Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
hielt sie fest – was bei einem Magier eine ebenso wirkungsvolle Sicherheitsmaßnahme ist wie ein Knebel bei einem Druiden. Der Mann wehrte sich, stellte aber rasch fest, dass Lucas kräftiger war, als er aussah.
»Mein Sohn – sie hat –«
»Versucht, ihm das Leben zu retten«, sagte Lucas. »Wir haben einen Krankenwagen gerufen. Wenn Sie keine Wi e de r belebung beherrschen, sollten wir –«
Das Kreischen von Reifen unterbrach ihn. Ein unb e schrift e ter Kleinlaster jagte auf den Parkplatz. Er war noch nicht zum Stehen gekommen, als zwei Sanitäter herau s sprangen. Ich versuchte aufzustehen, aber von dem Schlag schmerzte meine Bauchwunde höllisch. Lucas ging neben mir auf die Knie.
»Kannst du aufstehen?«, fragte er.
»Ich versuch’s«, sagte ich. »Es sieht nicht danach aus, ich weiß, aber ich versuch’s.«
Er legte die Arme um mich und stellte mich behutsam auf die Füße. »Wir können hier nichts ausrichten. Gehen wir rein.«
Als er mir hochhalf, sah ich, wie der blonde Mann n e ben dem Jungen kniete und seine Hand umklammerte. Die Gruppe rings um ihn teilte sich, um Thomas Nast durc h zulassen. Der alte Mann blieb stehen. Er taumelte. Zwei oder drei Männer stürzten vor, um ihn zu stützen, aber er schob sie fort, kam näher, sah auf seinen blutübe r strömten Enkel hinunter und vergrub das Gesicht in den Händen.
Angesichts der Entwicklungen draußen war das G e richtsgebäude still und leer. Lucas führte mich zu einem Sofa in einem Nebenraum und half mir, mich hinzulegen. Dann schlüpfte er hinaus, verschloss die Tür mit einer Formel und kehrte wenig später mit einem Sanitäter z u rück. Der Mann untersuchte mich und stellte fest, dass die vernähte Wunde zwar gezerrt worden war, aber nicht aufgegangen war. Er empfahl Bettruhe, Schmerzmittel und eine Untersuchung am nächsten Morgen.
Als er wieder gegangen war, zwang ich mich dazu, das Offensichtliche zu akzeptieren. Wenn der Sanitäter Zeit gehabt hatte, sich um meine Schrammen zu kümmern, konnte das nur eins bedeuten.
»Er hat’s nicht geschafft, oder?«, flüsterte ich.
Lucas schüttelte den Kopf.
»Wenn wir früher angerufen hätten –«
»Es hätte keinen Unterschied gemacht. Es war schon zu spät, als wir ihn gefunden haben.«
Ich dachte an den Jungen. Savannahs Cousin. Wieder ein Mitglied ihrer Familie, das sie niemals kennenlernen würde, von dem sie nicht einmal wusste, dass es ihn gab. Gegeben hatte.
Ein Aufruhr im Gang draußen unterbrach meine G e dankengänge – donnernde Schritte und wütende Stimmen. Lucas begann mit einer Schließformel, aber bevor er sie fertig gesprochen hatte, flog die Tür krachend auf, und Thomas Nast kam herein, Sean auf den Fersen, die Augen rotgeweint.
»Du warst es«, sagte er, während er auf Lucas losging. »E r zähl mir nicht, dass es anders ist.«
Lucas’ Hand flog hoch und beschrieb einen Kreis, wä h rend er eine Blockadeformel murmelte. Nast traf auf die Blockade und blieb abrupt stehen. Sean packte seinen Großvater am Arm und zog ihn nach hinten.
»Er hat nichts getan, Granddad«, sagte er. »Wir haben’s dir schon mal gesagt. Lucas hat es bei Joey mit Wiederb e lebung versucht, und dann musste er Hilfe holen, also hat Paige weitergemacht.«
Nasts Gesicht verzerrte sich. »Diese Hexe hat meinen E n kel berührt?«
»Sie wollte ihm helfen«, sagte Sean. »Bryce und ich h a ben nicht gewusst wie. Sie waren da und –«
»Natürlich waren sie da. Sie haben ihn umgebracht.«
»Nein, Granddad, haben sie nicht. Bryce und ich sind vom Gericht aus hinter ihnen hergelaufen. Wir waren direkt hinter ihnen. Sie haben überhaupt nichts getan.«
Die Tür öffnete sich wieder, und zwei weitere Männer k a men herein. Der vordere schwenkte einen Notizblock – uns e ren Notizblock, den er auf dem Parkplatz aufgelesen haben musste.
»Das da ist Ihrer, oder?«, sagte er zu Lucas. »Ich hab g e sehen, dass Sie bei der Verhandlung drauf geschrieben haben.«
Lucas murmelte etwas Zustimmendes und griff nach dem Block, aber der Mann zog ihn rasch außer Reichwe i te. Von hinten schnappte sich Sean Nast den Block und warf einen Blick darauf.
»Ihr habt eine Berufung vorbereitet«, sagte er. »Ihr habt nicht geglaubt, dass Weber es getan hat.«
Inzwischen hatten sich sämtliche Hauptgeschäftsführer einschließlich Benicio in den kleinen Raum gedrängt, und Lucas bestätigte notgedrungen, dass wir unsere Zweifel an Webers Schuld hatten, was zu der unvermeidlichen Frage führte,
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