World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Heimatschutz und erhalten um acht Uhr abends, als Sie gerade Ihr Büro verlassen wollen, einen Anruf aus dem Lagezentrum des Weißen Hauses. Die NSA hat eine »CRITIC«-Mitteilung herausgegeben, eine außergewöhnliche Mitteilung über einen schwerwiegenden Vorfall. Die Online-Nachricht ist sehr kurz: »Umfassende Bewegungen verschiedener Zero-Day-Malware-Programme in den USA, die sich auf kritische Infrastruktur auswirken.« Der Leiter des Lagezentrums bittet Sie, herunterzukommen und der Sache gemeinsam mit ihm auf den Grund zu gehen.
Als Sie im Lagezentrum eintreffen, wartet der Leiter der für die Informationssysteme zuständigen Abteilung des Verteidigungsministeriums, der Defense Information Systems Agency, auf einer sicheren Leitung am Telefon auf Sie. Er hat gerade den Verteidigungsminister informiert, der ihm vorgeschlagen hat, Sie anzurufen. Das nichtgeheime Netz des Verteidigungsministeriums, das NIPRNET, bricht zusammen. Überall im Netz fallen große Router aus und führen unablässig Neustarts durch. Der Datenverkehr ist praktisch zum Erliegen gekommen. Während er Ihnen das mitteilt, können Sie hören, dass jemand im Hintergrund versucht, seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Als er wieder ans Telefon kommt, sagt er ohne erkennbare Gefühlsregung: »Jetzt sind auch das SIPRNET und das JWICS betroffen.« Die geheimen Netze des Verteidigungsministeriums stürzen ab.
Der Staatsekretär für Heimatschutz, der nicht weiß, was auf der anderen Seite des Flusses im Pentagon geschieht, ruft im WeißenHaus an und verlangt, Sie sofort zu sprechen. Die FEMA, die Bundesbehörde für Katastrophenhilfe, hat ihn darüber informiert, dass ihre Regionalbüros in Philadelphia und Denton (Texas) Großfeuer in Raffinerien und Explosionen in Houston und Philadelphia gemeldet haben; aus mehreren Chemiefabriken in New Jersey und Delaware steigen tödliche Chlorgaswolken auf. Er fügt hinzu, dass das Computernotfallteam in Pittsburgh mit Berichten über Systemausfälle überflutet wird, aber er hat noch keine Zeit gehabt, sich über die Einzelheiten zu informieren.
Bevor Sie den Offizier vom Dienst fragen können, wo sich der Präsident aufhält, reicht Ihnen jemand einen weiteren Telefonhörer. Am anderen Ende der Leitung ist die stellvertretende Verkehrsministerin. »Werden wir angegriffen?«, fragt sie. Als Sie sich nach dem Grund der Frage erkundigen, berichtet sie rasch, was geschehen ist. Im nationalen Luftraumkontrollzentrum sind sämtliche Systeme ausgefallen, und im Alternativzentrum herrscht Panik, weil man weder dort noch in den regionalen Kontrollzentren sehen kann, welche Maschinen in der Luft sind, weshalb Hunderte Flugzeuge von Hand identifiziert und getrennt werden müssen. Brickyard, das Zentrum in Indianapolis, hat bereits einen Zusammenstoß von zwei Boeing 737 in der Luft gemeldet. »Ich dachte, es wäre nur eine Krise im Flugverkehr, aber dann trafen die Meldungen über Zugunglücke ein …«, erklärt sie. Die Bahnbehörde habe die Nachricht erhalten, dass in Long Beach, Norfolk, Chicago und Kansas City Güterzüge entgleist seien.
Sie werfen einen Blick auf die Tafel, die den aktuellen Aufenthaltsort des Präsidenten anzeigt. Dort steht nur: »Washington-OTR«, das heißt, der Präsident ist »off the record«, also privat außerhalb des Weißen Hauses unterwegs. Der Offizier vom Dienst liest Ihre Gedanken und teilt Ihnen mit, dass der Präsident mit der First Lady zum Essen in ein neues Restaurant in Georgetown gefahren ist. »Dann stellen Sie mich zum Leiter seiner Leibwache durch«, sagt eine atemlose Stimme. Sie gehört dem Finanzminister, der aus seinem Büro im Gebäude auf der anderen Straßenseiteherübergelaufen ist. »Der Präsident der Federal Reserve hat gerade angerufen. In ihren Datenzentren hat es eine größere Katastrophe gegeben, die auch die Backups betrifft. Sie haben sämtliche Daten verloren. Auch die Datenzentren beim DTCC und beim SIAC brechen zusammen.« Er erklärt, dass diese Akronyme für wichtige Finanzcomputerzentren in New York stehen. »Niemand wird mehr wissen, wem was gehört. Morgen früh wird sich das gesamte Finanzsystem auflösen.«
Während Sie diese Hiobsbotschaft hören, fällt Ihr Blick auf einen Fernsehschirm, wo gerade ein Bericht über ein U-Bahn-Unglück in einem Tunnel unter dem Potomac läuft. Auf einem anderen Bildschirm ist eine Feuersbrunst in mehreren Vororten von Virginia zu sehen: Eine Gaspipeline ist explodiert. Dann beginnen die Lichter im
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