World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
schreiben, die einen solchen Missbrauch erschweren oder unmöglich machen würde. Dasselbe gilt für die Entwickler des Stromnetzes und anderer vernetzter Systeme. Ihnen lag die Vorstellung fern, dass jemand in diese Netze eindringt und sie umfunktioniert. Der für die Beschaffung der Büroausrüstung verantwortliche Manager in Ihrem Unternehmen horchte nicht auf, als ihm der Vertreter des Geräteherstellers erklärte, der Kopierer ermögliche die Ferndiagnose, sodass über das Internet Updates heruntergeladen, Probleme behoben und bei einem Defekt ein Servicetechniker mit den richtigen Ersatzteilen geschickt werden könne. Die Hacker hingegen horchten auf, aber vielleicht stießen sie bei der Erkundung des Cyberspace auch einfach auf eine Adresse: »Xeonera Kopierer 2000, Seriennummer 20–003488, Your Company, Inc.«
Sollten Sie noch Skepsis gegenüber der Vorstellung spüren, dass Kopiergeräte Teil des Cyberspace sein können, so empfehlen wir Ihnen die Lektüre des Image Source Magazine :
In der Vergangenheit wurde für die Ferndiagnose ein Einwahlmodem benötigt. Die damalige Methodik war etwas umständlich für den Kunden und sehr kostspielig für den Hersteller, der bei jedem einzelnen Gerät einen Telefonanschluss und mit dem Telefonsystem des Kunden kompatible Schaltkästen installieren musste. Aber diese Hindernisse sind dank der Einführungdes Internets und der Drahtlosnetzwerke mittlerweile beseitigt. Da inzwischen alle vernetzten Geräte eine Adresse haben, kann ein diagnostischer Fehlerbericht in Echtzeit via Web übermittelt werden, und das Gerät selbst kann in manchen Fällen vor dem Auftreten des Problems beim Kunden die Servicetechniker benachrichtigen. Die Kundendienstorganisationen können die Kosteneinsparungen und den Wert der Ferndiagnose nicht länger ignorieren. Fast jeder Hersteller verfügt entweder über ein eigenes Ferndiagnoseinstrument (zum Beispiel Remote von Ricoh, Kyocera Admin, Sharp Admin, DRM von Xerox) oder setzt es in Partnerschaft mit Unternehmen wie Imaging Portals oder Print Fleet ein.
Ich verwende dieses profane hypothetische Szenario, weil es sich eignet, die drei Merkmale des Cyberspace zu beschreiben, die den Netzkrieg ermöglichen: (1) Mängel im Design des Internets; (2) Mängel von Hard- und Software; (3) die fortschreitende Integration unverzichtbarer Systeme ins Internet. Sehen wir uns diese drei Merkmale im Einzelnen an.
Schwachstellen des Internets
Es gibt mindestens fünf gravierende Mängel in der Struktur des Internets selbst. Die erste Schwachstelle ist das Adresssystem, das eruiert, wohin man sich im Internet wenden muss, um eine bestimmte Adresse zu finden.
Die Internetdienstanbieter (ISP) werden manchmal als »Carrier« bezeichnet, weil diese Unternehmen die Daten im Internet befördern. Andere Firmen stellen die Computer, die Router, die Server, die Software her, aber die ISP verbinden alle diese Elemente miteinander. Die Dienstanbieter sind nicht alle gleich beschaffen. Für die Zwecke unserer Untersuchung möchte ich sie in zwei Kategorien unterteilen. Da gibt es die nationalen ISP, dieTausende Kilometer Glasfaserkabel besitzen und betreiben, die kreuz und quer über ein Staatsgebiet verlaufen und darin sämtliche Großstädte miteinander verbinden. In den Vereinigten Staaten gibt es sechs dieser großen Dienstanbieter (Verizon, AT&T, Qwest, Sprint, Level 3 und Global Crossing). Da ihre weitverzweigten Glasfaserleitungen das Rückgrat des Internets in den Vereinigten Staaten bilden, werden sie »Backbone Provider« genannt (eine eher technische Bezeichnung lautet »Tier 1 Carrier«). An der Mündung einer Backbone-Leitung in einer Stadt sind zahlreiche kleinere ISP angeschlossen, welche die örtlichen Unternehmen und Privatkunden versorgen. Der lokale Dienstanbieter kann beispielsweise die Telefongesellschaft oder die Kabel-TV-Station sein. Die Kabel des lokalen ISP verlaufen von Ihrem Haus die Straße hinunter in alle Welt hinaus.
Um zu sehen, wie das funktioniert, und um einige der Schwachstellen des Internet-Adresssystems kennenzulernen, sollten wir uns ansehen, was geschieht, wenn man eine Verbindung zum Internet herstellt. Man setzt sich an den Computer und öffnet einen »Browser«. Indem man dieses Programm aktiviert, fordert man es auf, ins Internet hinauszugehen und die eigene »Startseite« zu holen. Nehmen wir an, meine Startseite ist die der Beratungsfirma, für die ich arbeite. Ich sitze also in meinem Heimbüro in meinem Haus im
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