Women of Primrose Creek 02 - Zeit der Liebe, Zeit des Gluecks
wirkte verschlossen, unergründlich.
»Lass jetzt den Kaffee«, sagte er, als Megan das Tablett abstellte und in die Küche zurückgehen wollte. »Setz dich und komm zu Atem.«
Komm zu Atem. Megan war sich nicht sicher, ob sie überhaupt wieder atmen konnte - jedenfalls, solange Ellie Stratton in ihrem Wohnzimmer war und ihrem Mann Kuhaugen machte. Megan setzte sich und gewann einige Befriedigung darin, dass ihr Sessel das Gegenstück zu Webbs Sessel war und so nahe bei ihm stand, dass sie seinen Arm oder Knie berühren konnte, wenn sie die Hand ausstreckte.
Dennoch klopfte ihr Herz heftig. Ellie fingerte in ihrem Damentäschchen auf dem Schoß herum und zog einige Papiere hervor. Sie neigte sich vor, um sie Webb zu überreichen, und obwohl man die Bewegung nicht als kokett hätte beschreiben könne, reichte sie aus, um in Megan den Wunsch zu wecken, der anderen Frau die Haare auszureißen.
Stumm ermahnte sie sich, nicht so ein Dummkopf zu sein, doch es trug nicht viel dazu bei, ihre Gefühle zu beruhigen.
Webb nahm die Papiere, entfaltete sie und überflog den Text. Megan sah, wie sich seine Miene verhärtete.
»Es tut mir Leid, es dir so sagen zu müssen«, sagte Ellie sanft. »Dein Pa starb vor sechs Monaten. Tom junior übernahm die Southern Star, aber ein Drittel davon gehört dir, und ein Drittel Jesse. Wir wussten nicht, wo du bist, bis Jesse heimkam.«
Webb gab ihr die Papiere zurück. »Tom junior und Jesse können meinen Anteil aufteilen«, sagte er. »Ich habe hier eine eigene Ranch.«
Megan fragte sich, ob sich die verwirrenden Gefühle, die sie empfand, in ihrem Gesicht oder ihrer Haltung zeigten, doch sie sagte sich, dass es ohnehin gleichgültig war, weil niemand außer Augustus sie anschaute.
»Ich befürchte, so einfach ist es nicht«, entgegnete Ellie. »Das Testament ist so abgefasst, dass auch die anderen ihren Anteil verlieren, wenn einer der Söhne seinen ablehnt. Und obendrein müsst ihr dort leben, ihr alle drei, und die Ranch führen, wie es dein Vater getan hat.«
Webb stand auf und trat ans Fenster, um hinaus auf das Land zu blicken, das er so liebte wie Megan es liebte. Er hatte viel von sich eingebracht, um diese Ranch zu dem zu machen, was sie war. »Sie könnten das Testament vor Gericht anfechten. Tom junior und Jesse, meine ich. Es ist unvernünftig, darauf zu bestehen, dass wir alle dort leben.«
Ellies Gesicht spiegelte Schmerz und schmerzliche Erinnerungen wider. »Ja, das ist unvernünftig. Und so war dein Vater.« Sie legte eine Pause ein, forderte den Jungen leise auf, nach draußen zu gehen und seinen Kuchen auf der Veranda zu essen, was er dankbar tat, und fuhr dann in verzweifelter Eindringlichkeit fort: »Tom junior wird das Jahr nicht überleben, Webb. Der Doktor sagt, seine Leber ist schon seit Jahren ruiniert. Und Jesse kann die Ranch nicht allein führen, er ist zu jung. Selbst wenn sie einen Richter überzeugen könnten ...«
Megan sah, wie Webb sich am Fenster umdrehte, und ihr Herz klopfte so heftig, dass sie überzeugt war, es müsste zu hören sein. Wenn Webbs älterer Bruder und sein Vater tot waren, würde Webb vielleicht zur Southern Star zurückkehren wollen. Er war schließlich auf dieser Ranch geboren worden, und seine Mutter war dort begraben. Vielleicht war das sein Zuhause, nicht Primrose Creek.
»Was ist mit dir und dem Jungen, Ellie?«, fragte Webb. »Welche Rolle spielst du bei alldem?«
Ja, welche?, dachte Megan und hoffte, dass niemandem auffiel, das sie vor Anspannung auf die Kante des Sessels gerutscht war.
Ellie senkte einen Moment den Kopf, und als sie wieder aufblickte, schimmerten Tränen in ihren Augen. Beim Weinen sah Megan stets verquollen und bei dem zarten Teint der Rothaarigen rot gesprenkelt aus, doch diese Frau schaffte es, anmutig zu weinen. Sie hätte eine gefallene Göttin sein können, die irrtümlich in irgendeinem heidnischen Tempel vom Podest gestürzt war. »Ich habe Tom junior gesagt, dass Tommy und ich nicht bleiben und zusehen, wie er sich zu Tode trinkt, und es war mir ernst.«
Megan schloss die Augen und machte sich auf einiges gefasst. Ellie war auf der Suche nach dem Bruder gekommen, den sie wirklich liebte, und der Junge würde vermutlich ein weiteres Argument sein, um Webb zu überreden.
»Was willst du also tun?«, wollte Webb wissen. Megan konnte nicht das Geringste aus seinem Tonfall schließen, doch als ihr klar wurde, dass er hinter ihrem Sessel stand, als sie seine Hand leicht auf ihrer Schulter
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