Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
lich auch nie. Ich bin Necromanta non grata bei den Kabalen.«
»Wirklich? Bei deiner Großmutter müsstest du doch auf den Rekrutierungslisten ganz oben stehen – und Gott weiß, die verderben es sich nicht gern mit Leuten, für die sie noch Verwendung haben!«
Jaime drehte ihre Ringe um die Finger. »Na ja, ich bin als Nekromantin nicht ganz das Kaliber, das meine Gro ß mutter war. Und natürlich sind sie von meinem Promine n tenstatus auch nicht sonderlich begeistert. Als ich wirklich erfolgreich wurde, haben sie mich wissen lassen, ich solle den Mund halten und den Kopf einziehen. Lucas hat mir damals geho l fen. Seither lassen sie mich in Frieden.«
Das Türschloss klickte. Lucas stieß die Tür mit dem Fuß auf, weil er beide Hände für das Tablett brauchte. Jaime sah ihm ein paar Sekunden lang zu, dann sprang sie auf und ging zu ihm hinüber, um zu helfen.
»Mm, das riecht unglaublich«, sagte ich. »Suppe?«
»Meeresfrüchteeintopf. Wahrscheinlich nicht ganz das N i veau, das du gewöhnt bist, aber die Alternative war Erbse n suppe.«
»Prima Entscheidung.« Ich griff nach einem Kristallglas mit einer rubinroten Flüssigkeit. »Wein?«
»Nicht, wenn du die hier nimmst«, sagte er, während er nachdrücklich mein Pillenglas auf dem Tablett abstellte. »Preiselbeersaft. Und als Nachtisch gibt es Crème brulée. Eine reizvollere Alternative zu Pudding.«
Ich grinste zu ihm hinauf. »Du bist einfach der Beste.«
»Kann man wohl sagen«, sagte Jaime. »Als ich das letzte Mal krank war, hat der Typ, mit dem ich da gerade ausg e ga n gen bin, mir eine Flasche Ginger Ale gebracht … und erwa r tet, dass ich sie ihm erstatte.«
Lucas nahm einen Becher und eine zweite Crème brulée von meinem Tablett und stellte sie vor Jaime ab. »Wenn du etwas anderes willst, die Küche ist noch ein paar Min u ten lang offen.« Er stellte Zucker und Sahne neben den Kaffeeb e cher. »Und nein, du brauchst es mir nicht zu erstatten.«
»Ich gehe ganz entschieden mit den falschen Typen aus.«
Lucas begann sein Sandwich auszuwickeln und hielt dann inne. »Sollten wir unterwegs essen?«
»Auf die zehn Minuten kommt es auch nicht mehr an. Iss dein Sandwich, und dann brechen wir auf.«
»Wohin?«, fragte Jaime.
Ich erzählte ihr, was gegen Weber vorgelegen hatte und warum wir sicher waren, dass er Informationen für den Mörder beschafft hatte. »Wir müssen mit Weber reden, um herauszukriegen, wer diese Listen von ihm wollte. Du kön n test uns helfen, indem du das für uns tust. Wenn es dir recht ist!«
»Ja, hm, okay. Was ich eben tun kann. Ich dachte, wir wü r den damit anfangen, dass wir uns noch mal mit Dana unte r halten, aber okay. Ich nehme an, mit Weber zu reden ist aussichtsreicher. Ihr wisst, wo er begraben liegt?«
»Oh, ich bin sicher, dass sie ihn noch nicht begraben haben«, sagte ich.
»Sie haben«, bemerkte Lucas. »Kabalengrundsatz. Sie b e graben ihre Toten sofort.«
Jaime nickte. »Alles andere wäre, als ob man bei Tiffany die Tür weit aufmachte und dann in den Feierabend gi n ge.«
Lucas bemerkte meinen verständnislosen Blick. »Die sterblichen Überreste von Paranormalen gelten als auße r gewöh n lich wertvolles nekromantisches Arbeitsmaterial.«
»Yep«, sagte Jaime. »Andere Leute besorgen sich Di a manten und DVDs auf dem Schwarzmarkt. Wir Nekros finden dort verrottende Körperteile. Noch einer von den Gründen, warum ich dem Himmel jeden Tag für die u n glaubliche Gabe danke, die mir da zuteil geworden ist.« Sie kratzte den letzten Rest Creme aus dem Förmchen und leckte den Löffel ab. »Okay, das ist nicht ganz das, was ich mir für den Abend vorgestellt hatte, aber machen wir’s. Zeit, die jüngst Versto r benen zu wecken.«
Jaime war mit ihrer letzten Show in Orlando eben fertig gewesen, als sie die Nachricht von Webers Tod erhalten hatte. Sie hatte sich für die zweihundert Meilen bis nach Miami ein Auto gemietet; wir hatten also ein Transpor t mittel. Lucas fuhr, weil er der Einzige von uns war, der wusste, wo der Friedhof lag. Aber ich stellte bald fest, dass das nicht der einzige Grund war. Als wir die Vororte von Miami erreicht hatten, setzte Jaime eine Schlafmaske auf. Zuerst glaubte ich, sie wollte sich etwas ausruhen. Dann wurde mir klar, dass es einen ernsthaften Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen bedeutet hätte, eine Nekr o mantin wissen zu lassen, wo die Kabale ihre Toten besta t tete. Nicht, dass ich mir hätte vorste l len können, Jaime würde sich mit
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