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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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erbittert gegen jedes Möbelstück, jeden Teller und jede Tasse kämpfte, die Hester ins Haus brachte, und schließlich mußte noch das heikle Problem mit der Familie de Vries aus der Welt geschafft werden. Gerrit Jacobzoon de Vries, seine Frau und seine zwei schwachsinnigen Söhne hatten das Haus in all den Jahren verwaltet – und zwar verdammt schlecht. Am ersten Abend, nach einer Mahlzeit mit gekochtem Aal und Kohl, den Vrouw van Bittervelt mit Mordlust in den Augen aus reiner Gehässigkeit im Topf hatte anbrennen lassen, bestellte Stephanus Gerrit de Vries zu sich in den vorderen Salon. Er verlieh zunächst seiner Dankbarkeit für die vielen Jahre Ausdruck, in denen Gerrit ihm und davor seinem Vater gedient hätte, umriß dann kurz die Pläne, die er mit dem oberen Gutshaus und der Mühle hatte, und schloß damit, daß er ihm einen neuen Hof hinter dem der van der Meulens anbot – zu denselben Bedingungen, die er jedem neuen Pächter bieten würde: er bekäme Baustoffe, Vieh und Ackergeräte teilweise gestellt, und alle Verbesserungen wären Eigentum des patroon, der Pachtzins würde jeweils im November fällig.
    De Vries verschlug es die Sprache. Sein Gesicht lief rot an; er drehte den Hut in seinen groben Händen. Endlich faßte er sich und stammelte im Holländisch der einfachen Bauern: »Ihr – Ihr meint, so ganz von vorne anfangen?«
    Mijnheer nickte.
    Der Rest war einfach. De Vries spuckte ihm vor die Füße, und der patroon ließ ihn von van den Post hinauswerfen. Am nächsten Morgen war die Familie de Vries verschwunden, nach dreizehn Jahren im oberen Gutshaus.
    Sobald das geklärt war, ließ der patroon van den Post die Feldarbeit einteilen und befahl dem Zimmermann, das Dach des Hauses neu zu decken und danach Steine für einen zweistöckigen Anbau herbeizuschleppen, der den bisherigen Platz mehr als verdoppeln würde. Dann richteten sich seine Gedanken darauf, eine Straße zu bauen. Und die bisherige zu erweitern.
    An einem schönen, heißen Augustmorgen, während die Brombeeren in den Wäldern reiften, der Mais auf den Feldern süß wurde und die Krebse aus der Bucht heraus und direkt in den Kochtopf krochen, befahl der patroon seine Pächter herbei, damit sie den ihm zustehenden Arbeitseinsatz leisteten. Um acht Uhr waren sie da, versammelten sich mit ihren Karren und Gespannen, ihren Äxten und Schaufeln und Eggen vor dem Haus. Der patroon, angetan mit weiten Reithosen und einem ärmellosen Seidenwams, hatte sich den geschmeidigen Narragansett-Hengst satteln lassen, den ihm der schout aus Croton heraufgebracht hatte, und begrüßte jeden von ihnen mit herrischem Kopfnicken – zuerst die van der Meulens, den alten Staats und seinen Sohn Douw, der inzwischen selbst einen Hof gepachtet hatte; dann die Cranes, die Ten Haers und den Sohn von Reinier Oothouse, der die Farm übernommen hatte, als seinem Vater vom Delirium tremens das Hirn weich geworden war; schließlich die Lents, die Robideaus, die Mussers und die Sturdivants.
    Alles in allem lebten an die zweihundert Menschen auf den Ländereien der Van Warts, wenn man das obere und das untere Gutshaus zusammennahm, doch die meisten von ihnen siedelten am Hudson in Croton oder verteilten sich landeinwärts entlang des Croton River. Hier oben, am nördlichen Ende von Stephanus’ Besitzungen, gab es nur zehn Höfe mit insgesamt, nach neusten Zählungen, neunundfünfzig Seelen – ausgenommen natürlich die verkommene Bande der Kitchawanken bei Indian Point und die sechsundzwanzig freien Kronbürger, die rings um Pieterses Kill Grundstücke bestellten, die ihnen der Händler zum Fünfzigfachen des ursprünglichen Kaufpreises übereignet hatte. Zehn Höfe. Das waren zwar vier mehr als zu den Zeiten seines Vaters, doch in den Augen des jongheer war es nichts. Nicht einmal ein Anfang.
    Er hatte Land dazugekauft, im Osten von einem degenerierten Connecticut-Stamm und im Süden von den Sint Sinks. Und durch geschicktes Anwerben unter den benommenen, seekranken Einwanderern, die mit kaum mehr als dem Wind im Rücken und verschnupften Nasen in Manhattan an Land wankten, war es ihm gelungen, für fast jedes der prächtigen Grundstücke in Croton einen Pächter zu finden – und er würde noch mehr finden, Hunderte von ihnen, um die Wildnis hier oben zu kultivieren. Was ihm vorschwebte, war nicht weniger als die größte Länderei der gesamten Kolonie, ein Großgrundbesitz, neben dem selbst die größten Güter in Europa nur ein paar Gemüsebeete waren. Es war

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