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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Spinett und mehrere düstere Familienporträts, die ein wenig Leben in die trostlose Atmosphäre des oberen Gutshauses bringen sollten. Pompey II., der mittlerweile achtzehnjährige einzige männliche Nachkomme aus der Verbindung von Ismailia und Pompey I., den beiden Haussklaven des verstorbenen alten patroon , saß rittlings auf den Kisten mit Küchengerät, Proviant und Mobiliar. Pompeys Schwester Calpurnia, die wesentlich hellere Haut hatte und mit ihrer gekrümmten Nase und den seltsam, beinahe spastisch verrenkten Gliedern an den alten patroon erinnerte, hielt die drei Söhne des mijnheer davon ab, sich zu ertränken, und kümmerte sich um die Frisur von Saskia, der feingliedrigen zehnjährigen Tochter des patroon.
    Am Blue Rock wurde Stephanus von dem inzwischen fetter, älter und beträchtlich reicher gewordenen Jan Pieterse empfangen, nebst einer Delegation von trägen Bauern mit ausgebeulten Hosen, die in den Haaren Schuppen und in den Jackentaschen Tonpfeifen hatten. Sein Faktotum, ein salbungsvoller, pausenlos zappelnder, schlangenartiger Kerl namens Aelbregt van den Post, beaufsichtigte das Umladen der Kisten von der Schaluppe auf die beiden Wagen, die bereitstanden, um den patroon und seine Habe zu befördern. Van den Post hatte angeblich seinerzeit einen Schiffbruch vor Cape Ann überlebt, indem er sich an eine Planke geklammert und drei Wochen lang von Quallen ernährt hatte; nun nahm er all seine sehnige Energie zusammen und ging ans Werk wie ein Besessener: er wieselte den großen Felsblock hinauf und hinunter, kommandierte die apathische Besatzung der Schaluppe lautstark herum, geleitete mijnheers Gattin über die Gangway, beschwichtigte die Pferde, versetzte dem Pechvogel von Zimmermann Knüffe, weil er sein Werkzeug zu langsam auslud, keifte mit Pompey und schimpfte mit den Kindern und fand dabei trotzdem noch Zeit, vor den Füßen seines Herrn zu dienern und katzbuckeln wie ein sabbernder Spaniel. Als alles bereit war, fuhren der patroon und seine Familie in dem leichteren Wagen voran, mit Pompey auf dem Kutschbock. Van den Post und der Zimmermann kauerten sich auf den primitiven Bohlensitz des total überladenen, von einem Paar stinkender Ochsen gezogenen Bauernwagens und bildeten die Nachhut.
    Der patroon hatte es eilig, ans Ziel zu kommen. Als er im Frühling das obere Gutshaus besucht hatte, war er schockiert gewesen, wie heruntergekommen es war: die Mühlsteine waren zu Staub zermahlen, die Äcker verwahrlost, das Haus selbst stand schief wie ein krängendes Schiff bei hohem Seegang. Mißwirtschaft, das war der Grund. Das und seine eigenen anderweitigen Beschäftigungen. Weshalb sollten seine Pächter denn auch rascher vorankommen als im Schneckentempo, wenn niemand da war, der die Peitsche über ihnen knallen ließ?
    Nun ja, all das würde sich jetzt ändern.
    Er hatte vor, das obere Gutshaus bis zum Einbruch des Winters selbst zu bewohnen, die Pächter fester an die Kandare zu nehmen und die Dinge in Ordnung zu bringen, damit er danach seinen Vetter, diesen Schwachkopf, dort einziehen lassen konnte, ohne fürchten zu müssen, daß das Gut in Schutt und Asche fiel. In zehn Jahren brauchte er das Haus für Rombout, seinen ältesten Sohn, und wenn er selbst einmal starb, dann würde das untere Haus – und auch der Hof von Cats – an Oloffe, den mittleren, und Pieter, den jüngsten Sohn fallen. Einstweilen aber sollte die ganze Familie hier leben unter dem Dach des schönen alten Hauses, das sein Vater und sein Onkel vor kaum dreißig Jahren erbaut hatten, und Stephanus wollte diesem Unternehmen seine gesamte Kraft widmen. Der alte Ter Dingas Bosyn, der commis , würde sich um das untere Gutshaus und die Warensendung kümmern, die am Ende des Monats aus Rotterdam erwartet wurde, und Cats würde in Croton nach dem Rechten sehen. Schließlich ging er nicht auf eine einsame Insel, ins Exil oder so – das untere Gutshaus war keinen halben Tagesritt entfernt, falls irgend etwas passierte.
    Es dauerte eine Woche, bis er sich eingerichtet hatte. Seine Mutter, die zuvor allein dort gewohnt hatte, war kühl und reizbar, und er brachte die ersten paar Tage in dem Bemühen zu, sie von der fixen Idee abzubringen, man wolle sie verstoßen und dem Märtyrertod unter den wilden Tieren überlassen. Dann war da noch die Haushälterin, Vrouw van Bittervelt, die jeden Änderungsvorschlag als persönlichen Affront betrachtete, Pompey und Calpurnia für Kannibalen in holländischer Verkleidung hielt und

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