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World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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ihr Kinndy anvertraut, und sie hatte es nicht geschafft, ihre Tochter zu beschützen. Es war nicht einmal genug von ihr übrig geblieben, um sie zu beerdigen.
    Jaina schloss die Augen gegen das Brennen der Tränen und wandte sich ab, um das Gasthaus zu verlassen. Doch genau in diesem Moment drang eine Stimme an ihre Ohren. „Lady Prachtmeer?“
    Sie zuckte zusammen, drehte sich aber wieder herum. Die beiden Gnome waren hinter ihrem Tisch hervorgerutscht und kamen auf sie zu. Wie alt sie inzwischen wirkten!, dachte die Lady von Theramore. Kinndy war Pakke und Jaxi erst spät geschenkt worden, ein kleines Wunder hatten sie sie genannt. Nun hallten auch Jainas eigene Worte in ihrem Kopf wider: Ich gebe Euch mein Wort, ich werde sie beschützen, so gut ich nur kann.
    Sie hatte vorgehabt, Kinndy wortreich zu loben, um dem Mädchen gerecht zu werden und ihrer trauernden Familie etwas Trost zu spenden. Sie sollten wissen, dass ihre Tochter gut und tapfer gekämpft hatte, dass sie das Leben jeder Person erhellt hatte, der sie begegnet war. Dass sie bei dem Versuch gestorben war, andere zu verteidigen.
    Was stattdessen aus ihr hervorplatzte, war: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid!“ Nun waren es die Funkenleuchters, die Jaina Prachtmeer Trost spenden mussten. Nach einigen Sekunden setzten sie sich wieder an den Tisch und begannen über Kinndy zu sprechen, allesamt erfüllt von dem Wunsch, dass ihr persönlicher Heilungsprozess bereits weiter vorangeschritten wäre.
    „Ich habe die Kirin Tor um Hilfe gebeten“, sagte Jaina schließlich, als sie das Gefühl hatte, ihre Gefühle würden sie überwältigen, wenn sie noch weiter über ihre Schülerin sprach. „Ich hoffe, sie werden sich der Allianz beim Angriff auf Orgrimmar anschließen. Damit nicht noch mehr Leute so enden müssen wie – wie Kinndy.“
    Pakke wandte einen Moment den Blick ab, und Jaina erkannte, dass er dem Läuten des Glockenturms lauschte. Doch bevor sie sich dafür entschuldigen konnte, dass sie die beiden so lange aufgehalten hatte, rutschte der Gnom von seinem Stuhl. „Es ist neun Uhr.“
    „Oh ja!“ Jetzt fiel es ihr wieder ein. „Ihr entzündet die Straßenlaternen in Dalaran. Ich möchte Euch nicht weiter aufhalten.“
    Der kleine Magier schluckte hart, und dann funkelten seine hellen Augen noch heller, als sie sich mit Tränen füllten. „Begleitet mich doch auf meiner Runde“, schlug er vor. „Ich habe … eine Sondergenehmigung. Zwar nur für einmal, aber … es würde mir viel bedeuten.“
    Kurz flackerte wieder Jaxis altes Selbst auf, während sie die beiden vor sich her zum Eingang des Gasthauses scheuchte. „Ich habe ihn schon auf seiner Runde begleitet“, erklärte sie. „Ich glaube, es wäre gut, wenn Ihr mit ihm ginget.“
    Jaina war verwirrt, aber Schmerz und Schuldgefühle hatten sie noch immer so fest in ihrem Griff, dass sie vermutlich alles tun würde, worum die Funkenleuchters sie bitten mochten. So folgte sie Pakke nach draußen, wobei sie ihre Schritte verlangsamte, damit sie den Gnom nicht sofort überholte.
    Er schlurfte auf die Straße, und nachdem er unter einer der Laternen stehen geblieben war, zog er einen kurzen Stab mit einem beinahe schon kindisch wirkenden Stern an der Spitze hervor. Mit mehr Anmut, als man ihm eigentlich zutrauen wollte, richtete er den Stab auf die Lampe.
    Ein Funke stob von der Spitze und tanzte wie ein Glühwürmchen durch die Luft. Doch die glühende magische Flamme entzündete die Laterne nicht sogleich; stattdessen malte sie Linien in die Luft oberhalb der Lampe. Jainas Augen weiteten sich, dann füllten sie sich mit Tränen.
    Denn das goldene Licht zeichnete die Gestalt eines lachenden Gnomenmädchens mit Zöpfen nach. Nachdem die letzte Linie gezogen war, erwachte die winzige Gestalt kurz zum Leben, und als sich kleine Hände vor einen lachenden Mund hoben, hätte Jaina schwören können, dass sie Kinndys Stimme hörte. Das Bild verschwamm vor ihren Augen, und als sie zu Pakke hinabblickte, sah sie, dass auch der Gnom weinte. Seine Lippen hatten sich jedoch zu einem liebevollen Lächeln verzogen. Einen Moment später lösten sich die goldenen Linien auf und flossen zu einem größeren Feuerball zusammen, der anschließend unter den Schirm der Lampe glitt. Nun, da die Laterne entzündet war, schlurfte Pakke zur nächsten hinüber. Jaina blieb, wo sie war, und beobachtete, wie der Magier seiner ermordeten Tochter auch dort Tribut zollte, indem er sie für ein paar Sekunden wieder

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