World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Funktionsuntüchtigkeit und mangelnder Koordination aus, die den Fehlschlag der Mission»Desert One« zur Geiselbefreiung im Iran 1979 gekennzeichnet und das Ende der Präsidentschaft Jimmy Carters beschleunigt hatte. Dann kam die Operation »Desert Storm«. George H. W. Bush und seine Regierung schmiedeten die größte internationale Koalition seit dem Zweiten Weltkrieg. Mehr als 30 Nationen nahmen am Feldzug gegen Saddam Hussein teil und schickten mit finanzieller Unterstützung Japans, Deutschlands, Kuwaits und Saudi-Arabiens insgesamt mehr als 4000 Kampfflugzeuge, 12000 Panzer und fast zwei Millionen Soldaten in die Offensive. Der Krieg sollte eine neue Ära in den internationalen Beziehungen einleiten. General Brent Scowcroft, Bushs Nationaler Sicherheitsberater, ging so weit, von einer »neuen Weltordnung« zu sprechen. In dieser neuen Ordnung würde die Souveränität aller Nationen respektiert, und die Vereinigten Staaten würden ihre Mission endlich erfüllen können, nun, da die Sowjetunion nicht länger in der Lage war, ihnen Grenzen zu setzen. Mit der Operation »Wüstensturm« setzte sich auch eine neue Art der Kriegführung durch, gestützt durch Computer und andere Hochtechnologie, mit der die Logistik gesteuert und nachrichtendienstliche Erkenntnisse beinahe in Echtzeit bereitgestellt werden konnten. Der Industrieverband Armed Forces Communications and Electronics Association veröffentlichte im Jahr 1992 ein Buch mit dem Titel The First Information War , in dem er dokumentierte, wie dramatisch der Einsatz von Computernetzen diesen Krieg verändert hatte.
General Schwarzkopf und die Streitkräfte konnten sich noch nicht dazu entschließen, Cyberwaffen zur Ausschaltung des irakischen Luftabwehrnetzes zu verwenden, aber sie waren bereit, Computer bei der Zielerfassung einzusetzen. Und die Streitkräfte liebten ihre neuen Waffen aus der informationstechnologischen Produktion. Nun war es nicht mehr nötig, in mehreren Einsätzen große Mengen herkömmlicher Bomben abzuwerfen, um etwa eine Fertigungshalle zu zerstören. Stattdessen lenkte man eine einzige »intelligente Bombe« präzise ins Ziel. Die Zahl der Lufteinsätze, die geflogen werden mussten, ließ sich auf diese Weise ebenso drastisch senken wie die Zahl der zivilen Opfer.
Natürlich waren die »intelligenten Waffen« des Jahres 1991 in Wahrheit noch nicht allzu intelligent, und es gab auch nicht allzu viele davon. Im Film Wag the Dog (1996) behauptet der von Robert De Niro gespielte fiktive Medienberater Conrad »Connie« Brean, die berühmten Aufnahmen von jener Lenkwaffe, die die Amerikaner angeblich durch einen Kamin ins Ziel gesteuert hatten, seien in Hollywood gedreht worden. »Was haben die Leute vom Golfkrieg in Erinnerung behalten?«, fragt Brean. »Eine Bombe, die durch einen Kamin fällt. Ich will Ihnen etwas sagen: Ich war in dem Gebäude, in dem diese Szene mit einem Zehn-Zoll-Modell aus Legosteinen gedreht wurde.« Die Behauptung der Filmfigur entsprach nicht der Wahrheit, aber die Wirksamkeit der intelligenten Bomben von 1991 wurde tatsächlich sehr übertrieben. Das Video zeigte ein reales Geschehen, aber die Medien, die nur die Bilder geliefert bekamen, die das Pentagon zeigen wollte, schienen nicht zu begreifen, dass die meisten der abgefeuerten Raketen keine von Laser und Satelliten gelenkten Präzisionswaffen, sondern herkömmliche »dumme« Sprengkörper waren, die zu Tausenden von den B-52-Bombern abgeworfen wurden. Die intelligenten Bomben jener Zeit waren noch unzuverlässig und standen auch nur in geringen Stückzahlen zur Verfügung. Aber sie zeigten, wohin sich die Kriegführung entwickelte – und sie führten den Chinesen vor Augen, dass sie Jahrzehnte zurücklagen.
Die Zuschauer verfolgten die Operation »Wüstensturm« gebannt auf ihren Fernsehbildschirmen und bestaunten die grobkörnigen Videos von Bomben, die in Schornsteine gesteuert wurden. Damals war Saddam Husseins Armee die viertgrößte in der Welt. Die meisten seiner Waffen, die wie das Arsenal der Chinesen überwiegend aus sowjetischer Produktion stammten oder auf russischer Technologie beruhten, wurden zerstört, bevor sie überhaupt eingesetzt werden konnten. Der Bodenkrieg dauerte nichtmehr als 100 Stunden, nachdem die Iraker zuvor 38 Tage lang mit Luftangriffen zermürbt worden waren. Auch die chinesische Militärführung verfolgte die Geschehnisse im Fernsehen. Der frühere Director of National Intelligence, Admiral Mike McConnell, ist davon
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