World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
dem Kampf anzupassen«. Die Autoren schlagen vor, die herkömmlichen Regeln für bewaffnete Konflikte zu ignorieren, darunter im Extremfall auch das Gebot, die Zivilbevölkerung zu verschonen. Weitere Methoden bestehen darin, ausländische Medien zu manipulieren, feindliche Länder mit Drogen zu überfluten, die Rohstoffmärkte unter Kontrolle zu bringen und internationalen Rechtsorganisationen beizutreten, um sie dem eigenen Willen zu unterwerfen. Und dafür, dass dieses Buch bereits ein Jahrzehnt alt ist, räumen die Autoren dem Netzkrieg überraschend große Bedeutung ein.
Der mögliche Einsatz elektronischer Waffen gegen eine überlegene Streitmacht bedeutet nicht, dass China tatsächlich beabsichtigt, Krieg gegen die Vereinigten Staaten zu führen. Seine Militärplaner halten es lediglich für nötig, sich auf eine denkbare militärische Auseinandersetzung mit den USA vorzubereiten. Die chinesische Regierung verwendet das Konzept der »friedlichen Erhebung«, um den geplanten Aufstieg ihres Landes zu einer oder sogar zu der globalen Supermacht im 21. Jahrhundert zu beschreiben. Doch Admiral Mike McConnell glaubt, dass sich die Chinesen der amerikanischen Systeme bedienen, um sich einen Informationsvorteil zu verschaffen, »indem sie die Merkmale eines Waffensystems bei einem Rüstungsunternehmen oder Forschungsergebnisse zur Plasmaphysik ausspionieren«. Aber das rasante Wirtschaftswachstum Chinas und seine Abhängigkeit von den globalen Rohstoffvorräten wie auch seine Streitigkeiten mitseinen Nachbarn (Taiwan, Vietnam) wecken in der militärischen Führung vermutlich die Überzeugung, dass sich das Land auf potenzielle Konflikte vorbereiten muss. Und genau das tut es.
Nach Ansicht des amerikanischen Generalstabchefs Admiral Mike Mullen zielen alle Pläne der Chinesen auf die Vereinigten Staaten. »Sie entwickeln Fähigkeiten, die eindeutig auf die See- und Lufthoheit und in vieler Hinsicht deutlich auf uns zielen«, sagte er in einer Rede vor der Navy League im Mai 2009. »Sie scheinen sich vorrangig auf die Marine der Vereinigten Staaten und auf unsere Stützpunkte in jenem Teil der Welt zu konzentrieren.« Der jährliche Bericht des Verteidigungsministers über die Militärmacht der Volksrepublik China aus dem Jahr 2009 bestätigt diese Einschätzung: Die Chinesen haben Radaranlagen mit großer Reichweite installiert, die über den US-Luftwaffenstützpunkt auf Guam hinausblicken können. Sie haben Anti-Schiff-Raketen entwickelt, die so schnell anfliegen, dass kein amerikanisches Abwehrsystem sie abfangen könnte. China hat einen Flugzeugträger der russischen Kusnezow-Klasse erworben, der gegenwärtig in der Werft von Dalian umgerüstet wird. Am Ende des Jahrzehnts werden die Chinesen in der Lage sein, neue Flugzeugträger zu bauen, und sie werden Piloten für die Flugzeugträgeroperationen ausbilden. Sie haben gegenüber von Taiwan über 2000 Raketen entlang der Küste aufgestellt, und jedes Jahr kommen 100 weitere hinzu. Sie stehen kurz vor der Stationierung einer Rakete mit einer Reichweite von 8000 Kilometern, die es ihnen ermöglichen würde, Atomschläge von See aus zu führen.
Das klingt ein wenig bedrohlich, aber bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass die Modernisierung des chinesischen Militärs allein nicht genügen wird, um die konventionelle Überlegenheit der US-Streitkräfte zu gefährden. Chinas Militärhaushalt entspricht nur einem Bruchteil des amerikanischen. Angeblich beläuft es sich auf 70 Milliarden Dollar, womit es nur ein Achtel des amerikanischen Verteidigungsbudgets ausmacht (ohne die Kosten des Engagements in Afghanistan und im Irak). EineFlugzeugträgerkampfgruppe der US-Marine zählt zu den schlagkräftigsten konventionellen Einheiten, die je zusammengestellt wurden. Sie besteht aus bis zu einem Dutzend Schiffen, darunter Lenkwaffenkreuzer, Zerstörer, Fregatten, Jagd-U-Boote und Trossschiffe, und kann an einem einzigen Tag mehr als 700 Seemeilen zurücklegen, was sie dazu befähigt, jeden Ort auf der Erde, der an ein Meer grenzt, innerhalb von zwei Wochen zu erreichen. Die amerikanische Marine verfügt über elf Flugzeugträgerkampfgruppen. Um diese Streitmacht auf dem neuesten Stand der Technik zu halten, baut die Navy gerade drei Träger der modernen Ford-Klasse. Das erste dieser Schiffe soll im Jahr 2015 in Dienst gestellt werden.
Im genannten Jahresbericht des Pentagons über die Leistungsfähigkeit des chinesischen Militärs wird davon ausgegangen, dass der
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