World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Weltkrieg den Kampf gegen die deutsche U-Boot-Flotte im Atlantik koordinierte. Kurz nach dem Sieg über Hitler-Deutschland im Jahr 1945 wurde die 10. Flotte aufgelöst. Sie war damals – und ist heute wieder – eine »Phantomflotte« ohne Schiffe, eine landgestützte Einheit, die eine notwendige Koordinierungsfunktion hatte. Im Zweiten Weltkrieg erfüllte die hinsichtlich Größe und Tätigkeitsbereich sehr beschränkte 10. Flotte ihren Zweck mit nur 50 Nachrichtendienstoffizieren sehr gut. Heute hat die Navy ehrgeizigere Pläne für diese Flotte. Das bestehende Netzkriegskommando der Marine, das NETWARCOM (Naval Network Warfare Command), wird seinen operativen Aufgaben in Zukunft unter dem Kommando der 10. Flotte nachkommen. Obwohl die Navy für ihre Cyberkrieger keine so aufwändige Werbung betreibt wie die Air Force, ist sie doch davon überzeugt, nicht weniger technische Fähigkeiten zu besitzen als die »fly boys«.
Die Netzkrieger der Army gehören mehrheitlich dem Network Enterprise Technology Command an, genauer dem in Fort Huachuca in Arizona stationierten 9. Signal Command. Die Mitglieder dieser Einheit werden den Kommunikationskommandos in den verschiedenen Weltregionen zugeteilt. Die auf die elektronische Kriegführung spezialisierten Einheiten, die man bei der Army als NetWar units bezeichnet, werden unter dem Nachrichtendienst- und Sicherheitskommando des Heeres auch an derFront eingesetzt, um die herkömmlichen Aufklärungseinheiten in Kampfeinsätzen zu unterstützen. Sie arbeiten im Irak und in Afghanistan eng mit der NSA zusammen, um den kämpfenden Einheiten nachrichtendienstliche Informationen zu liefern. Die für Netzoperationen zuständige Einheit mit dem ungelenken Akronym A-GNOSC (Army Global Network Operations and Security Center) betreibt das LandWarNet, wie der Anteil des Heeres an den Computernetzen des Verteidigungsministeriums genannt wird. Im Juli 2008 stellte die Army ihr erstes NetWar-Bataillon auf. Der Eindruck, dass die Army die am schlechtesten organisierte Truppe unter den Teilstreitkräften ist, täuscht nicht. Nachdem die Entscheidung über die Einrichtung des Cyber Command gefallen war, wies der Verteidigungsminister die Heeresführung an, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die ihre Aufgabenstellung im virtuellen Raum und die Organisation ihrer Netzkriegseinheiten überprüfen sollte.
Die meisten Beobachter, die den Kampf um den Netzkriegsoberbefehl im Pentagon verfolgt hatten, waren der Meinung, die NSA habe die Auseinandersetzung für sich entschieden. Aber der frühere NSA-Direktor Ken Minihan war nicht mit dem Ergebnis zufrieden, und das machte mich stutzig. Minihan ist ein Freund, den ich kenne, seit er im Jahr 1996 als Drei-Sterne-General der Luftwaffe die Leitung der NSA übernahm. Er glaubt, dass der Zugang der NSA und der amerikanischen Streitkräfte zu den Operationen im Cyberspace überdacht werden muss. Die Navy, so Minihan, beschäftige sich ausschließlich mit den Kriegsmarinen anderer Länder. Die Air Force konzentriere sich auf die Verteidigung des Luftraums. Die Army sei vollkommen desorientiert und die NSA im Grunde weiterhin eine Behörde, die nachrichtendienstliche Informationen sammle. »Keine dieser Organisationen befasst sich ausreichend mit der ausländischen Spionageabwehr im virtuellen Raum oder sucht Zugang zu unverzichtbaren Infrastrukturen im Ausland, welche die Vereinigten Staaten in einem zukünftigen Konflikt möglicherweise zerstören möchten, ohneeine Bombe abzuwerfen.« Minihan ist davon überzeugt, dass in der gegenwärtigen Planung für den Cyberkrieg die Erfordernisse nicht richtig definiert werden, dass ein nationales Planungssystem fehlt, welches dafür sorgen könnte, dass die NSA und andere Organisationen am selben Strang ziehen. »Momentan konzentrieren sie sich alle auf ihre eigenen Vorhaben, nicht auf das, was der Präsident möglicherweise von ihnen brauchen wird.«
Minihan und McConnell hegen die Sorge, dass das Cyber Command nicht in der Lage sein wird, die Vereinigten Staaten zu verteidigen. »Alle offensiven Netzkriegskapazitäten der USA sind nutzlos, wenn niemand das Land gegen elektronische Attacken verteidigt«, meint Minihan. Das Netzkriegskommando habe die Aufgabe, das Verteidigungsministerium und vielleicht noch einige andere Regierungseinrichtungen zu schützen, aber für die Verteidigung der zivilen Infrastruktur gebe es weder Pläne noch Kapazitäten. Die beiden früheren NSA-Direktoren sind der Ansicht,
Weitere Kostenlose Bücher