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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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dass diese Aufgabe, wie es auch geplant ist, dem Heimatschutzministerium übertragen werden sollte, aber sie weisen darauf hin, dass dieses Ressort gegenwärtig nicht imstande wäre, den für das Funktionieren des Landes unverzichtbaren virtuellen Raum zu verteidigen. Dasselbe gilt ihrer Meinung nach für das Pentagon. Minihan formuliert es so: »Obwohl es als Verteidigungsministerium bezeichnet wird, wäre dieses Ministerium mit einem Jahresbudget von einer halben Billion Dollar nutzlos, wenn das amerikanische Territorium gegen eine elektronische Attacke einer fremden Macht verteidigt werden müsste.«
    Das geheime Bemühen um eine Strategie
    Die Vorstellung, der Cyberspace sei ein umkämpfter »Herrschaftsbereich«, eine Domäne, in der die Vereinigten Staaten eine »Vormachtstellung« erobern müssten, prägt die Einstellung der amerikanischen Streitkräfte zum Cyberkrieg. Die geheime »Nationale Militärstrategie für Operationen im virtuellen Raum« (die aufgrund einer Anforderung gemäß dem Freedom of Information Act teilweise offengelegt worden ist) verrät ungewöhnlich viel über den Umgang des Militärs mit diesem Thema – was zum Teil daran liegt, dass die Bürger dieses Dokument eigentlich nie zu Gesicht bekommen sollten. An diesem Schriftstück erkennt man, wie hinter verschlossenen Türen im Pentagon über den Netzkrieg gesprochen wird. Auffällig an dem Text ist nicht nur das Eingeständnis, dass der Netzkrieg real ist, sondern auch der geradezu ehrfurchtsvolle Ton, in dem die elektronische Kriegführung als Säule bezeichnet wird, die das Gebäude der modernen Kriegführungskapazitäten stützt. Da es so wenige Gelegenheiten gibt zu erfahren, was die amerikanischen Streitkräfte über die Strategie für den Netzkrieg denken, lohnt es sich, ihre nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Auseinandersetzung mit dieser Frage genau zu lesen.
    Das Dokument, das unter einem Deckbrief des Verteidigungsministers herausgegeben wurde, definiert als Ziel, »die strategische Überlegenheit der US-Streitkräfte im virtuellen Raum zu sichern«. Eine solche Überlegenheit ist den Autoren zufolge erforderlich, um die »Handlungsfreiheit« der amerikanischen Streitkräfte zu garantieren und den Gegnern dieselbe Freiheit vorzuenthalten. Um die nötige Überlegenheit zu erlangen, heißt es in dem Strategiedokument, müssen die Vereinigten Staaten angreifen. Benötigt werden »offensive Fähigkeiten im virtuellen Raum, um die Initiative zu erringen und zu behalten«. Auf den ersten Blick sieht diese Strategie aus wie ein etwas übereifriges Mission Statement. Doch bei genauerer Betrachtung findet man darin die Einsicht in einige grundlegende Probleme, die der Cyberkrieg mit sich bringt. In Bezug auf die Geographie des virtuellen Raums berücksichtigt die Strategie implizit die Frage der Souveränität (»Der Mangel an geographischen Hindernissen … ermöglicht es, Netzkriegsoperationen fast überall durchzuführen«) sowie die Bedrohung ziviler Ziele (»Der virtuelle Raum erstreckt sich überdie geopolitischen Grenzen hinweg … und ermöglicht das Funktionieren lebenswichtiger Infrastrukturen und des Wirtschaftslebens«). Das bedeutet jedoch nicht, dass diese zivilen Ziele von amerikanischen Angriffen ausgenommen werden sollten. Wenn es um die Verteidigung der zivilen Ziele in den Vereinigten Staaten geht, wird die Verantwortung in dem Strategiedokument an das Heimatschutzministerium weitergereicht.
    Die Notwendigkeit, die Initiative zu ergreifen und im Cyberspace als Erster aktiv zu werden, entspringe, heißt es weiter, zum Teil der Tatsache, dass die Bewegungen auf diesem Kriegsschauplatz in einer nie gekannten Geschwindigkeit stattfinden (»[Der] virtuelle Raum ermöglicht großangelegte Operationen … die fast mit Lichtgeschwindigkeit ablaufen … [Er] eröffnet den Befehlshabern Wege, in bis dato unvorstellbar kurzer Zeit Wirkungen zu erzielen.«) Darüber hinaus betonen die Verfasser, dass alle, die in Untätigkeit verharrten, später möglicherweise keine Gelegenheit mehr zum Handeln haben würden, weil »ein zuvor verwundbares Ziel ohne Vorwarnung ersetzt oder mit neuen Verteidigungsmechanismen ausgestattet werden könnte, welche die Wirkung von [Vergeltungs-]Maßnahmen im Cyberspace schmälern werden«. Kurz: Wenn du im virtuellen Raum auf den Angriff der Gegenseite wartest, wirst du möglicherweise feststellen, dass der Gegner gleichzeitig mit seiner Attacke deine logischen Bomben entschärft oder deine

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