Juli zu Besuch kam. Sie winkte den Jungen zu sich, und er gehorchte, wenn auch widerstrebend. Ihn mit Webb zu sehen, verschlug Megan den Atem, so groß war die Ähnlichkeit.
»Tommy, dies ist dein Onkel Webb.«
Webb ging in die Hocke, um mit dem Kind auf Augenhöhe zu sein. »Hallo, Tommy«, sagte er.
»Hallo«, erwiderte Tommy unsicher. Megan kam es vor, als schiebe er sich ein wenig näher an seine Mutter heran, doch sie war sich nicht ganz sicher.
Webb richtete sich auf und sah Megan an. Ohne zu lächeln. »Gehen wir alle ins Haus«, sagte er.
Megan wusste, dass ihre Ängste unvernünftig waren, zum größten Teil jedenfalls, aber das verhinderte nicht ihr innerliches Erschauern. Würde Webb ihr sagen, dass dies sein Sohn war, seiner und Ellies? Die Ähnlichkeit war verblüffend, aber schließlich sah Jesse Webb sehr ähnlich und vielleicht war das bei Tom junior ebenfalls der Fall.
Sie betraten das Haus, und Megan ging sofort zur Küche. Sie setzte Kaffeewasser auf und schnitt einen Kuchen an, den sie am Mittag gebacken hatten, um ihn nach dem Abendessen zu servieren. Sie stellte einen Teller für den dankbaren Augustus hin und drei weitere auf ein Tablett.
Webb setzte sich im Wohnzimmer in seinen Sessel beim Kamin, dem Platz, an dem er seine alten Tage verbringen wollte, wie er oft im Scherz gesagt hatte. Ellie und Tommy nahmen nebeneinander auf der Couch Platz, und Ellies Gefühle für Webb waren deutlich in ihren Augen sichtbar. Webbs Miene konnte Megan immer noch nicht deuten, sosehr sie sich auch bemühte; sie
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