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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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konfrontiert: Es mag auf untergeordneten Ebenen Versuche geben, in die Computernetze des Pentagons einzudringen, aber es gibt doch eigentlich keinen Grund zur Besorgnis, denn die Sicherheitssoftware (Firewalls, Systeme zur Erkennung und Blockade von Eindringlingen) kann die meisten Bedrohungen entschärfen. Warum sollten die Militärs auf den Gedanken kommen, dass ihr geistiges Eigentum, ihre Kronjuwelen, ihre chemischen Formeln, technischen Zeichnungen oder Softwarecodes mittlerweile auf Festplatten in China, Russland oder irgendwo anders liegen? Nun, vielleicht sollten sie auf diesen Gedanken kommen, denn wenn etwas wirklich wertvoll ist, wurde es vermutlich bereits entwendet.
    Der Unterschied zwischen Kunstdieben und Weltklassehackern ist, dass man, wenn man ein Opfer der besten virtuellen Diebe wird, nie erfährt, dass man bestohlen wurde. »Verdammt, die US-Regierung dringt jeden Monat [Zahl darf nicht genannt werden] Mal in ausländische Netze ein«, sagte mir ein Nachrichtendienstmitarbeiter. »Wir werden nie erwischt. Wenn wir nicht erwischt werden, sollte klar sein, dass auch die Sicherheitsmechanismen unserer eigenen Netze ausgetrickst werden.« Wie kann man jemandem klarmachen, dass er ein Problem hat, wenn man nicht beweisen kann, dass dieses Problem existiert? Die Daten verschwinden nicht wie jener Vermeer, der im Jahr 1990 aus dem Isabella Stewart Gardner Museum in Boston gestohlen wurde. Es hört sich an, als hätten wir es mit einem neuartigen, im virtuellen Raum entstandenen Problem zu tun. Aber die Geheimdiensthistoriker kennen diese Geschichte schon.
    Während des Kalten Kriegs war die Navy zuversichtlich, die weniger schlagkräftigen sowjetischen Seestreitkräfte schlagen zukönnen, sollte es je zu einem Kampf kommen. Doch dann erfuhr sie, dass eine amerikanische Familie der Sowjetunion einen einzigartigen Vorteil in die Hände gespielt hatte. Zur Familie Walker gehörten auch ein Angestellter der NSA und sein Sohn, ein Angehöriger der Navy. Die Walkers hatten den Sowjets die geheimen Codes der Navy zugespielt, jene Codes, die zur Ver- und Entschlüsselung der Kommunikation zwischen den amerikanischen Schiffen benutzt wurden. Die Rote Flotte wusste, wo unsere Schiffe waren, wohin sie sich bewegten, welche Befehle sie hatten und welche Waffensysteme und andere Geräte an Bord nicht funktionierten. Die Amerikaner ahnten nicht, dass die Sowjets all diese Dinge wussten. Zwar nahmen die US-Militärs an, dass der Gegner die Funkmitteilungen abfing, aber sie vertrauten darauf, dass es den Sowjets nie gelingen würde, die Codes zu knacken. Tatsächlich wäre ihnen das vermutlich nie gelungen, aber sie konnten vertrauenswürdigen Amerikanern die Dechiffrierschlüssel abkaufen.
    Der Hochmut, mit dem die amerikanische Marine die Möglichkeit ausschloss, ihre Codes könnten geknackt werden, war keineswegs beispiellos in der Geschichte der Dechiffrierung: Die Japaner glaubten im Zweiten Weltkrieg, es sei unmöglich, ihre Codes zu knacken, aber genau das taten Amerikaner und Engländer. Einige Historiker glauben, dass die amerikanische Marine die japanische nur deshalb besiegte, weil es ihr gelang, den Funkverkehr der Japaner zu entschlüsseln. Den entscheidenden Sieg in der Schlacht um die Midwayinseln verdankte die amerikanische Flotte zweifellos der Tatsache, dass es gelungen war, die japanischen Codes zu knacken. So kannten die Amerikaner die Pläne des Gegners. Man darf annehmen, dass im Lauf der Jahrzehnte angeblich nicht zu dechiffrierende Codes vieler Streitkräfte in Wahrheit von der Gegenseite gelesen wurden.
    Obwohl die Historiker und die Verantwortlichen für die nationale Sicherheit wissen, dass es zahlreiche Präzedenzfälle von Einrichtungen gibt, die irrtümlich davon ausgingen, ihre Kommunikation sei sicher, sträuben sich noch immer viele gegen das Eingeständnis, dass wir heute möglicherweise ebenfalls in diesem Irrglauben leben. Die gegenwärtige amerikanische Militärführung hält es für undenkbar, dass ihr geheimes und ihr streng geheimes Intranet (das SIPRNET und das JWICS) gefährdet sein könnten, aber mehrere Experten versicherten mir, dass diese Gefahr sehr wohl besteht. Auch viele Unternehmensführer glauben, die Geheimnisse ihrer Firmen seien dank ihrer Millioneninvestitionen in die Sicherheit ihrer Computersysteme geschützt. Schließlich hätte das System zur Erkennung von Eindringlingen doch Alarm geschlagen, wäre jemand in ihre geheimen Datenbanken eingedrungen.

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