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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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überzeugt, dass der Golfkrieg für die Chinesen ein Schock war. Später lasen sie vermutlich The First Information War und andere Berichte und begriffen, wie weit sie tatsächlich hinterherhinkten. Den Golfkrieg bezeichneten sie bald nur noch als zhongda biange , die »große Umwälzung«.
    Mitte der neunziger Jahre sprachen die Chinesen einige Zeit lang ungewöhnlich offen für einen kommunistischen Polizeistaat über die Lehren, die sie aus dem Golfkrieg gezogen hatten. Sie gaben zu, dass ihre Strategie bis dahin darin bestanden hatte, die USA im Kriegsfall mittels der überwältigenden Größe ihrer Armee zu besiegen. Diese Vorstellung hatte sich nun als überholt erwiesen. Also begannen sie, ihr Militär zu verkleinern und in neue Technologien zu investieren, zu denen wangluohua gehörte, die »Vernetzung« für das »neue Computerschlachtfeld«. Die damaligen Verlautbarungen der Chinesen klangen ganz ähnlich wie die der amerikanischen Luftwaffenkommandeure. Ein Experte erklärte in der chinesischen Militärzeitung, einem feindlichen Land könne »über das Internet ein lähmender Schlag versetzt« werden. Ein hochrangiger Offizier hatte möglicherweise eine Auseinandersetzung zwischen den USA und China im Sinn, als er schrieb, eine überlegene Streitmacht, welche die Vorherrschaft im Bereich der Information verlöre, würde besiegt werden, »während eine unterlegene Streitmacht, die sich eine beherrschende Stellung in der Information sichert, siegen kann«. Generalmajor Wang Pufeng, der Leiter der Strategieabteilung an der chinesischen Militärakademie, verkündete in aller Offenheit, das Ziel Chinas sei zhixinxiquan , die »Informationsdominanz«. Generalmajor Dai Qingmin vom Generalstab erklärte, eine solche Dominanz sei nur mit einem Präventivschlag im virtuellen Raum zu erreichen. Diese Strategieexperten entwickelten das Konzept des»integrierten elektronischen Netzkriegs«. Es ähnelte der »netzzentrierten Kriegführung«, die zu jener Zeit im Pentagon in Mode war.
    Ende der neunziger Jahre waren sich die chinesischen Strategen darin einig, dass der Netzkrieg ihrer Nation die Möglichkeit eröffnen würde, ihren qualitativen militärischen Rückstand gegenüber den Vereinigten Staaten wettzumachen. Admiral McConnell glaubt, die Chinesen hätten aus der Erfahrung mit der Operation »Wüstensturm« gelernt, »dass ihre Antwort darin bestehen musste, den Amerikanern die Kontrolle über das Schlachtfeld streitig zu machen, indem sie Kapazitäten aufbauten, um unsere Satelliten auszuschalten und in unsere vernetzten Systeme einzudringen. Die Chinesen glauben, den Vorteil der Vereinigten Staaten in dieser neuen Welt im Kriegsfall im Namen der Verteidigung Chinas beseitigen zu müssen.«
    In den chinesischen Analysen zu diesem Thema tauchen immer wieder die Begriffe »Asymmetrie« und »asymmetrische Kriegführung« auf. Vieles von dem, was in der westlichen über die chinesische Doktrin der asymmetrischen Kriegführung bekannt geworden ist, steht in einem schmalen Buch, das, verfasst von zwei hochrangigen Obersten des chinesischen Heeres und im Jahr 1999 veröffentlicht, unter dem Titel Unrestricted Warfare ins Englische übertragen wurde. Es enthält eine grobe Anleitung dazu, wie schwächere Staaten Großmächte ausmanövrieren können, indem sie sich Waffen und Taktiken bedienen, die nicht zum herkömmlichen militärischen Rüstzeug zählen. Die Verleger der am weitesten verbreiteten englischen Ausgabe sehen in dem Buch »Chinas Generalplan für die Zerstörung Amerikas«. Diese Einschätzung wurde dem Buch offenbar ohne Erlaubnis der Autoren als Untertitel hinzugefügt. Und sollte der potenzielle Leser die Botschaft immer noch nicht verstanden haben, so wird ihm das brennende World Trade Center auf dem Cover zu denken geben. Auf der Umschlagrückseite ist ein Zitat eines rechten Fanatikers abgedruckt, der behauptet, das Buch belege »die Beteiligung Chinas am 11. September«. Doch obwohl die amerikanische Ausgabe in diese rechtsextreme Rhetorik gehüllt ist, liefert das Buch einen der besten Einblicke in die chinesische Militärdoktrin für den Cyberkrieg.
    In dem Buch werden Taktiken des shashoujian , der »Keule des Meuchelmörders«, befürwortet, darauf ausgerichtet, die Blößen auszunutzen, die sich ein in der konventionellen Kriegführung anscheinend unbesiegbarer Gegner gibt. Das Ziel der Strategie ist es, »jenen Kampf auszutragen, in dem die eigenen Waffen überlegen sind«, und »die Waffen

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