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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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eiserne Handschellen an, ein anderer tat dasselbe mit ihren Fußknöcheln. Vergeblich wand sie sich, vergeblich bäumte sie sich auf.
    Sir Mormus hob den Fuß und trat zurück. »Niemand hat hier Zutritt«, befahl er. »Ich möchte nicht, dass unsere Gäste das zu sehen bekommen.«
    Er ging zu Ebnolia, die sich schon etwas zurückgezogen hatte, nicht weit entfernt von Col und Gillabeth. Obwohl sie leise sprachen, verstand Col genug, um sich den Rest denken zu können.
    »Du weißt, was sie ist?«, flüsterte Ebnolia.
    »Ja. Sie muss –«
    »Der Skandal wird uns zugrunde richten.«
    »Ich kann dafür sorgen, dass der Wachdienst den Mund hält.«
    »… müssen sie trotzdem unbemerkt hier rausbekommen.«
    »Wenn ich den Empfang verlasse, wird es Gerede geben.«
    »Dann kann ich mich doch darum kümmern?«
    »Gut … der übliche Ort?«
    »Ich werde zusehen, dass sie dort sofort hingebracht wird.«
    Sir Mormus nickte. Ebnolia räusperte sich und gab die Anweisung mit ihrer normalen Stimme: »Hebt sie auf und bringt sie in die Korrekturkammer.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis Col registrierte, was er da gehört hatte. Es gab also eine Korrekturkammer! Und da wurde Riff jetzt hingebracht! Der Ort, den sie mehr fürchtete als alles andere!
    Das bestätigte der Blick absoluter Verzweiflung in ihren Augen. Ihm wurde fast schlecht, als er daran dachte, dass man sie in einen schlurfenden, sprachlosen, hirnlosen Gesindling verwandeln wollte.
    Vier Männer packten sie jetzt an Armen und Schultern, die anderen schirmten sie vor neugierigen Blicken ab. Ihr cremefarbenes Kleid hing in Fetzen an ihr herab. Col sah zu, wie sie weggeschleppt wurde.
    »Du würdest ihr am liebsten folgen, nicht wahr?«
    Er blinzelte. Gillabeth! Sie musterte ihn aufmerksam.
    »Ja«, sagte er, ohne nachzudenken.
    Er konnte fast sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Wie viel hatte sie schon herausbekommen?
    »Dann würde man dich aber gleich bemerken.«
    »Ich –«
    »Es sei denn, ich bringe dich da auf einem anderen Weg hin.«
    »Wohin?«
    »Na, zur Korrekturkammer natürlich, was denkst du denn?«
    »Dann weißt du also davon?«
    »Das habe ich immer schon gewusst. Also?«
    »Ja. Bring mich dahin. Bitte.«

63
    Sie gingen durch eine Tür auf der anderen Seite des Großen Versammlungssaals. Kaum waren sie im Gang, da schnappte Gillabeth sich Antrobus und nahm ihn auf den Arm, um schneller voranzukommen.
    Col waren ihre Motive gleichgültig – ob sie ihm wirklich helfen wollte oder ob es ihr nur darum ging, dass er sich für alle Zeiten unmöglich machte. Alles, was er wollte, war Riff zu retten.
    Sie gingen an zwei Treppen vorbei, die nach unten führten, dann bogen sie in eine kurze Sackgasse. Gillabeth ging zu den grünen Samtvorhängen am Ende des Gangs und riss sie auseinander. Dahinter befanden sich hölzerne Pendeltüren. Sie öffnete die Türen, und die Antriebsketten und Führungsschienen eines Dampffahrstuhls kamen zum Vorschein.
    »Wir nehmen die Abkürzung.«
    »Darfst du den denn ohne Aufsicht benutzen?«
    »Ich darf ihn überhaupt nicht benutzen.«
    Sie wusste allerdings sehr wohl damit umzugehen. Sie drückte auf einen Schalter, und irgendwo über ihnen begann ein ratterndes, knallendes Geräusch. Als der Fahrstuhlkorb ankam, stiegen sie ein und Gillabeth legte einen Hebel um.
    »Die Korrekturkammer ist auf Deck 48, aber der Eingang befindet sich auf Deck 49«, sagte sie.
    Selbst diese Abkürzung erschien Col quälend langsam. Dampfschwaden waberten um sie herum, während sie empor schwebten.
    Auf Deck 49 gingen sie wieder durch Pendeltüren und grüne Vorhänge, danach passierten sie ein Gewirr von Schreibstuben hinter Glaswänden. Darin befanden sich schwarze Kästen, an denen winzige Lichter funkelten, und Kabuffs, in denen Männer mit Metallschalen auf den Ohren saßen, den Bleistift gezückt.
    »Drahtlose Telegraphie«, erklärte Gillabeth. »Die Signale kommen als Morsezeichen rein und werden in Meldungen umgewandelt. Anhand dieser Meldungen verfolgen wir den Kurs anderer Juggernauts.«
    » Komm endlich!« Col rannte immer schneller. »Die Korrekturkammer.«
    Einige der Männer blickten kurz hoch und sahen sie finster an. Einer kam sogar zur Tür und starrte ihnen hinterher. Aber niemand stellte sie zur Rede.
    Sie verließen die Funkstation und gingen einen Gang mit kahlen Wänden hinunter. An der ersten Ecke hob Gillabeth warnend die Hand und blieb abrupt stehen. Zusammen schauten sie vorsichtig in den nächsten Gang.
    Vor

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