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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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und jetzt hielten sie ihre Mittagspause. Sie machten es sich im Schatten bequem, benutzten das Stammsegment eines der gefällten Bäume als Tisch und kauten hartes Schwarzbrot, kalten Speck und Käse. Einer von ihnen – nach dem Aussehen seiner Schuhe und Strümpfe zu urteilen, war es Robideau – schnarchte glückselig unter einem Brombeerstrauch, ein schmutziges weißes Taschentuch übers Gesicht gelegt. Während der patroon zuhörte, wie der junge Oothouse die Vorzüge des Kuhmists lobte, nahm er dennoch jede quietschende, revolutionäre Drehung der Wagenräder hinter sich wahr, jedes Prusten und Keuchen der kurzatmigen alten Ochsen. Schließlich kam der Wagen in seinem Rücken mit einem qualvollen Kreischen der Achsen zum Stehen.
    Indem er die Nase reckte und mit all der herrischen Energie herumwirbelte, die er aufbringen konnte, war der patroon im Prinzip bereit, sich besänftigen zu lassen, da ja Van Brunts Anwesenheit – mochte er auch nur widerwillig und höchst verspätet gekommen sein – den untrüglichen Beweis darstellte, daß er ihm sehr wohl gehörte, genau wie ihm auch der Rest dieser armseligen Dreckbuddler gehörte, daß sein Wort Gesetz war und er das Recht auf Zwangsräumung und Verbannung besaß. Er drehte sich um, doch mit dem, was er dort sah, hatte er ganz und gar nicht gerechnet. Das war nicht Van Brunt, der da die Zügel hielt – das war ein Junge, ein Indianerbastard mit den glasigen, starren Augen der geistig Minderbemittelten. Und neben ihm saß ein zweiter Junge, noch kleiner, schwächlicher, dünner als der erste, ein Kind, wie man es zum Nüssesammeln schickte, nicht zum Straßenbau.
    »Es – es –« Cats versuchte, etwas zu sagen. Der patroon durchbohrte ihn mit einem schneidenden Blick. »– Es tut mir leid, aber mein Schwiegersohn, äh, ich meine, der Bauer Van Brunt ist, äh, unpäßlich, und deshalb hat er, äh, seine, äh –«
    »Ruhe!« Der patroon explodierte jetzt. »Ich habe Euch doch befohlen«, polterte er und kam in den riesigen, kahnartigen Galoschen, die seine Schnallenschuhe vor dem schmutzigen Erdreich schützen sollten, auf den im Boden versinkenden schout zu, »ihn hierherzubringen, oder etwa nicht!?«
    »Das stimmt, mijnheer «, sagte der schout, riß sich den Hut vom Kopf und drehte ihn in den Händen. Er starrte auf seine Füße. »Aber statt dessen, weil er doch, äh, krank ist –«
    In diesem Moment begann der Junge – der Kleinere, der Weiße – zu reden. Seine Stimme klang so hoch und schrill und gellend wie eine schlecht gespielte Pikkoloflöte. »Ist doch gar nicht wahr, grootvader«, sagte er und richtete sich langsam auf. Dann wandte er sich direkt an den patroon , keck wie ein Dieb. »Er will nicht herkommen, ganz einfach. Er sagt, daß er zu tun hat. Und daß er seine Pacht gezahlt hat. Und daß er ebenso viel wert ist wie Ihr.«
    Dem patroon fehlten die Worte. Er drehte sich um, schlurfte zu seinem Hengst hinüber, schleuderte die Galoschen beiseite und schwang sich in den Sattel. Dann winkte er dem jungen Oothouse. »Du da«, fauchte er, »geh und hol heer van den Post!« Alle – sogar Mistress Sturdivant, die sich einem Auflauf aus Hackfleisch und Kartoffeln von der Größe eines Fußballs gewidmet hatte – sahen Oothouse nach. Niemand rührte sich, und niemand sagte ein Wort, bis er wiederkam.
    Der junge Oothouse, ein eher träger junger Mann, der schon Fett ansetzte und sonst zu maßvollem Tempo neigte, legte die Strecke im Dauerlauf zurück, und als er an der Kurve wieder auftauchte, war er knallrot im Gesicht und schweißgebadet; neben ihm trabte mit leichten Schritten van den Post. Er stand im nächsten Augenblick vor dem patroon und blickte unter der Krempe seines Spitzhuts gelassen zu ihm auf. »Ja, mijnheer ?« fragte er, kaum keuchend.
    Mit kalter, spröder Stimme sagte der patroon von seiner erhöhten Stellung auf dem Pferderücken: »Aelbregt, Ihr werdet jetzt zu heer Cats gehen und ihm den Federhut und das silberbeschlagene Rapier abnehmen, die die Insignien seines Amtes sind – sie gehören nunmehr Euch.« Und dann, an Joost gewandt, der wie betäubt dastand, während van den Post ihm das Rapier abnahm: »Heer Cats, Ihr werdet heute nachmittag die Arbeiten an der Straße beaufsichtigen, und danach kehrt Ihr auf Euren Hof zurück.«
    Immer noch hatte niemand sonst ein Wort gesagt, doch in aller Mienen stand Bestürzung geschrieben. Joost Cats war der schout gewesen, solange sich irgend jemand erinnern konnte, und ihn einfach

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