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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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einem etwas selbstgefälligen Lächeln fügte er hinzu: »Die hier sind nämlich nicht nur zur Zierde da.«
    Dann drehte er sich um und schnipste nach dem nächsten Offizier. »Mein Enkel braucht ihre Jacke, Mawser.«
    Er zog sich die Jacke aus, auf der die Tresse eines Oberleut- nants prangte. Col war groß genug, um die Jacke fast auszufüllen.
    »Heute werden wir von ganz oben nach Draußen gucken«, verkündete Sir Mormus.
    Col folgte ihm zu einer Treppe, die an der Seite der Brücke steil emporstieg. Ihre Metallstufen erzitterten unter dem Gewicht von Sir Mormus.
    Sie gelangten in einen kleinen runden Raum, der einem Gefechtsturm ähnelte. Sir Mormus entriegelte eine Tür und trat ins Freie.
    Col folgte seinem Großvater hinaus in eine Welt voller Sonne und frischer Luft. Es war unglaublich. Hier war es nach allen Seiten hin offen! Etwas so Herrliches hatte er nie zuvor erlebt. Der kalte Wind blähte seine Haare und brachte seine Wangen zum Kribbeln. Col riss den Mund auf und ließ die frische Luft in seine Lungen strömen.
    Sie standen auf einer Plattform oberhalb der Brücke. Um sie herum waren Masten und Kabel, die im Wind sangen und seufzten. Col sah einem halben Dutzend Wolkenflocken hinterher – sie schienen zum Greifen nahe. Er hätte für immer dort oben bleiben mögen, nur um die Sonne auf seinem Gesicht zu spüren und den Wind. Es war, als ob er durch den Himmel segelte.
    Der Großvater marschierte bereits zu einer hüfthohen stählernen Brüstung, die den Vorderteil der Plattform säumte. Col eilte ihm nach und lehnte sich, wie sein Großvater, über die Brüstung und sah hinaus.
    Die gigantischen Ausmaße dessen, was er da sah, verschlugen ihm den Atem. Zum einen waren da unten, tief unten, die grauen Metalldecks des Worldshaker – aber noch viel beeindruckender war die Landschaft, die sich um ihn herum bis zum Horizont erstreckte: Wälder, Hügel und das Meer! Ein großartiges Panorama!
    »Nun, was denkst du, mein Junge?«
    Col wusste nicht, wie er in Worte fassen sollte, was er fühlte. Es schien, als wären die Landkarten seines Atlas zum Leben erwacht. Er konnte eine gewundene Linie zwischen dem Blau des Meeres und den Farben des Landes ausmachen.
    »Wo sind wir, Sir?« Er zeigte mit dem Finger nach vorne. »Und was ist das da?«,
    »Das? Das ist die Ostküste des südlichen Indiens. Wir sind über die Nilgiri-Berge und durch den Amaravati-Fluss gefahren. Siehst du die hellen grünen und braunen Flecken da?«
    Col folgte dem Blick seines Großvaters. »Jawohl, Sir.«
    »Bewirtschaftete Flächen. Primitiver Ackerbau. Und siehst du die blassgelben Flecken dahinten?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Städte und Dörfer der Eingeborenen, Zentren von Westentaschen-Königreichen. In drei Stunden erreichen wir die Küste und nehmen die Palk Straße nach Ceylon.«
    Ceylon, das war die verschwommene Kontur eines Landes da unten, die kaum am Horizont zu erkennen war.
    »Das Wasser ist so seicht, dass wir auf unseren Walzen hinüberrollen können, ohne die Propeller in Anspruch nehmen zu müssen«, fuhr Sir Mormus fort. »Als zukünftiger Oberbefehlshaber musst du dich mit diesen Dingen auskennen.«
    Col war verwirrt. »Wir scheinen uns überhaupt nicht zu bewegen.«
    Sir Mormus war sichtlich amüsiert. »Wir sind 1300 Fuß über der Erde, mein Junge. Am Boden sind wir schneller als ein Pferd im Galopp. Achte mal auf die dunkle Linie da.«
    »Was ist das, Sir?«
    »Der Vaigai-Fluss. In ein paar Minuten werden wir über ihn hinwegrollen.«
    Die dunkle Linie lag nur ein kleines Stück vor dem steilen Bug des Juggernaut. Col sah wie gebannt zu, wie der Abstand immer geringer wurde. Eben konnte er noch das Glitzern des Flusses erkennen, dann hatte sich der Bug dazwischen geschoben.
    »Sir, wie sehen unsere Walzen aus?«
    »Wir haben dreihundertvierzig Stück davon, und jede wiegt achthundert Tonnen.«
    Col versuchte sich vorzustellen, wie die Walzen über den Vaigai-Fluss rollten, aber seine Phantasie ließ ihn im Stich.
    »Wir lassen sie jedes Mal reinigen, wenn wir an einer Kohlestation Halt machen«, fuhr Sir Mormus fort. »Weißt du, was eine Kohlestation ist, mein Junge?«
    »Nein, Sir.«
    »Das ist ein Stützpunkt, wo wir Kohle und andere Rohstoffe an Bord nehmen. Alle achtzehn Monate müssen wir unser Lager auffüllen. In drei Monaten ist das wieder fällig.«
    Col fielen die roten Punkte auf den verschiedenen Kontinenten ein, die in seinem Atlas zu sehen waren. »Ist das so, wie Gibraltar und Hongkong,

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