Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
warum wir niemanden über diese Zweifel info r miert hatten. Lucas hätte sich niemals zu einem »Ich hab’s dir doch gesagt« herabgelassen, und wenn es noch so ve r dient war. Ich hätte die Frage beantworten können, aber Benicio tat es selbst. Sein Eingeständnis brachte ihm aber nicht etwa Bewunderung ob seiner Aufrichtigkeit ein. Die Angehörigen der übrigen Kabalen stürzten sich nur so darauf, und die Vorwürfe bega n nen zu fliegen.
Das öffnete die Schleusen für weitere Anschuldigungen. Innerhalb weniger Minuten hatte jeder der Anwesenden eine Theorie, wer hinter den Morden steckte, und in jeder dieser Theorien ging es um eine andere Kabale. Die Co r tez’ hatten Webers Unschuld verheimlicht, weil der wir k liche Mörder einer von ihren eigenen Leuten war. Weber hatte im Einflus s bereich der Nasts gelebt; demzufolge hatten sie falsche Spuren gelegt und das Festnahmeko m mando geschickt, um die Tatsache zu verheimlichen, dass der Killer zu ihnen gehörte. Die Boyds waren die einzige Kabale, die noch keine Opfer zu beklagen hatte, also w a ren es offensichtlich sie, die hinter all dem steckten. Und die St. Clouds? Ja nun, nichts wies auf sie als die Täter hin, was nur bewies, dass sie es waren.
Mitten im Chaos holte Lucas sich still seinen Block z u rück und half mir, zur Tür hinauszuschleichen. Meine Schnittwu n de fühlte sich nach wie vor an, als hätte man sie aufgerissen und mit heißen Kohlen ausgestopft, also lehnte ich mich mit meinem ganzen Gewicht auf Lucas. Wir hatten es mit Mühe wieder über den halben Parkplatz geschafft, als jemand hinter uns herschrie.
»Wohin wollt ihr eigentlich?«, rief William uns nach.
»Bleib nicht stehen«, murmelte ich.
»Hatte ich auch nicht vor.«
William überholte uns mit langen Schritten und stellte sich uns in den Weg. »Ihr könnt hier nicht einfach we g rennen.«
»Leider nicht«, sagte ich. »Aber ich kann humpeln, und glaub mir, ich humpele, so schnell ich kann.«
Lucas machte Anstalten, seinen Bruder stehen zu lassen, aber William baute sich wieder vor uns auf.
»Verschwinde«, sagte ich. »Jetzt.«
William stierte mich wütend an. »Versuch bloß nicht –«
»Versuch du es besser nicht«, fauchte ich zurück. »Ich habe gerade erst einen Jungen sterben sehen, weil ihr T y pen den falschen Mann hingerichtet habt. Ich bin fuch s teufelswild, und meine Schmerzmittel wirken seit Stunden nicht mehr, also mach, dass du mir aus dem Weg gehst, wenn du deinen Arsch nicht in diesem Gerichtssaal wi e derfinden willst.«
Ein lautes Auflachen, und Carlos kam zu uns herübe r geschlendert. »Oha. Du hast dir da einen richtigen Vulkan zugelegt, Lucas, das muss der Neid dir lassen. Gut g e macht.«
»Sie hat einen ziemlich anstrengenden Tag hinter sich, William«, sagte Lucas. »Ich würde ihr aus dem Weg g e hen.«
William kam auf mich zu. »Ich lass mir doch nicht von einer kleinen Hexe –«
Ich schnippte mit den Fingern, und er stolperte nach hinten.
Carlos lachte wieder. »Das Mädchen beherrscht ein paar Magierformeln. Vielleicht solltest du besser auf sie hören, William.«
»Vielleicht sollte Lucas ihr keine Tricks beibringen«, sagte William, während er wieder auf mich losging. »M a gierfo r meln sind für Magier da.«
»Und Hexenformeln für Hexen«, sagte ich.
Ich sprach eine Formel, und William keuchte, als ihm die Luft aus den Lungen gesaugt wurde. Sein Mund öffn e te und schloss sich; er rang nach Atem. Ich zählte in G e danken bis zwanzig, bevor ich die Formel abbrach. Er krümmte sich und schnappte nach Luft.
»Scheiße«, sagte Carlos. »Die Sorte Hexenmagie hab ich noch nie gesehen.«
»Und in diesem Sinne verabschieden wir uns dann wohl«, sagte Lucas. »Guten Abend.«
Er führte mich um William herum und vom Parkplatz he r unter.
»Wir müssen an diesem Fall dranbleiben«, sagte ich, als Lucas mir auf das Bett in unserem Hotelzimmer half. »Jetzt mehr denn je. Wenn die Kabalen weiter so zanken, kann der Killer sich in Frieden austoben.«
»M-hm.«
Lucas beugte sich vor, um an meinen Pumps zu ziehen. Ich zog das Bein hoch, um sie selbst auszuziehen, aber er winkte mich zurück, zog mir die Schuhe aus und schlug die Überdecke zurück. Ich begann mir die Bluse aufz u knöpfen. Er schob meine Hände zur Seite und erledigte auch das für mich.
»Weber hat diese Liste von potenziellen Opfern doch nicht aus Versehen angelegt«, sagte ich. »Er hat das für jemand anderen gemacht. Er hatte Zugang zu den Date n banken und
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